Der bislang teuerste Schweizer Fussballer war ein echtes Schnäppchen. Im Mai 2016 wechselte Granit Xhaka, jüngst zum «Schweizer Fussballer des Jahres» geehrt, für eine Ablösesumme von rund 43 Millionen Euro von Borussia Mönchengladbach zum englischen Club Arsenal London.

Gut eineinhalb Jahre später wirkt der damals noch stolze Betrag vergleichsweise gering: Der Brasilianer Neymar ist seit seinem Wechsel vom FC Barcelona zu Paris St. Germain für 222 Millionen Euro der teuerste Fussballer der Welt. Für Neymars Nachfolger, den Franzosen Ousmane Dembélé, zahlt Barcelona bis zu 147 Millionen Euro an Borussia Dortmund, kurz BVB. 

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Bizarrer Höhenflug

In der Fussballbranche ist eine wahre Hyperinflation im Gange, die Preise steigen so stark wie seit 70 Jahren nicht mehr. Das Transfer-Theater und die gezahlten Ablösesummen wirken nicht nur auf branchenferne Beobachter zunehmend bizarr. Sie haben ungeahnte Nebeneffekte: So stieg der Kurs der BVB-Aktie im Zuge des Gezerres um Dembélé in ungeahnte Höhen.

Seit Anfang August legte der Titel um mehr als 25 Prozent zu. Zwar ist der Weggang des jungen Talents für Dortmund sportlich gesehen ein Misserfolg – wirtschaftlich betrachtet aber ein wahrer Segen. In den vergangenen Tagen nutzten Aktionäre den Höhenflug des Valors für Gewinnmitnahmen. 

Volatile Fanartikel

In den vergangenen zehn Jahren ist der Kurs des BVB-Titels um 275 Prozent gestiegen. Allein im vergangenen Jahr ging es um 66 Prozent aufwärts. Allerdings ging der Anstieg von einem sehr niedrigen Niveau aus. Aktionäre mussten seit dem Börsengang im Jahr 2001 immer wieder lange Durststrecken aushalten. So lag der Ausgabepreis der Aktie beim Börsengang im Jahr 10,30 Euro. Aktuell steht der Kurs bei rund sieben Euro. Als der BVB sportlich und finanziell in der Krise steckte, war der Valor zeitweise nur noch 82 Cent wert. Wer im Jahr 2001 eingestiegen ist und die Aktie jetzt verkauft hat, hat unter dem Strich also einen Verlust gemacht. 

Aktien von Fussballvereinen sind aus Sicht gewinnorientierter Anleger kein sonderlich attraktives Investment. Sie gelten als Liebhaberobjekte, für manche Aktionäre sind sie gar eine Art Fanartikel. Zwar haben sich die Valoren einiger Clubs in der Vergangenheit recht gut entwickelt. Hohe Renditen lassen sich mit ihnen in der Regel aber nicht erzielen. Auch die Dividendenzahlungen an Aktionäre sind mager. 

Nur für starke Nerven

Im Börsentaumel der 1990er Jahre sind viele europäische Fussballvereine an die Börse gegangen. Einige von ihnen sind wieder vom Aktienmarkt verschwunden, andere Valoren fristen ein Dasein als sogenannte Penny Stocks: Der Kurs des italienischen Erstligisten AS Rom zum Beispiel pendelt seit Jahren zwischen 40 und 50 Cent, der Valor des Konkurrenten Juventus Turin kostet aktuell 68 Cent. Europäische Top-Vereine wie Olympique Lyon, Ajax Amsterdam und Manchester United bescherten ihren Aktionären in der Vergangenheit ebenfalls kaum Kursgewinne. 

Ein Grund: Die Kurse von Fussballaktien hängen sehr stark vom sportlichen Erfolg des jeweiligen Teams ab und sind deshalb häufig volatil. Erreicht ein Verein zum Beispiel das Finale eines Turniers, greifen Anleger bei der Aktie zu. Stellt sich der erhoffte Erfolg nicht ein, verkaufen Anleger den Titel wieder. So waren auch die Kursanstiege der BVB-Aktie im Vorfeld des Dembélé-Transfers die Folge von Spekulation: Anleger rechneten damit, dass der Franzose den BVB für eine hohe Summe gen Barcelona verlassen würde. 

Sportbegeisterte Anleger sollten Fussballaktien höchstens als Beimischung für ihr Portfolio kaufen, ausserdem Geduld und starke Nerven mitbringen. Die Titel taugen in den meisten Fällen nicht als grosser Renditebringer. Aber immerhin als Sympathieträger im Portfolio.

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