Ich habe meine Zukunft immer im Sport gesehen. Mit sechs Jahren bin ich das erste Skirennen gefahren und bin von da an über die Jahre ins C- und B-Kader aufgestiegen. Nach der Matura 1997 war ich fünf Jahre lang Profiskifahrer. Mein erstes Jahr als Profi war toll. Danach war ich immer wieder verletzt. Nach meiner vierten Knieoperation endete mein Traum vom Spitzensport. In meinen Verletzungspausen habe ich gespürt, dass ich einen anderen Weg suchen muss. Ich habe viel Zeit im Internet verbracht, habe viele Ideen entwickelt und auch ausprobiert. Wirtschaftlichen Erfolg hat mir das keinen gebracht. Aber Überblick. Und damit habe ich dann mein erstes Geschäft gemacht: Ich wurde IT-Consultant. Damals haben Firmen für viel Geld Software eingekauft, die sie gratis vom Internet hätten holen können. Mein Service bestand darin, die Old Economy im Umgang mit der New Economy zu unterstützen.
Bald stiess ich auf ein wirklich grosses Problem: die Internationalisierung von Inhalten. Man kann eine deutsche Datenbank nicht einfach auf Polnisch übersetzen. Polen ticken anders als die Deutschen. Also muss ihnen das Gleiche anders gesagt werden. Da habe ich 24translate gefunden, ein junges Unternehmen in Deutschland. Ich bin im Januar 2002 eingestiegen. Im Mai darauf habe ich 24translate.ch gegründet. Ich koordiniere ein Netzwerk von insgesamt 900 Übersetzern auf der ganzen Welt. Eine Übersetzung für den französischen Markt lasse ich in Frankreich herstellen, eine für den polnischen Markt eben in Polen.
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Der Schweizer Markt gehört mir. Das Geschäft läuft viel besser, als ich gedacht habe. Ich erziele Umsätze, die ich erst 2005 hätte machen müssen. Viele grossen Firmen bestellen ihre Übersetzungen inzwischen bei uns. Ich habe einen Mitarbeiter und stelle nun einen zweiten ein. Karriere bedeutet für mich, meine eigene Sache zu machen. Und ich werde selbstständig bleiben, ausser ich komme in den Zwang, dass ich mich anstellen lassen muss, zum Beispiel wenn ich Bankrott gehe. Für diesen Worst Case habe ich 2001 in St. Gallen zu studieren angefangen. Für das Studium habe ich nicht viel Zeit. An die Uni gehe ich selten. Es ist für mich sehr ineffizient, zwei Stunden in einer Vorlesung zu sitzen. In der Zeit kann ich einen Auftrag abwickeln oder einen Kunden akquirieren. So sammle ich Ende Semester jeweils den Stoff zusammen und lerne ihn. Als Autodidakt und mit ein wenig Glück habe ich bis jetzt jede Prüfung geschafft.
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Wir sind Jungunternehmer, im wahrsten Sinne des Wortes. Mit 24 Jahren bin ich der jüngste von drei Geschäftspartnern; Daniel Stöckli ist 25, Beat Steiner 26 Jahre alt. Im Juni 2003 haben wir die Informatikfirma Ajila Enterprise Solutions GmbH gegründet, die Ende Jahr operativ startet. Vorher müssen wir noch unsere Diplomprüfungen an der Fachhochschule Aargau ablegen.
Die Idee, ein Unternehmen zu gründen, ist im letzten Semester des Informatikstudiums entstanden. Wir drei bildeten eine Lerngruppe und machten unsere Diplomarbeit über ein neues Computerprogramm für ein Rechenzentrum der Credit Suisse. Unsere Software hilft der Bank, Arbeitsprozesse zu vereinfachen. Das Projekt war unsere erste Bewährung für den Teamgeist. Die Diskussionen, die wir führten, waren hart, aber sie schweissten uns auch zusammen. Wir funktionieren als Team, weil keiner sich auf Kosten des anderen profilieren will und wir vom Typ her sehr unterschiedlich sind: Dani ist technisch brillant, Beat hat ein Flair fürs Kaufmännische, und ich bin der Schaffer im Hintergrund.
Die Schwierigkeit, eine Stelle als Informatiker zu finden, hat bei unserem Entscheid, uns selbstständig zu machen, mitgespielt. So machten wir aus der Not eine Tugend. Uns reizte aber auch die Ungebundenheit. In einer grossen Firma wird man rasch in ein Schema gedrückt, wir aber wollen flexibel sein und etwas gestalten. Im ersten Geschäftsjahr werden wir sicher noch auf kleinem Fuss leben müssen. Da ist es natürlich ein Vorteil, dass wir noch alle bei den Eltern wohnen. Der Technopark E-Parc in Sursee bietet nicht nur günstige Büros, sondern auch eine ganze Reihe anderer Annehmlichkeiten wie Möglichkeiten zur Kontaktpflege oder Unterstützung beim Erstellen eines Businessplans.
