Der Goldpreis ist in den letzten 3 Monaten trotz weiter steigender Leitzinsen in den USA um gut 15 Prozent auf 1910 Dollar gestiegen. Allein im neuen Jahr beträgt das Kursplus knapp 5 Prozent. Das Edelmetall befindet sich wieder auf einem Kurs-Niveau, das zuletzt im April 2022 verzeichnet wurde.
Ein Grund, weshalb trotz der restriktiv bleibenden US-Geldpolitik der Goldpreis angezogen hat, ist die Entwicklung bei den US-Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit: Ihre Rendite ist in den letzten drei Monaten von 4,01 auf 3,49 Prozent gefallen. Sinkt die Rendite der Anleihen, steigert sich für Anlegerinnen und Anleger die Attraktivität von Gold als Investment.
Entscheidender war wohl die Entwicklung bei den US-Realzinsen. Die US-Staatsanleihen werfen im Gegensatz zu Gold zwar Zinsen ab, aber entscheidend ist, was nach dem Abzug der Inflation übrigbleibt. Auch der Realzins ist auf Sicht von drei Monaten auf 1,36 Prozent leicht zurückgekommen, nachdem er zuvor im Jahr 2022 aus dem negativen Bereich hervorkommen war.
Korrektur beim Dollar und saisonale Effekte
Auch der zweite wichtige Indikator, der Dollar, hat den Goldpreis in den letzten drei Monaten befeuert. Seit Mitte Oktober hat der US-Dollar Index, der den Wert des Dollars mittels eines Währungskorbs aus sechs Währungen vergleicht, um gut 9 Prozent an Wert verloren. Da Gold in der Regel in Dollar notiert und gehandelt wird, macht ein schwächerer Dollar das Edelmetall für Käufer ausserhalb der Dollar-Region billiger. Das hat zur Folge, dass die Nachfrage nach Gold steigt.
Meist nicht auf dem Radar, aber ebenso wichtig ist die saisonale Nachfrage: Diese treibt den Goldpreis häufig zwischen dem indischen Lichterfest Diwali - 22. Oktober 2022 - bis zum chinesischen Neujahrsfest, das in diesem Jahr auf den 22. Januar fällt, an. Das liegt daran, dass Indien und China traditionell die grössten physischen Konsumenten des Edelmetalls sind.
Sinkende Realrenditen, ein schwächerer Dollar und die saisonale Nachfrage haben zuletzt die Anlegernachfrage angehoben und den Goldpreis erstarken lassen. Doch wie gestaltet sich der Ausblick? Hier die wichtigsten Punkte in der Übersicht:
Geldpolitik unterstützend, Inflation entscheidend
Das Ende der Fed-Zinserhöhungen ist absehbar. Die US-Notenbank hob den Leitzins im Dezember um einen halben Prozentpunkt an - und zwar auf die Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent. Am Markt wird mit einem Zinsschritt von 0,25 Prozent im Februar und im März gerechnet. Nach mehreren Monaten mit einem Leitzins bei 4,75 bis 5 Prozent könnte im November bereits die erste Zinssenkung erfolgen.
Die Drohkulisse einer Rezession wird zudem wohl in den nächsten Monaten bei den US-Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit zu Auspreisungen von Leitzinserhöhungen führen. Dies sollte den Goldpreis stützen oder anheben, falls die Inflation in einem geringeren Masse als die Nominalzinsen fallen sollte.
Während die Entwicklung bei den Zinsen eher optimistisch stimmt, gibt es auch bei der Geldpolitik für Gold Gegenwinde: Alle grossen Zentralbanken mit Ausnahme der Europäischen Zentralbank haben ihre Bilanzen bisher reduziert. Selbst die EZB-Bilanz hat sich 2022 nur minimal ausgeweitet. Anhaltende Perioden mit einer Bilanzausweitung von weniger als 13 Prozent waren in der Vergangenheit eine Herausforderung für Gold - und dies ist jetzt der Fall.
