Das US-Inflationsbekämpfungsgesetz von 2022, das 369 Milliarden US-Dollar für Energie- und Klimaschutzinitiativen vorsieht, ist vielleicht das bedeutendste Klimagesetz in der Geschichte der USA. Regulierung ist deshalb so wichtig, weil sie den Weg für eine erfolgreiche Entwicklung von Branchen ebnet.

Betrachten wir einmal die Auswirkungen der Subventionen für Elektrofahrzeuge im 14. Fünfjahresplan Chinas, der im Jahr 2021 in Kraft trat. Innerhalb von nur wenigen Jahren hat sich Chinas Branche für Elektrofahrzeuge zu einem weltweit führenden Wirtschaftszweig entwickelt. Das Inflationsbekämpfungsgesetz in den USA und das, was Europa als Reaktion darauf vorschlagen wird, wird ähnliche Auswirkungen auf eine Vielzahl von Branchen haben.

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Die Perspektive der Verbraucher

Für Verbraucher, die klimafreundliche Entscheidungen treffen wollen, müssen auch die wirtschaftlichen Aspekte stimmen. Nehmen wir einmal das Beispiel der Elektrofahrzeuge. Die Zahl der weltweit auf dem Markt befindlichen Modelle von Elektrofahrzeugen ist von 159 im vierten Quartal 2017 auf 551 im vierten Quartal 2022 angestiegen. Je erschwinglicher Elektrofahrzeuge für den Massenmarkt werden und je nachhaltiger die Branche wächst, desto leichter wird die Welt die Emissionen im Strassenverkehr senken.

Über den Autor

Mobeen Tahir ist Director des Bereichs Macroeconomic Research & Tactical Solutions bei WisdomTree.

Angesichts der bevorstehenden «Fit for 55»-Gesetzgebung muss die Wirtschaft entweder auf sauberere Energiequellen umsteigen, deren Kosten sinken, oder für CO2-Emissionszertifikate zahlen, deren Preis weiter steigt. Glücklicherweise gehen die Fortschritte in die richtige Richtung. Die installierte Kapazität für erneuerbare Energien wächst weiterhin rasant, wobei erwartet wird, dass Solarenergie bis 2026 Erdgas und bis 2027 Kohle überholen dürfte.

Anlegerinnen und Anleger sind sich einig, dass wir auf dem Weg zu Netto-Null alle denkbaren Lösungen einsetzen müssen. Kein Wunder also, dass Anleger trotz des schwierigen makroökonomischen Umfelds auch im Jahr 2022 Kapital in Umweltthemen investierten.

Auf dem Weg in eine stärker vernetzte Zukunft – KI wird intelligenter

Der Enthusiasmus rund um generative KI und ihr Potenzial, nahezu jede Branche zu revolutionieren, ist im Jahr 2023 spürbar, da KI in den Bereich der Massenanwendung vorgedrungen ist. Mit der zunehmenden Intelligenz von KI nehmen auch die Anwendungsfälle zu.

Nehmen wir als Beispiel das Gesundheitswesen. Im Januar 2023 nahmen namhafte Vertreter der Pharma- und Biotech-Branche sowie der Chiphersteller Nvidia an der jährlichen Konferenz zum Gesundheitswesen von JP Morgan in San Francisco teil. Nach Angaben von Nvidia stammen 80 Prozent der Umsatzerlöse des Unternehmens im medizinischen Bereich aus Radiologiesystemen und chirurgischen Robotern, während etwa 20 Prozent aus KI-Ansätzen für die Arzneimittel- und Genomforschung stammen.

Die Kernfunktion von Halbleiterchips besteht darin, eine Vielzahl von Berechnungen sehr schnell durchzuführen. Künstliche Intelligenz ist also nicht nur ein Software-, sondern auch ein Hardware-Konzept. Wenn diese beiden Dinge sich gegenseitig ergänzen, können die Anwendungen auf sämtliche Branchen ausgedehnt werden.

Hand hält Mikrochip

Künstliche Intelligenz ist auch ein Hardware-Konzept.

Quelle: Getty Images/500px

Gefahr: die Digitalisierung schreitet schneller voran als die digitale Bereitschaft

2022 stieg die Zahl der Cyberangriffe weltweit um 38 Prozent im Vergleich zu 2021. Da die Welt zunehmend vernetzt ist und grössere Datenmengen als je zuvor erzeugt, speichert und austauscht, kann Cybersicherheit nicht länger als optional betrachtet werden. Das Risiko, sich nicht ausreichend abzusichern, kann oft katastrophal sein.

Die Digitalisierung findet statt, das ist unbestreitbar. Sogar politische Entscheidungsträger erkennen das an. Die Europäische Kommission hat die 2020er Jahre als Europas digitales Jahrzehnt bezeichnet – mit dem Ziel, Europa für das digitale Zeitalter fit zu machen. NextGenerationEU, das 2021 als Reaktion auf die Pandemie angekündigt wurde, zielt auf die Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft ab. Darin enthalten ist eine Förderung der Digitalisierung in Höhe von 250 Milliarden Euro. Europa wird nicht allein den Weg für einen nachhaltigen digitalen Wandel ebnen. Dieser Trend wird sich in diesem Jahr überall auf der Welt weiter verstärken.

Lineare Entwicklung im Bereich Megatrends unwahrscheinlich

Es ist davon auszugehen, dass die beiden erörterten Megatrends unabhängig davon, was die Zentralbanken in diesem Jahr unternehmen, nachgeben werden. Aber eine lineare Entwicklung ist unwahrscheinlich. Das hat zwei Gründe. Der erste ist die Geldpolitik. Thematische Investments, die auf Megatrends ausgerichtet sind, sind stark wachstumsorientiert und reagieren daher sehr sensibel auf Massnahmen der Zentralbanken. Da es schwierig ist, den perfekten Zeitpunkt am Markt abzupassen, kann man bestenfalls darauf hoffen, einigermassen attraktive Einstiegspunkte zu finden.

Der zweite Grund ist der technologische Wandel. Die Themen, die heute die Energiewende vorantreiben, und die Innovationen, die den digitalen Wandel prägen, werden nicht statisch bleiben. Jeder Investmentansatz in diesen Bereichen muss sich daher gemeinsam mit den Themen weiterentwickeln können. Das ist keineswegs ein einfaches Unterfangen. Ergebnisse sind nie garantiert, aber fundierte Entscheidungen kann man sicherlich treffen.