Der Auftrag von der Credit Suisse ist unsere Existenzgrundlage, und natürlich hoffen wir auf Folgeaufträge. Daneben wollen wir neue Kunden akquirieren. Wir sind absolut überzeugt, dass wir es mit unserem jungen Unternehmen schaffen – an uns zu glauben, ist unsere einzige Chance. Wir haben die besten Voraussetzungen für den Erfolg: Wir sind voller Begeisterung. Das drückt auch unser Firmenname Ajila aus, eine Kombination des lateinischen «agila» und des indischen «ajira». Beweglich und flink, das wollen wir sein.
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Bis 35 möchte ich ein eigenes Unternehmen so weit und so gut aufgebaut haben, dass es auch ohne mich rund läuft. Denn ich habe ein privates Ziel: Ich möchte unbedingt eine Familie haben und dann viel Zeit für sie haben. Ich hatte schon immer sehr viel Energie. Mit 13 habe ich Leistungssport gemacht, ging noch fast jeden Tag ins Fitness, fühlte mich aber immer noch nicht ausgelastet. Also habe ich mich neben der Schule für einige Kurse an der Volkshochschule eingeschrieben und alles besucht, was mich gerade interessiert hat, von Business English über Chaostheorie und Jura bis Kunstgeschichte. Von 14 bis 16 habe ich auch ein Abendstudium absolviert. Später habe ich in einer Computerfirma gearbeitet und einige Praktika gemacht, um herauszufinden, welcher Beruf mir Spass macht.
Schon als kleines Mädchen wusste ich, dass ich mich selbstständig machen will, statt für andere zu arbeiten. Zuerst dachte ich, ich werde Arzt, wie mein Vater. Ich habe in seiner Praxis geholfen und rasch gemerkt, dass ich dafür nicht die nötige Leidenschaft habe. Ich entschied mich schon früh für Wirtschaft.
Nun bin ich seit einem Jahr in St. Gallen und studiere BWL. Vergangenen Herbst wurde ich zusätzlich noch Unternehmerin. Angefangen hat alles mit einem Businessplan-Wettbewerb von der Unternehmensberatung Boston Consulting Group. Unter dem Arbeitstitel «Easy Check-in. Mit uns beginnt Ihr Urlaub an der Haustür» entwickelten wir eine Serviceleistung, die den Flugreisenden vom Gepäckschleppen bis zum Einchecken von allem erlöst. Seit Herbst 2002 sind mein Geschäftspartner und ich dabei, unsere Idee professionell aufzuziehen. Nun stehen wir kurz vor dem Abschluss mit einer der grössten Charterfluggesellschaften, die unseren Service in Deutschland exklusiv einführen will.
Ich muss mich derzeit also parallel um zwei Lebenswege kümmern. Der eine ist unsere Geschäftsidee. Sie wird mich in der nächsten Zeit wohl mehr beanspruchen denn je. Der andere ist das Studium. Es macht mir Spass, und ich will es um jeden Preis weitermachen, zur Not als Fernstudium und in reduzierter Form. Kommt der Deal zu Stande, können wir im Januar loslegen. Wir würden am Flughafen München anfangen, vier Fahrzeuge leasen und sechzehn Mitarbeiter engagieren. Nach einer Pilotzeit von einem halben Jahr kämen dann alle drei Monate ein weiterer deutscher Flughafen dazu, weitere Fahrzeuge, weitere Mitarbeiter. Geschafft haben wir das auch dank Unterstützung von zwei Beratern der Boston Consulting Group und von unserem Mentor, Joachim Schoss, Vorstandmitglied der Beisheim Holding Schweiz. Von ihren Kenntnissen haben wir enorm profitiert, und ich habe mir vorgenommen, dass ich diese grossartige Erfahrung, wie auch immer, dereinst an andere weitergeben möchte.
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Ungerechtigkeiten motivieren mich zum Nachdenken und Handeln, seit ich mich erinnern kann. Mit 13 Jahren habe ich eine Umweltschutzgruppe gegründet, mit der wir Geld für den Regenwald gesammelt haben.
Mich interessiert das Grenzgebiet zwischen Politik, Soziologie und Ökonomie. Da ich nach dem Lizenziat meine Ökonomiekenntnisse vertiefen wollte, habe ich mein Studium mit einem Nachdiplomstudium in Internationaler Wirtschaft weitergeführt Forschung interessiert mich sehr, denn ich gehe Dingen gerne auf den Grund. Viele soziale Themen wie Migration oder Nord-Süd-Beziehungen lassen sich besser mit einem fundierten ökonomischen Hintergrund diskutieren. So verstehe ich heute, dass Globalisierung auch den Menschen des Südens Vorteile bringt, wenn wir unsere Grenzen für ihre Produkte öffnen und sie eine faire Chance auf unseren Märkten haben.
Darüber diskutierten wir an einem Dîner-débat, das ich für Ökonomiestudenten/-innen und Globalisierungsgegnern/-innen organisiert habe. Die beiden Parteien konnten konstruktiv diskutieren und viel voneinander lernen.
