Mitten in der grössten Bankenkrise seit 2008 steigt der Bitcoinpreis unaufhaltsam. Vielen in der Bankenbranche wird erst jetzt zum ersten Mal in ihrem Leben klar, warum das vom Staat unabhängige Geld seine Existenzberechtigung hat. Ich selbst habe die UBS im Jahr 2014 als Executive Direktor, Head of Sales im Vermögensverwaltungsgeschäft, verlassen, um mich Vollzeit dem Krypto zu widmen, für immer. Gut aussehende Männer in perfekten Anzügen, schöne Strassen und teure Cafés an meinem Arbeitsort am Paradeplatz in Zürich hatten für mich schon längst an Attraktivität verloren. Und so habe ich die UBS gegen Bitcoin getauscht.

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Enteignung aus der Not

Die vom Schweizer Staat übers Wochenende beschlossene Übernahme der Credit Suisse durch die UBS hat viele in grossen Schock versetzt. Man wusste zwar schon lange, dass es mit der Bank nicht gut läuft. Doch wer hätte gedacht, dass die Bank, die mal 80 Milliarden Dollar wert war, für 3 Milliarden Dollar von ihrer Erzrivalin UBS übernommen wird. Im Schock sind nicht nur die 50’000 Arbeitnehmenden. Die Kreditgeber hat es noch schlimmer erwischt. Insbesondere die, die eine spezielle Art der hochrangigen Anleihe gehalten haben, die sogenannte AT1-(Additional Tier 1 Capital-)Anleihe. 17 Milliarden Dollar davon sind jetzt nichts mehr wert. Auch die Aktionäre und Aktionärinnen haben nichts zum Lachen: Die Aktie, die noch vor einem Jahr 7 Franken wert war, ist nun bei 80 Rappen angekommen, 90 Prozent im Minus. Die Aktionäre und Aktionärinnen hat man übrigens nicht gefragt, ob sie mit der Übernahme beziehungsweise Enteignung einverstanden sind. Auch nicht die Kartellbehörden. Die Stabilität des Finanzsystems geht vor.

Über die Autorin

Olga Feldmeier, Gründerin von Smart Valor und Kryptoqueen, ist eine der bekanntesten Frauen in der Schweizer Kryptoszene. Dank ihr wurde Xapo – einer der weltgrössten Verwahrer von Bitcoin – als erstes globales Kryptounternehmen in der Schweiz zugelassen.

Die Alternative ist nicht besser

Das ist in der Tat richtig. Denn würde man die Bank von der Grösse von Credit Suisse einem Silicon-Valley-Bank-ähnlichem Bank-Run aussetzen, wären die Folgen katastrophal: Wenn eine der dreissig grössten, systemischen – und dazu noch Schweizer! – Banken pleitegeht, wo ist man dann noch überhaupt sicher? Bei einem systemischen Bank-Run würden weder Europäische Zentralbank noch Fed helfen können. Daher hat man beschlossen, das Problem operativ zu lösen, übers Wochenende.

Finanzierungsprobleme für Banken kommen

Das ist zwar gut und richtig für den Moment. Aber was sind die Folgen? Diese werden etwas zeitversetzt kommen. Am Ende werden wir alle etwas tiefer in die Tasche greifen müssen, um die Bankdienstleistungen und Kredite zu bezahlen. Dazu wird es kommen, weil es mit der Finanzierung der Banken jetzt etwas schlechter aussieht. Jetzt haben die Investoren und Investorinnen gelernt, dass sie einfach enteignet werden können, weil die Regierung von irgendeinem Land das so übers Wochenende beschliessen kann. Selbst wenn es um die Bankanleihen geht, wie die angeblich etwas sicherer erscheinende Tier-1-Capital-Anleihen es waren. Bereits jetzt stürzen in Asien die Preise von solchen Anleihen. In Asien bereits heute! Wer wird denn in der Zukunft die Banken mit dem günstigen Kapital ausstatten? Die ganze Branche wird Jahre danach die Sünden der Credit Suisse und anderer weniger vorsichtiger Banken bezahlen müssen. Und am Ende auch die Konsumentinnen, Konsumenten und Firmenkunden durch höhere Gebühren.

Das Unmögliche wird Wirklichkeit

Die erzwungene Übernahme der Credit Suisse durch die UBS ist ein unfassbares Desaster. Weiterlesen.

Das Gute und das Böse für Krypto

Für Kryptounternehmen bringt diese Bankenkrise etwas Gutes und etwas weniger Gutes mit sich. Einerseits profitieren die Unternehmen, die Bitcoin schlurfen – Bitcoin-Mining-Unternehmen. Der Aktienpreis der an Börsen notierten Unternehmen ist seit Anfang des Jahres um 120 Prozent gestiegen, getrieben vom Bitcoinpreis, der schon an der 29’000-Dollar-Marke kratzt. Auch für die Kryptobörsen im gesamten Range, von den regionalen wie Smart Valor bis zu den globalen wie Coinbase, ist Aufbruch bei Bitcoin und Co. eine positive Erscheinung. Mehr Trading, höhere Umsätze, etwas von dem lange vermissten Rückenwind würde unserer Branche nicht schaden. Damit steigt auch die Sicherheit, dass der Bitcoinzyklus hält, was er verspricht – nämlich den nächsten Bull-Run am Bitcoin-Halving-Event im März 2024.

Doch die negative Seite ist nicht wegzudenken. Banken sind die wichtigsten Partner der vielen Kryptounternehmen. Wenn es Banken nicht gut geht, sie mit noch weniger Freude mit Kryptounternehmen zusammenarbeiten oder Gebühren anheben – all das wird das Leben der Kryptobranche nicht einfacher machen. Dazu kommt noch, dass im April die Abstimmung zum neuen Kryptogesetz Mica kommt. Es ist durchaus möglich, dass das Voting etwas anders ausfallen würde, wären FTX, Silvergate, Silicon Valley Bank und Credit Suisse nie passiert. Kein ideales Timing. Und dennoch: Der Preisdurchbruch bei Bitcoin hat es nochmals allen gezeigt: Wir brauchen ein vom Staat unabhängiges Geld. Als gebürtige Ukrainerin habe ich eben mit dieser Überzeugung UBS am schicken Paradeplatz vor vielen Jahren verlassen. Und mit derselben Überzeugung stehe ich heute als Vorstandsvorsitzende einer auf Nasdaq notierten Kryptobörse immer noch für Krypto, stärker als je davor.