Stimmt die immer wieder gehörte Behauptung, dass Frauen eine höhere emotionale Intelligenz aufweisen? Oder einen besseren respektive feinfühligeren Führungsstil pflegen, weniger Risiken eingehen und über mehr Intuition verfügen? Die Credit Suisse wollte es genau wissen und hat 2360 Firmen untersucht, die im MSCI Index enthalten sind. Demnach weisen Unternehmen mit mindestens einer Frau im Verwaltungsrat eine höhere Eigenkapitalrendite, einen tieferen Verschuldungsgrad, ein besseres Wachstum und ein höheres Kurs-Buchwert-Verhältnis auf. Und der Aktienkurs von Konzernen mit weiblichen Verwaltungsräten entwickelte sich besser als jener von Firmen mit rein männlicher Besetzung.
Vor einem Jahr habe ich den von der Bank Vontobel aufgelegten «Top Executive Women Basket» vorgestellt. Dieser enthält die Aktien von einem Dutzend Unternehmen, bei denen Frauen die Hauptrolle spielen. Die Performance einzelner Aktien ist beeindruckend. Die Papiere der von Magdalena Martullo-Blocher geleiteten Ems-Chemie rückten im Jahresvergleich um 24 Prozent vor. Dieselbe Performance vorweisen kann Catherine Livingstone, Chairwoman der australischen Telstra. Auf 22 Prozent kommen die Titel der ebenfalls australischen Westpac Bank, von Gail Patricia Kelly geleitet. Sonst ist die Performance des Baskets durchmischt, zwei Valoren stürzten sogar um 28 Prozent ab.
Unterm Strich waren mit dem Zertifikat 8,1 Prozent zu verdienen, nach Abzug der Management Fee bleiben noch 6,5 Prozent. Eine magere Performance, legte doch der Schweizer Blue-Chip-Index SMI über die gleiche Periode 19,0 oder der Dow Jones 15,7 Prozent zu. Ich wiederhole mich: Der Women Basket ist eine nette Idee – mehr aber auch nicht. Interessanter ist es, wenn man auf Einzelfälle abstellt: gut positionierte und bestens finanzierte Unternehmen in attraktiven Branchen, die von Frauen geleitet werden.
Zu hoch gepokert. Die Gerüchte sickerten im Dezember des vergangenen Jahres am Aktienmarkt durch: Der Pharmakonzern Roche habe beide Augen auf den kalifornischen Gentechspezialisten Illumina geworfen. Einen Monat später lancierte Roche tatsächlich ein Angebot von 44.50 Dollar pro Aktie. Dies entsprach einem saftigen Aufschlag von zwei Dritteln gegenüber dem Zeitpunkt, als die ersten Gerüchte auftauchten. Roche-Chef Severin Schwan bezeichnete die Offerte als «unwiderstehlich», Illumina-CEO Jay Flatley wies das Angebot entrüstet als viel zu tief zurück. Auch als die Basler Monate später auf 51 Dollar nachbesserten, zeigten ihnen die Amerikaner die kalte Schulter.
Im April hatten die Basler genug, sie bliesen den Übernahmeversuch ab. Seither haben die Roche-«Genüsse» um 13 Prozent zugelegt, die Illumina-Valoren dagegen schmierten um 20 Prozent ab. Nicht zum Wohlgefallen einiger Grossaktionäre; sie reichten gegen das Management der kalifornischen Firma eine Sammelklage ein.
Für die Illumina-Oberen wird es immer ungemütlicher. Die Übernahmejagd jedenfalls dürfte jetzt erst recht losgehen. Denn je mehr der Aktienkurs fällt, desto attraktiver wird das US-Gentechnikunternehmen. Als Interessenten genannt werden Abbott oder Siemens. Doch auch Roche könnte einen neuen Versuch wagen. Die Illumina-Aktien sind zwar fundamental wenig attraktiv, mit Blick auf ein mögliches Bietergefecht allerdings eine Spekulation wert. Wer auf Solidität abstellt, sollte sich an Roche halten; ein für 2013 geschätztes Kurs-Gewinn-Verhältnis von 12,3 sowie eine Dividendenrendite von 3,9 Prozent sind gute Argumente.
Auf Zielkurs. Nachdem die Aktien von Givaudan lange Zeit unter Abgabedruck gestanden hatten, haben sie sich über die letzten zwölf Monate erholt: plus 28 Prozent. Das Geschäft läuft gut, Konzernchef Gilles Andrier zeigte sich bei der Präsentation der Halbjahreszahlen zufrieden. Der Weltmarktführer bei Aroma- und Riechstoffen erzielte ein um zwölf Prozent höheres Ebitda – dies entspricht einer ansehnlichen Marge von 20,1 Prozent –, der Gewinn verbesserte sich um über zwei Drittel.
Das Management bekräftigte die Fünfjahresziele: ein Wachstum von jährlich 4,5 bis 5,5 Prozent, während der Gesamtmarkt um 2 bis 3 Prozent zulegen dürfte. Auch die Ertragslage sollte sich spürbar verbessern. Einzig die steigenden Rohstoffkosten bereiten den Genfern Sorgen. Die Aktien sind mit einem für 2013 geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnis von 15,6 zwar nicht billig, bieten aber mittelfristig weiteres Potenzial.
Schlechte Werbung. An einer Blattkritik der BILANZ erzählte ein bekannter Werber, er besitze seit Jahren Aktien von PubliGroupe. Als er jüngst wieder einmal einen Blick auf die Titel warf, sei er erschrocken. Das kann ich nachfühlen; die Papiere haben über die letzten fünf Jahre fast 70 Prozent an Wert eingebüsst. Der Kursverlauf spiegelt den wirtschaftlichen Niedergang des Medienvermarkters. Über die letzten Jahre jagte eine Restrukturierung die andere, dennoch schmolzen Umsatz und Ertrag wie Schnee an der Sonne. Auch im ersten Semester 2012 ist der Reingewinn gesunken, und zwar um mehr als die Hälfte. Probleme bereitet vor allem der mit Abstand grösste Umsatzträger, Media Sales; die Vermittlung von Inseraten für Printmedien trägt dem Unternehmen tiefrote Zahlen ein.
Nun versprechen sich die Aktionäre viel vom dieser Tage vollzogenen Machtwechsel. Hans-Peter Rohner, der jahrelang im Doppelmandat die Geschicke der Firma bestimmte, will sich mit dem Amt des Präsidenten begnügen. Sein Rückzug erfolgte kaum aus freien Stücken; Verwaltungsräte und Grossaktionäre hätten Druck aufgesetzt, habe ich gehört. Der 59-Jährige hat es nicht geschafft, den Werberiesen wieder auf Kurs zu bringen. An dieser Aufgabe darf sich nun Arndt Groth versuchen. Der Deutsche ist ein versierter Online-Marketing-Spezialist. Auf ihn wartet ein herkulischer Job. Er kommt nicht darum herum, den Rotstift noch konsequenter anzusetzen. Vorderhand spricht wenig für ein Engagement in diese Aktien.
Frank Goldfinger ist der anonyme Börsenspezialist der BILANZ.
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