«Seitwärtslauf» – für viele Aktien-Anleger ist das inzwischen das Dauerthema. Denn seit fast zwei Jahren laufen heimische Aktien in einer engen Handelsspanne. Im SMI liegt diese zwischen 8500 und 9500 Punkten, im SPI zwischen 10'000 und 11'000 Punkten.

Was Börsianer aber übersehen: Der heimische Aktienmarkt präsentiert sich damit ziemlich robust und krisenfest. Denn während SPI Total Return und SMIC – beide Indizes enthalten auch die Dividenden – im Bereich ihrer Allzeithochs notieren, hat es beispielsweise den japanischen oder europäischen Aktienmarkt schwer erwischt.

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Viele internationale Aktienmärkte zeigen hohe Verluste

Der Nikkei225 notiert 15 Prozent unter seinem 27-Jahreshoch vom vergangenen September und der Euro Stoxx 50 hinkt seinem 3-Jahres-Hoch von Ende 2017 und Anfang 2018 in etwa genauso weit hinterher.

Allerdings ist auch im SMI und SPI nicht alles Gold was glänzt. Denn trotz des hohen Kurslevels gibt es eine Reihe solider Unternehmen, die trotz des vergleichsweise starken Laufs der heimischen Aktienmärkte weit unter ihren bisherigen Rekorden im Keller dümpeln.

Antizyklisch orientierte Anleger sehen darin vielversprechende Einstiegschancen. Denn nicht wenige Werte wurden etwa mit den Krisenszenarien der Autoindustrie in einen Topf geworfen.

Georg Fischer – hohes Wachstum noch zum Halbjahr…

Besonders weit zurück hängen seit Monaten Titel wie Autoneum, Georg Fischer oder Feintool, allesamt mit einem mehr oder weniger grossen Bezug zum Autosektor. Die Kursentwicklung der genannten Werte ist dabei fast identisch. Georg Fischer und Feintool haben zu ihren Hochs vor zwölf Monaten jeweils in etwa 40 Prozent an Wert verloren, Autoneum hat sich sogar halbiert.

Nimmt man die zuletzt vorgelegten Zahlen und Prognosen, scheinen diese Kursrückschläge allerdings einer möglichen negativen Zukunft weit vorauszueilen. So berichtete Maschinenbauer Georg Fischer zuletzt Ende Juli über einen organischen Umsatzsprung um 12 Prozent und inklusive Zukäufen sogar von 20 Prozent auf einen Konzernumsatz von 2,4 Milliarden Franken. Das operative Ergebnis verzeichnete dabei einen Schub um 23,8 Prozent und der Periodenüberschuss nach Minderheiten kletterte um 27,1 Prozent auf 150 Millionen Franken. Zudem wurden bei Vorlage der Sechsmonatszahlen auch die Ziele bestätigt.

… die Jahreszahlen könnten die schnelle Kurswende nach oben bringen

Anleger warten deshalb gespannt auf die Jahreszahlen. Diese sind für den 27. Februar angekündigt. Bei einem geschätzten 12er-KGV scheint die Aktie auf jeden Fall nicht teuer.

Nach dem Kursanstieg der letzten Wochen hat die Aktie den Widerstand bei rund 880 Franken erreicht und die für charttechnisch orientierte wichtige 100-Tage-Linie bei etwa 900 Franken ist zum Greifen nah. Der Sprung über beide Hürden könnte den Titel ganz schnell wieder in Richtung 1000 Franken schieben.

Feintool – verhaltener Ausblick, aber die Zahlen sprechen eine andere Sprache

Dann: Feintool. In den ersten neun Monaten konnte der Autozulieferer und Spezialist für Feinschneid- und Umformtechnologie den Umsatz noch um 13,4 Prozent auf 510,4 Millionen Franken ausbauen. Zwar rechnete das Management des Konzerns aus Lyss für das Schlussquartal nur mit einer verhaltenen Geschäftsentwicklung. Doch ein Umsatzanstieg von 612,3 auf 670 bis 700 Millionen Franken wurde avisiert und eine Gewinnspanne im Bereich von etwa 7,5 Prozent.

Da ist ein Ergebnis von etwa 7.50 Franken je Aktie im Gesamtjahr drin und ein 10er-KGV. Krise sieht anders aus! Börsianer setzen auf überzeugende Daten bei Vorlage der Zahlen für 2018 und einen Ausblick, der nicht so katastrophal ist wie die Kursentwicklung. Anfang März dürften die Werte vorliegen.

