Dieser Tage feiern die Chinesen ihr Neujahrsfest. Am 10. Februar beginnt das Regime der Wasserschlange, angeblich eine gute Zeit für Geldangelegenheiten. Chinas Aktienmarkt könnte neuen Schub durchaus gebrauchen.

Die rückläufigen Wachstumsraten, der Führungswechsel in der Regierung und das Säbelrasseln im Zwist mit Japan haben an der Börse heftige Kurseinbussen ausgelöst. Anderseits sind dadurch die Wertschriften wieder günstig geworden. Wiesen Aktien aus China vor einigen Jahren noch ein saftiges Kurs-Gewinn-Verhältnis von durchschnittlich 35 auf, hat sich diese Kennzahl inzwischen auf unter 10 abgeschwächt. Auch im Vergleich zu anderen Märkten in Schwellenländern ist China damit günstig bewertet.

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Es braucht keine hellseherischen Fähigkeiten, um China eine grosse Zukunft zu bescheinigen. Kein anderes Land bewegt die Weltwirtschaft derart, wie das derzeit das Reich der Mitte tut. Chinesische Aktien jedenfalls können einen Investor, der auf internationale Diversifikation bedacht ist, nicht mehr kaltlassen. Zumal sich die Rahmenbedingungen laufend aufhellen. Vor allem die Makrodaten verbessern sich seit einem halben Jahr spürbar. Zudem bleibt die Inflation tief, das reale Einkommen wächst unverändert im zweistelligen Prozentbereich. Damit bleibt der Konsum vor allem der jungen Generation ein wichtiger Wachstumstreiber. Dennoch betrachte ich die Aktien der zweitmächtigsten Wirtschaftsnation vorläufig nur als Ergänzungswerte. Und wer sich mit der breiten Auswahl schwertut, sollte sich an Anlagefonds halten.

Warten bei Apple. Unverhofft kommt oft. Diese Redensart trifft auch auf die Aktien von Apple zu. Nach einer Dauerhausse, die den Kurs seit 2009 um das Neunfache ansteigen liess, kam im vergangenen Herbst die Ernüchterung. Plötzlich war der Höhenflug vorbei, die Valoren büssten seither gegen 30 Prozent ein. Auffallend sind die sich häufenden Negativschlagzeilen, mit denen Apple in der Weltpresse bedacht wird. Und dieselben Finanzanalysten, die bis vor einigen Monaten nicht müde wurden, ihre Kursziele für den Technologiekonzern laufend nach oben zu schrauben, überschlagen sich nun mit negativen Einschätzungen. Apple erscheint zwar nicht mehr als der unwiderstehliche Konzern, als der er noch im letzten Jahr gegolten hatte. Der Absatz des iPhones 5 läuft harziger als erwartet. Doch so schlimm, wie es einige Experten sehen wollen, ist es nicht. Dennoch würde ich nicht gegen den Trend investieren; warten Sie, bis sich der Abgabedruck bei Apple abgeschwächt hat.

Heisser Ritt. «Mit grossem Interesse lese ich Ihre Kolumnen und schätze Ihre neutralen Einschätzungen. Als Aktionär der Firma Newron würde mich Ihre Einschätzung interessieren. In letzter Zeit gab es da doch einige positive Ereignisse», so schreibt mir der Leser Ch.R. Das positivste Ereignis ist, dass Newron mit einem Kursgewinn von gut 260 Prozent der Schweizer Starperformer von 2012 war. Nur ist diesem gewaltigen Sprung ein ebenso gewaltiger Absturz vorausgegangen; die Newron-Valoren haben über die letzten Jahre neun Zehntel ihres Werts verloren. Um die italienische Pharmaforschungsfirma, die in Zeiten der Biotech-Euphorie ihre Valoren in der Schweiz kotieren liess, war es lange schlecht bestellt. So erwies sich 2010 das als vielversprechend geltende Schmerzmedikament Ralfinamide als wirkungslos. Auch der Versuch einer Fusion mit einem finnischen Konkurrenten ging daneben. Kein Ruhmesblatt ebenso die Akquisition der schwedischen Biotech-Gesellschaft NeuroNova. Zweimal schmetterten die Aktionäre den Antrag ab, im Dezember erhielt der oberste Newron-Laborant Stefan Weber endlich grünes Licht.

Der Einkauf wird von Analysten als positiv beurteilt. Nur ist Newron damit nicht aus dem Schneider. Die nächste Hürde ist das Parkinson-Mittel Safinamide, für das noch in diesem Jahr die Zulassung in Europa und den USA beantragt werden soll. Erteilen die Behörden ihren Segen, dürfte dies den Aktienkurs beflügeln. Floppt allerdings auch dieses Präparat, stürzen die Titel ab. Denn sonst stecken in der Pipeline nur noch Produkte, die sich in einem frühen Entwicklungsstadium befinden. Damit ist eines klar: Newron sind interessant, eignen sich aber nur für spekulationsfreudige Investoren.

Unverfroren. Wenn Manager sich überrissene Löhne und Boni zuschanzen (lassen), geschieht dies letztlich auf Kosten der Aktionäre. Doch das scheint der Gier vieler Firmenchefs keinen Abbruch zu tun (siehe «Heisser Kampf» auf Seite 28). Wegen zu wenig weit zurückreichender Daten fehlt der Name Owen Killian. Dabei greift der CEO von Aryzta besonders ungehemmt zu. Das Unternehmen entstand 2008 aus der Fusion des Schweizer Gipfelibäckers Hiestand mit dem irischen Backwarenhersteller IAWS. Der Ire Killian wurde damals zum CEO aufgebacken. 2010 kassierte er dafür 2,5 Millionen Franken; kein schlechtes Salär für die Führung eines mittelgrossen Unternehmens.

Owen Killian war das nicht genug. Flugs wurde für die Geschäftsleitung ein Bonusprogramm geschaffen, das sich einzig nach dem Gewinn pro Aktie richtet – ein ungewöhnliches Modell. Prompt posaunte der Chefbäcker 2009 in der «Handelszeitung», er werde den Gewinn bis 2013 verdoppeln. Seither wird fleissig dazugekauft, der Ertrag wächst – und damit auch die Bankkonten des Top-Kaders. Für 2011 wurden dem vierköpfigen Management über 22 Millionen ausbezahlt, knapp 14 Millionen mehr als im Vorjahr. Allein Killian kassierte 8,6 Millionen. Im letzten Geschäftsjahr allerdings ging die Rechnung nicht auf; zwar stieg der Umsatz, doch sank der Gewinn wegen Sonderkosten deutlich. Der Chef musste sich mit 4,7 Millionen Franken «begnügen».

Und schon stellt Killian wieder wachsende Gewinne in Aussicht. Zwar ist die Ertragsentwicklung ein wichtiger Punkt für ein Unternehmen. Bei einem derart einseitigen Bonusprogramm allerdings ist die Versuchung gross, über laufende Zukäufe Erträge und damit Saläre aufzupumpen. Dabei wächst die Gefahr, dass die Gewinnqualität auf der Strecke bleibt. Ich halte deshalb wenig von den Aktien.

Frank Goldfinger ist der anonyme Börsenspezialist der BILANZ.
Schreiben Sie ihm an: bahnhofstrasse@bilanz.ch.