Dollar 2023 nur mit leichtem Abwertungspotenzial - China als Chance
Der Dollar hat im Jahr 2023 nur leichtes Abwertungspotenzial. Nachteilig für den Greenback dürften sich Spekulationen über Leitzinssenkungen erweisen. Gleichzeitig wird der Dollar jedoch weiterhin vom unsicheren globalen Umfeld gestützt. Sollten sich die Wachstums- und Inflationsverhältnisse weltweit gegen Ende des Jahres verbessern, wird der Dollar vermutlich korrigieren und den Goldkurs anheben.
Definitiv optimistisch stimmt hingegen die wirtschaftliche Öffnung in China. Das Argument für die starke chinesische Goldnachfrage, die den Preis in die Höhe treibt, wird durch Daten von anderen Ländern unterstützt. Dort sind die Ausgaben für Luxusgüter gestiegen, als Sperrungen aufgehoben wurden.
Fazit und Ausblick
Insgesamt dürfte also die physische Nachfrage die Preise weiter ankurbeln, und wenn dieser Appetit nachlässt, wird ein schwächerer Dollar und sinkende Realrenditen für Unterstützung sorgen. Ausbrüche nach oben werden wahrscheinlich Käufer in börsengehandelten Fonds und Futures anlocken und Gold zu einer starken Erholung im Jahr 2023 führen.
Ein direkter Weg, um an einem zukünftigen Anstieg zu profitieren, ist der «iShares Gold ETF (CH)» (ISIN: CH0104136236). Steigt der Goldpreis, werden schlussendlich auch Goldminenbetreiber dank des Goldpreishebels davon profitieren. Ein steigender Goldpreis kann sich überproportional auf das Gewinnwachstum der Unternehmen bei festbleibenden Förderkosten auswirken. Der «iShares Gold Producers UCITS ETF» bietet Zugang zu Aktien der grössten börsennotierten Unternehmen, die in die Exploration und Förderung von Gold und verwandten Produkten weltweit involviert sind (ISIN: IE00B6R52036).
Dieser Text erschien zuerst auf Cash.ch unter dem Titel «Weshalb der Goldpreis 2023 wohl weiter steigen dürfte».
2 Kommentare
"Der Dollar ist im Jahr 2022 zwar erstarkt. Die Aufwertung der US-Währung war jedoch hauptsächlich auf die Zinsprognosen und Zinspolitik der US-Notenbank (Fed) zurückzuführen. Angesichts der weiterhin rekordhohen Emissionstätigkeit und des Mangels an Käufern und Liquidität am Staatsanleihenmarkt wird die Fed jedoch früher oder später von ihrem aggressiven Straffungskurs abkehren müssen.
Momentan beharrt die Fed noch darauf, dass sie ihre Zinserhöhungen fortsetzen wird, bis die Inflation auf ein akzeptables Niveau gesunken ist. Es ist aber nur eine Frage der Zeit, bis sie sich dazu gezwungen sehen wird, das Ruder herumzureissen. Wenn es so weit ist, wird ein Rückgang der realen Dollar-Zinsen auch auf US-Dollar-Basis ein günstiges Umfeld für Währungsmetalle schaffen, sodass der US-Dollar-Goldpreis mit der Stärke des Goldpreises in anderen Währungen gleichziehen dürfte."
Gold-Investment: Anleger sollten sich ein Beispiel an Notenbanken nehmen
Ned Naylor-Leyland ist Investment Manager Gold & Silber bei Jupiter Asset Management in London
Wenn Sie optimistisch für Aktien sind, sollten Sie dann nicht
auch optimistisch für Gold sein?
"Ich bin sehr optimistisch für Gold. Das Problem für Gold
im letzten Jahr war, dass die Zinsen gestiegen sind, weil die
Leute immer noch glauben, es gebe einen Zusammenhang
zwischen Inflation und Zinsen. Wenn die Leute glauben,
dass es eine Inflation von 4% geben wird, werden sie
erwarten, dass die Zinsen auf 5 oder 6% klettern werden.
Diese Erwartung ist Gift für den Goldpreis. Erst wenn sie
erkennen, dass der Zusammenhang zwischen Inflation und
Zinsen nicht mehr besteht, wird der Goldpreis abheben."
Russell Napier: «Wir treten in eine Zeit der
finanziellen Repression ein»