Der Franken hat in diesem Jahr bislang knapp 3 Prozent zum Euro aufgewertet. Neue quantitative Analysemodelle der Société Générale mahnen jedoch zur Vorsicht: Sie lassen für die Schweizer Währung einen Kurseinbruch ins nächste Jahr hinein erwarten. Und machen sie zum Kandidaten für Leerverkäufe.

In ihrer Analyse konzentriert sich die französische Grossbank auf Modelle zu Preis-Umkehrungen auf wichtige Niveaus, die Bewertung gegenüber anderen Währungen und die Neigung der Renditekurven: So erklärt es Olivier Daviaud, Stratege im Quant-ResearchTeam von SocGen. In Simulationen zur Devisenmarkt-Entwicklung der vergangenen zehn Jahre erzielten die Modelle in sieben Jahren richtige Ergebnisse.

Per Mitte November lieferten die quantitativen Modelle nun für den Franken zwei Signale, die einen drohenden Kursverlust andeuten, sowie ein Signal, das eher neutral ist. 

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  • Das Modell der Mittelwert-Rückkehr signalisiert die Gefahr eines Ausverkaufs: Diese Berechnung nimmt die Kursentwicklung über eine Spanne von sechs Jahren und geht davon aus, dass ein Wert letztlich zum Mittelwert zurücktendiert.
  • Das Modell fairer Kurse stellt den aktuellen Kurs ins Verhältnis zur Kaufkraftparität. Die Angaben hier: Der Franken ist hoch bewertet. Oder genauer: Unter den G10-Währungen ist der Franken gegenüber dem Dollar am stärksten überbewertet.
  • Ein neutrales Signal lieferte indessen das Renditekurvenmodell. Diese Denkweise unterstellt, dass eine Währung bei einer steileren Renditekurve in den folgenden sechs Monaten aufwerten wird.

Daten der amerikanischen Commodity Futures Trading Commission zeigen, dass spekulative Investoren und Hedgefonds seit Mitte September bezüglich des Frankens pessimistischer geworden sind. Die grössten Short-Position unter den G10-Währungen gibt es allerdings nicht bei der Schweizer Währung, sondern beim Euro.

Richtiger oder falscher Fuss?

Seit Jahresanfang hat Franken zum Euro 2,9 Prozent zugelegt, da Anleger wegen der Spannungen im Welthandel und der trüberen Konjunktur Sicherheit suchten – also etwas, was die Schweiz zu bieten hat. Zum Dollar hat der Franken seit Jahresbeginn 0,7 Prozent verloren.

Mit ihren quantitativen Modellen wendet SocGen seit September Value-Investing-Prinzipien auf Währungen an. Das stärkste Ergebnis hätte die SocGen-Anlagestrategie laut den bis 2002 zurückgehenden Simulationen im Finanzkrisen-Jahr 2009 eingefahren, hier hätte das Plus bis zu 25 Prozent betragen. Das Ergebnis des laufenden Jahres war indessen bislang nicht herausragend, es steuert auf einen Verlust von 1,4 Prozent zu, den grössten seit 2010.

«Gelegentlich können diese Modelle auf dem falschen Fuss erwischt werden, durch unvorhergesehene externe Faktoren», sagte SocGen-Stratege Daviaud. «Systemstrategien beruhen allerdings auf der Annahme, dass sich solche Störungen mit der Zeit gegeneinander aufwiegen und ermöglichen, dass sich mit anhaltenden Kurs-Ineffizienzen positive Erträge erwirtschaften lassen.»

(Bloomberg/cash/rap)