Aktien berühmter Blue Chips, deren Kurs unversehens ins Bodenlose rasselt, üben auf manche Anleger eine fast unheimliche Faszination aus. Beispielsweise UBS. Mitte 2007 begann die Talfahrt, und je mehr die Aktien in die Tiefe rauschten, desto stärker war mancher Investor überzeugt, nun könnten sie nicht mehr tiefer fallen. Und ob sie konnten: Tausende Privatanleger haben massiv Geld verloren. Dasselbe widerfährt BP. Seit dem Untergang der Bohrinsel im Golf von Mexiko haben die Aktien rund die Hälfte an Wert eingebüsst, von der Börsenkapitalisierung sind fast unglaubliche 80 Milliarden Dollar verpufft. Noch Anfang Mai meinten nicht wenige Analysten, der Markt habe überreagiert. BP könne die Kosten problemlos tragen, nun lohne sich der Einstieg in die Aktien; wer auf den Tipp hörte, verlor bislang ein Drittel seines Einsatzes.

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Inzwischen macht sich Ernüchterung breit. US-Präsident Barack Obama hat die britische Firma in den Schwitzkasten genommen, die Ausschüttungspolitik wird kritisiert. BP-Chef Tony Hayward muss sich gegen Rücktrittsforderungen wehren. Das Management lässt nichts unversucht, die Aktionäre zu beruhigen. Doch der Kurszerfall geht weiter. Einige Analysten haben den Ölgiganten zum Übernahmekandidaten gestempelt. Für andere dagegen sind die Aktien eine attraktive Kaufgelegenheit.

Von Zeit zu Zeit eine Spekulation, das macht Börsengeschäfte erst interessant. Und BP sind ohne Frage der gegenwärtig heisseste Börsenritt. Was mir nicht gefällt: Finanzielle Kalkulationen, wie weit die Firma den Schaden tragen kann, spielen eine untergeordnete Rolle – zu stark deckt der politische Druck alles zu. Mir ist diese Spekulation zu heiss.

Blutbad. Die Finanzkrise hat die Private-Equity-Gilde das Heulen und Zähneklappern gelehrt. Denn als die Kredite immer rarer wurden, ging den Beteiligungsgesellschaften die Luft aus, ihre Aktienkurse brachen ein. Zwischen Anfang 2007 und Mitte 2009 schrumpften die Aktivitäten der Branche in Europa um 85 Prozent. Doch die Talsohle scheint erreicht, die Liquiditätsdürre hat nachgelassen, Aktien von Schweizer Private-Equity-Firmen wie Private Equity Holding, Shape Capital oder Castle Private Equity haben sich erholt. Einzig Apen kleben am Boden fest; zwar haben sich die Valoren vom Vorjahrestiefst gelöst, der langfristige Kursverlauf dagegen zeigt die ganze Misere auf.

Apen, die vormalige AIG Private Equity, pfiff 2009 aus dem letzten Loch. Ein Rahmenkredit bewahrte die Beteiligungsgesellschaft zwar vor dem Schlimmsten. Geblieben sind die heftigen Verluste, 216 Millionen Franken für 2009 und 11 Millionen für das erste Quartal 2010. Immerhin kann das Management für sich in Anspruch nehmen, dass die Verluste abgebaut werden – doch das ist ein schwacher Trost. Die Börse jedenfalls traut der Firma nicht über den Weg. Ende März stellte sich der Aktienkurs auf 15 Franken, der Net Asset Value pro Titel lag auf 58 Franken. Mit anderen Worten: Würde Apen liquidiert, bekäme der Aktionär das beinahe Vierfache des Kurswerts. Dennoch sind die Valoren kein Schnäppchen. Die Probleme sind noch lange nicht ausgestanden.

Teure Papierchen. Seit die Finanzmärkte von heftigen Kursausschlägen erschüttert werden, sind wieder Sachwerte gefragt. Sogar Briefmarken erfahren als Anlageobjekte eine Renaissance. Die jüngste Briefmarkenversteigerung der Firma Peter Rapp hat das Ihre dazu beigetragen. Da wurden Höchstpreise erzielt. Beispielsweise für einen Brief mit drei Neuenburg-Marken; geschätzt wurde das Unikat auf 150  000 bis 200  000 Franken, der Zuschlag erfolgte bei 348  624 Franken. Briefmarken sind in, das lässt sich auch am Verlauf des SG 100 Stamp Index ablesen. Der SG 100, der die Preisentwicklung der weltweit 100 gesuchtesten Briefmarken abbildet, ist über die letzten zehn Jahre um 61 Prozent gestiegen.

Investments in Briefmarken allerdings bergen ihre Tücken. Zwar wurde immer wieder versucht, Anlagefonds für Postwertzeichen zu lancieren. Die Erfolge blieben bescheiden und die Liquidität dünn. Für Direktinvestments in die kleinen Kunstwerke andererseits ist Expertenwissen gefragt. Und wer an einen zwielichtigen Spezialisten gerät, läuft Gefahr, gefälschte Marken respektive getürkte Atteste angedreht zu bekommen. Noch nie, so hat mir ein Händler erzählt, seien derart viele gut gefälschte Spitzenmarken im Umlauf gewesen. Das Sammeln von Briefmarken ist ein schönes Hobby für ruhige Tage, doch nichts für Investoren, die Briefmarken sonst nur vom Ablecken her kennen.

Frank Goldfinger ist der anonyme Börsenspezialist der BILANZ.
Schreiben Sie ihm an: bahnhofstrasse@bilanz.ch