Vor kurzem haben die Basler Pharmagiganten Novartis und Roche ihre Zahlen für das vergangene Geschäftsjahr präsentiert. Die Unterschiede könnten nicht grösser sein. Roche enttäuschte; statt eines Gewinnfortschritts verbuchte das Unternehmen einen Rückgang um 16 Prozent. Dass Sonderfaktoren auf das Ergebnis drückten oder die Dividende leicht erhöht wurde, hat die Investoren kaum versöhnt.

Novartis dagegen vermochte die Erwartungen zu erfüllen; Konzernchef Joseph Jimenez (56) meldete ein Gewinnplus von 11 Prozent. Auch an der Börse hat ein Umdenken stattgefunden. Die Roche-Aktien, jahrelang Liebkind der Investoren, hinken seit längerem der Performance der Novartis-Valoren hinterher.

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Vielversprechendste Aktie

Für mich zählen Roche wie Novartis zu den vielversprechendsten Aktien. Doch müsste ich zwischen den beiden Valoren wählen, würde ich auf Roche setzen. Zwar verfügen beide Konzerne über eine Top-Marktstellung, bestens eingeführte Produkte und eine gut gefüllte Pipeline. Roche-CEO Severin Schwan (47) jedoch verfolgt eine konsequentere Fokussierung, und zwar auf das vielversprechende Gebiet der Onkologie. In keinem Bereich wird an mehr Medikamenten geforscht, denn mit Krebsbekämpfung lässt sich viel Geld verdienen. Roche hat die Nase vorn und wird weiterhin den Takt vorgeben.

Seit dem Zukauf des Krebsmittelgeschäfts von GlaxoSmithKline ist auch Novartis zu den Grossen in diesem Segment vorgestossen, doch sind die Basler immer noch etwas verzettelt. Nun soll der Konzernumbau eine klarere Struktur bringen.

Roche sind durch die Konzentration auf Onkologie risikobehafteter, bergen auf mittlere Sicht aber ein höheres Kurspotenzial als Novartis. Nur mache ich aus meinem Herzen keine Mördergrube und halte beide Valoren im Portefeuille.

Vorschusslorbeeren

Das Interesse von Privatanlegern an Actelion, so schliesse ich aus Leseranfragen, ist ungebrochen gross. Das kann ich verstehen, denn die Titel des gerade mal 16 Jahre alten Biopharmaunternehmens gehören seit Jahren zu den High-Flyern der Schweizer Börse. 2013 und 2014 erzielten die von mir vor eineinhalb Jahren empfohlenen Aktien die höchste Performance im SMI-Blue-Chips-Barometer und gewannen in dieser Zeit 160 Prozent an Wert. Deshalb die immer wieder gestellte Frage: Kann Actelion diesen Schwung halten?

Die Anleger erwarten viel vom Unternehmen aus Allschwil BL. Das lässt sich am hohen Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 20 für dieses Jahr ablesen. Darin enthalten sind etliche Vorschusslorbeeren. Mittelfristig sind die Aussichten exzellent. Zwar läuft in diesem Jahr der Patentschutz für Tracleer ab, und dieses Mittel gegen Lungenhochdruck sorgt für gegen vier Fünftel des Umsatzes. Doch mit dem vor gut einem Jahr eingeführten Nachfolgepräparat Opsumit scheint CEO Jean-Paul Clozel (59) den nächsten Blockbuster in der Hand zu haben.

Verheissungsvoll auch Tests für Selexipag, ebenfalls ein Produkt gegen Bluthochdruck in der Lunge. 2015 ist ein Übergangsjahr, der Gewinn dürfte sich konsolidieren. Mir gefällt Actelion dennoch gut. Ein Einstieg allerdings eilt nicht.

Ewiger Luftkampf

Jüngst meldete die in Toulouse domizilierte Airbus, im vergangenen Jahr 1456 Flugzeuge verkauft zu haben. «Wir haben unsere Ziele nicht nur erreicht, sondern sogar übertroffen», sagte stolz Fabrice Brégier (53), Chef der Verkehrsflugzeugsparte. Der US-Konkurrent Boeing, pilotiert von Jim McNerney (65), liegt beim Auftragseingang um 24 Flieger hinter dem Erzrivalen. Dieser «Sieg» bekommt ein anderes Gewicht, wenn nach monetären Massstäben gemessen wird. Airbus hat Flieger für 175 Milliarden Dollar verkauft, Boeing verbuchte 233 Milliarden. Auch bei den Produktionszahlen hat Boeing die Nase vorn. Ebenso beim Ertrag; 2013 kam Airbus auf eine Gewinnmarge von 2,5 Prozent, Boeing legte 5,3 Prozent vor.

Für die Anleger ist sowieso nicht der Kampf in der Luft, sondern jener auf dem Börsenparkett matchentscheidend. Und da schwingen die Amerikaner ebenfalls obenauf. Im Juni 2013 habe ich beide Titel zum Kauf empfohlen, Boeing jedoch eine dynamischere Entwicklung prophezeit. Seither haben Airbus 15 Prozent zugelegt, Boeing lieferte ein Kursplus von über 40 Prozent ab. Im Zehnjahresvergleich ist der Zweikampf noch deutlicher entschieden: Airbus 104, Boeing 187 Prozent.

Auch bei den Aussichten billige ich den Amerikanern mehr Schub zu. 2014 legte der Gewinn um 20 Prozent zu, was einer Marge von 6,1 Prozent entspricht. Airbus wird die Bücher Ende Februar öffnen, dürfte aber weiterhin nicht an den Konkurrenten heranfliegen. Die Boeing-Valoren werden mit einem geschätzten KGV von 17,5 höher bewertet als Airbus mit 15,1; darin zeigt sich nur, dass die Börse den Amerikanern mehr Dynamik attestiert.

Technologie pur

Google hat das Internet verändert. Die Suchmaschine war der Grundpfeiler für eine der erfolgreichsten Unternehmensgeschichten. Und sie hat die Firmenmitgründer Lawrence «Larry» Edward Page (41) und Sergey Brin (41) wie auch viele Mitarbeiter reich gemacht. Mit erst knapp 17 Jahren auf dem Buckel hat sich Google zu einem Konzern riesigen Zuschnitts entwickelt: Das Unternehmen erzielt einen Umsatz von 66,0 und einen Gewinn von 14,4 Milliarden Dollar, was einer beachtlichen Marge von 21,8 Prozent entspricht. Die Börse bewertet Google mit mehr als 360 Milliarden.

Am meisten Geld verdient die Firma unverändert mit Online-Werbung sowie Internet-Dienstleistungen und -Produkten. Doch die Wachstumsdynamik schwächt sich ab. CEO Page hat deshalb frühzeitig die Weichen gestellt und massiv in neue Gebiete investiert.

Inzwischen ist Google ein spannendes Technologieunternehmen. Die Forscher arbeiten an Projekten wie selbstfahrenden Autos, Kontaktlinsen, die den Blutzuckerspiegel kontrollieren, oder Satelliten-Kommunikationsnetzwerken. Die Datenbrille Google Glass dagegen wurde auf Eis gelegt. Die Investitionen werden sich erst nach einiger Zeit auszahlen. Das ist den Google-Aktien jüngst nicht gut bekommen.

Für mich zählen die für 2015 mit einem KGV von 18 bewerteten Valoren zu den spannendsten Anlagemöglichkeiten. Aber nur auf lange Sicht, und nur für risikofreudige Investoren.

*Frank Goldfinger ist der anonyme Börsenspezialist der BILANZ. Schreiben Sie ihm an: bahnhofstrasse@bilanz.ch.