Notfalls werde er mit dem Helikopter Geld abwerfen, hat Ben Bernanke, Chef der amerikanischen Notenbank Federal Reserve, einst gesagt. Inzwischen wird ein Helikopter alleine wohl nicht mehr ausreichen. Denn Helikopter-Ben will nun mit der ganz grossen Kelle anrichten. Eine vierte Spritze in Form von zeitlich unbefristeten Rückkäufen von Hypothekarpapieren soll die schwächelnde Konjunktur wieder ankurbeln. Als flankierende Massnahme will das Fed die auch so schon bei nahe null liegenden Zinsen bis mindestens Mitte 2015 auf allertiefstem Niveau halten.

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Das neuste Programm stellt alles bisher Gesehene in den Schatten. Ökonomen und Finanzexperten diskutieren denn auch heftig darüber, ob das gefährliche Spiel aufgehen wird. Auch in Europa ist eine ähnliche Rosskur angesagt; Mario Draghi, Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), will unbegrenzt Staatsanleihen von angeschlagenen Euroländern aufkaufen. Damit werden Hunderte von Milliarden in die Märkte gepumpt. Ein Vorgehen, das mich an Japan erinnert. Auch dieses Land hat jahrelang versucht, mit einer gewaltigen Geldschwemme die Konjunktur anzukurbeln. Doch die Finanzmittel wurden kaum in die Realwirtschaft gesteckt, sondern versickerten an den Börsen.

Einsame Warner sind ausgerechnet die Ratingagenturen, die sich bei der Schuldenkrise nicht gerade mit Ruhm bekleckert haben. So droht Moody’s den USA sowie europäischen Ländern mit einer weiteren Rückstufung der Bonitätsnoten. Doch das scheint weder Bernanke noch Draghi gross zu bekümmern. Die angekündigte Geldschwemme sorgt an den Börsen für ausnahmslos strahlende Gesichter. Rund um den Globus haben die Aktienmärkte zu einem rauschenden Spätsommerrally angesetzt. Nur lebt eine nachhaltige Börsenerholung nicht von Geldspritzen, sondern in erster Linie von steigenden Unternehmensgewinnen. Not tut also zuerst eine Konjunkturerholung. Und dass alleine noch mehr Geld den Funken zu zünden vermag, bezweifle ich. So dürfte das vom Fed und von der EZB entfachte Kursfeuerwerk nur von kurzer Dauer sein.

Absturzgefahr. Vor allem die gebeutelten Bankaktien erfreuen sich einer starken Nachfrage. So haben die Valoren der UBS über die letzten Wochen gegen 30 Prozent zugelegt, Credit Suisse avancierten sogar um mehr als ein Drittel. Ich wäre nicht erstaunt, wenn sich das Kursspektakel bei den Banktiteln noch eine Weile fortsetzen würde. Heftige Kursrückschläge jedoch sind gerade in diesem Marktsegment nur eine Frage der Zeit. Der Druck auf die Schweizer Geldhäuser seitens der USA und europäischer Staaten wird nicht nachlassen. Dazu gesellt sich die Euro- und Finanzkrise, die sich nur leicht entspannt hat. Auch die verschärften Eigenmittelauflagen von Basel III werden noch viel zu diskutieren geben wie auch die Sparprogramme, die sich die Branche auferlegen muss. Für meinen Geschmack bergen gerade die beiden Schweizer Grossbankvaloren immer noch zu hohe Risiken. Wer dennoch eine Spekulation wagen will, sollte sich an UBS halten.

Eskomptiert. Das Interesse am Börsengang des Handelskonzerns Diethelm Keller Siber Hegner, kurz DKSH, war riesig. Die im Frühling zu einem Preis von 48 Franken zum Kauf angebotenen Aktien waren im Nu weg, die Emission angeblich um das Acht- bis Neunfache überzeichnet. Innert weniger Wochen kletterten die Papiere auf 58 Franken, gaben seither aber leicht nach. Inzwischen hat sich der Hype gelegt, um das Unternehmen ist es aussergewöhnlich ruhig geworden.

Sind die Aktien bereits überbewertet, wie das einige Finanzanalysten meinen? Mit einem für dieses Jahr geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnis von 19,4 sind DKSH sicher kein Schnäppchen. An Schwung verloren haben die Papiere allerdings aus einem anderen Grund: Das auf Asien ausgerichtete Unternehmen – 95 Prozent des Umsatzes stammen von dort – bekommt die sich abschwächende Konjunktur zu spüren. Dank der breiten Diversifizierung der Dienstleistungen halten sich die negativen Einflüsse jedoch in Grenzen. DKSH hat denn auch für das erste Halbjahr den besten Semesterabschluss der Firmengeschichte vorgelegt: Der Umsatz stieg um 16 Prozent, der Gewinn verbesserte sich um 24 Prozent.

CEO Jörg Wolle hat den positiven Ausblick bestätigt: «Aufgrund unserer derzeitigen Markteinschätzung sind wir zuversichtlich, dass wir auch 2012 ein weiteres Rekordjahr mit zweistelligem Gewinnwachstum erzielen werden.» Allerdings ist ein guter Teil dieses Wachstumspotenzials in den Kursen eskomptiert. Vorderhand drängt sich ein Engagement nicht auf.

Salzige Performance. Sie ist in aller Munde: Kikkoman, die berühmte Sojasauce aus Japan. Dabei ist das rehbraune Gebräu in unseren Breitengraden erst bekannt, seit sich Sushi auch auf europäischen Tafeln finden lässt. In Japan dagegen ist Kikkoman längst wichtiger Teil der Esskultur; die 1961 vom Designer Kenji Ekuan entworfene Flasche, die auch im Museum of Modern Art in New York ausgestellt ist, fehlt in keinem Haushalt. Die 1917 von den Familien Mogi und Takanashi gegründete Firma, heute geführt vom CEO Mitsuo Someya, ist Weltmarktführer und braut in neun Produktionsanlagen – auch in Europa und den USA – jährlich 450 000 Tonnen Sojasauce. Daneben werden weitere Saucen, Gewürze und Wein oder Sake hergestellt. 5200 Mitarbeiter sorgten im vergangenen Geschäftsjahr für einen Umsatz von (umgerechnet) 3,3 Milliarden Franken.

Die Gründerfamilien kontrollieren das Unternehmen bis heute. Ein Teil der Aktien allerdings wird an der Börse gehandelt, sie sind im Index Nikkei 225 enthalten. Über die letzten eineinhalb Jahre haben die Papiere um gegen 50 Prozent an Wert zugelegt. Nun sind Kikkoman satt bewertet; das geschätzte Kurs-Gewinn-Verhältnis für das laufende Geschäftsjahr stellt sich auf 18. Wenig berauschend auch die Dividendenrendite von 1,6 Prozent. Dennoch sind die Aktien für konservative Investoren reizvoll; die Firma zeigt sich relativ unempfindlich gegenüber Konjunkturzyklen. Denn Sojasauce wird immer konsumiert.

 

Frank Goldfinger ist der anonyme -Börsenspezialist der BILANZ.
Schreiben Sie ihm an: bahnhofstrasse@bilanz.ch