Autoneum – top oder flop: die Zahlen kommen Anfang März…

Nächster Kandidat mit Nachholpotenzial und die Chance auf einen schönen Rebound: Autoneum. Einen kleinen Vorgeschmack gab es dabei schon in den letzten vier Wochen. So zog es die Aktie des Spezialisten für Lärm- und Wärmedämmung für die Autoindustrie seit Mitte Dezember bereits um 25 Prozent nach oben. Davor allerdings hatte der Titel mit immensen Kursverlusten ein Fünfjahrestief markiert. 

Immerhin waren die vorläufigen Jahreszahlen, die vor wenigen Tagen präsentiert wurden, weniger dramatisch, als befürchtet. So konnte der Autozulieferer aus Winterthur seinen Umsatz im vergangenen Jahr trotz einer leichten Marktschrumpfung um 3,4 Prozent auf 2,3 Milliarden Franken ausweiten. Anleger hatten offensichtlich weit weniger erwartet. Nun sind die vollständigen Jahreszahlen und der Ausblick auf 2019 für den 6. März angekündigt.

Die Aktie notiert an der 38-Tage-Linie und hat sowohl die obere Begrenzungslinie des Abwärtstrends wie auch die 100-Tage-Linie – beide verlaufen bei etwa 175 Franken – so gut wie erreicht. Fallen diese Marken, könnten ganz schnell wieder 200 Franken und bei Durchbrechen auch dieser Hürde sogar 225 Franken drin sein.

VAT: Eine gebeutelte Aktie mit Chancen

Der nächste Aufholkandidat ist VAT. Die Aktie des Herstellers von Vakuumventilen, die insbesondere für die Produktion von Flachbildschirmen oder Fotovoltaikpanels verwendet werden, kam 2018 ebenfalls unter die Räder.

Immerhin berichtete VAT im Oktober über ein schwaches drittes Quartal mit Rückgängen im Auftragseingang und Umsatz und gab vor vier Wochen die Verlängerung der Kurzarbeit für 400 Mitarbeiter in der Produktion bekannt. Aber das Unternehmen hielt zuletzt an seinen Margenzielen fest. Die Gewinnspanne beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen soll im nächsten Jahr mit 33 Prozent deutlich über dem Wert aus 2017 von 31,1 Prozent liegen.

Die Ergebnisse für 2018 sind für den 8. März zu erwarten. Die Aktie notiert an der oberen Begrenzungslinie des Abwärtstrends. Die Vorlage der Zahlen könnte den Ausbruch über diese Hürde bringen. 120 Franken könnten schnell drin sein.

AMS – zweistelliges Umsatzwachstum und die Verdoppelung der Margen

Mit einem Kursminus von 70 Prozent auf Sicht von zwölf Monaten hat es die Aktie von AMS völlig zerlegt. Der Halbleiterkonzern zählt damit zu den 10 schwächsten Mitgliedern im SPI. Zwar kappte der Experte für hochwertigen Sensorlösungen wie sie etwa in Smartphones zum Einsatz kommen seine Umsatzprognose für das vierte Quartal Mitte November von 570 bis 610 Millionen Dollar auf 480 bis 520 Millionen Dollar.

Aber der Technologiekonzern will dennoch wegen seiner umfangreichen Produktpipeline in den nächsten Jahren den Umsatz mit zweistelligen Raten steigern und die bereinigte operative Marge in Richtung 30 Prozent ausbauen. 2017 waren es lediglich 16 Prozent. Aber noch in 2015 lag die Marge mit 27 Prozent in etwa auf dem angestrebten Level. Kann AMS das umsetzen, ist schon in wenigen Jahren mit einem Gewinn im Bereich von 3,0 Euro je Aktie oder mehr zu rechnen. Eine Kursverdoppelung könnte in diesem oder nächsten Jahr drin sein. Anleger setzen auf den nächsten Schub über die Marke von 30 Franken nach Bekanntgabe der Jahreszahlen am 5. Februar.



* Georg Pröbstl ist Chefredaktor des Börsenbriefs Value-Depesche. Der Börsendienst ist auf substanzstarke, unterbewertete Aktien mit guten Perspektiven aus der D-A-CH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) spezialisiert. Performance des Musterdepots seit Start im April 2010: +16,7 Prozent p.a. (DAX: +6,3 Prozent p.a.). 

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