Eine gute Dialogatmosphäre zu schaffen, ist mir wichtig. Deshalb engagiere ich mich bei NCBI, dem National Coalition Building Institute, das Vorurteile, Rassismus und Diskriminierung jeglicher Art abbauen will. Als Spezialisten für Konfliktlösung arbeiten wir unter anderem für Unternehmen, Verwaltungen und Organisationen. Für die Sektion in der Romandie, die ich aufgebaut habe, arbeite ich etwa zwei Tage pro Woche.
Schon als Kind habe ich immer genau hingehört, wenn am Radio Politikerinnen zu hören waren. Zu dieser Zeit gab es im öffentlichen Raum noch wenig weibliche Vorbilder. Heute nehme ich am Mentoringprogramm der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft der Jugendverbände und der Eidgenössischen Kommission für Frauenfragen teil.
Andere Denk- und Lebensweisen kennen zu lernen, gehört zu meinen liebsten Beschäftigungen. Ein Jahr meiner Mittelschulzeit verbrachte ich in Costa Rica, und während der Semesterferien absolvierte ich Praktika in verschiedensten internationalen Bereichen. So arbeitete ich letzten Sommer in einer lokalen Organisation in Kamerun. Danach hatte ich oft ein schlechtes Gewissen, als ich zum Beispiel realisierte, dass der Preis einer Glace einem kamerunischen Tageslohn entspricht. Doch es den nützt Menschen dort nichts, wenn ich mich hier schlecht fühle. So spende ich einen Prozentsatz meines Lohns und geniesse das Leben hier.»
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Ich arbeite auf einem Schloss, und manchmal fühle ich mich wie eine Königin. Etwa dann, wenn sich so viele Tore öffnen wie in letzter Zeit. Auf Schloss Elmau habe ich vor zwei Jahren als Assistentin der künstlerischen Leiterin angefangen, heute bin ich verantwortlich für Planung und Abwicklung der jährlich rund hundert Veranstaltungen. Schloss Elmau, das ist ein idyllisches Refugium in den bayrischen Bergen, das sich für hochkarätige Konzerte und Kammermusikfestivals sowie Symposien über politische Philosophie und Zeitthemen einen Namen gemacht hat. Als meine Vorgesetzte Elmau wenige Monate nach meinem Einstieg verliess, habe ich ihren Posten übernommen. Das war ein Sprung ins kalte Wasser, aber er hat sich gelohnt. Hier lernte ich nicht nur das Kulturmanagement von Grund auf kennen, sondern konnte ein dichtes Beziehungsnetz zu Künstlern, Festivaldirektoren und Agenten knüpfen. Das ist in dem Metier von unschätzbarem Wert.
Ich habe jede Chance, die sich mir bot, angenommen. Ursprünglich bin ich Konzertpianistin. Kaum konnte ich richtig stehen, zog ich mich zu Hause am Klavier hoch und griff in die Tasten. Von Kindesbeinen an bis ins Teenageralter wollte ich nur eines: Klavier spielen. Wie eine Besessene übte ich mehrere Stunden täglich und gab Solo- und Kammermusikkonzerte. Um mich ganz der Musik zu widmen, brach ich das Gymnasium im vierten Jahr ab – ein richtiger, aber auch ein schwieriger Entscheid.
An den Musikhochschulen Zürich und Trossingen (D) erwarb ich das Lehr- und das Konzertdiplom. Zusätzlich besuchte ich Meisterkurse und nahm ein halbes Jahr Privatunterricht bei Vitali Margulis in Los Angeles. Je mehr ich auftrat und den Konzertbetrieb kennen lernte, desto stärker spürte ich, wie riskant und einseitig die ausschliessliche Ausrichtung auf eine Pianistenkarriere ist. Ich holte die Matur mit Schwerpunkt Wirtschaft nach und meldete mich für ein Fernstudium in Kulturmanagement an.
Ein Rotary-Stipendium führte mich anschliessend an die Musikhochschule Graz, wo ich gleich noch im Büro für Öffentlichkeitsarbeit ein Praktikum machte. Danach arbeitete ich an der Musikhochschule Winterthur Zürich in Öffentlichkeitsarbeit und Orchestermanagement und unterrichtete an der Kantonsschule Limmattal Klavier. In dieser Zeit ergaben sich über eine gute Bekannte Kontakte zu Elmau. Ich bewarb mich – und bekam eine Stelle.
Nun, mit 30 Jahren, möchte ich mich in Unternehmensführung weiterbilden und habe an der Universität St. Gallen einen der begehrten Studienplätze für den Executive MBA erhalten. Ab Herbst pendle ich zwischen Schloss Elmau, wo ich nur noch auf Projektbasis arbeite, und meinem Studentenzimmer in St. Gallen. Nach dem Studium strebe ich einen Job mit Verantwortung für die Sache und die Menschen an.
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Mein Leben ist eine Aneinanderreihung von Zufällen. Ich habe eine Lehre als Lebensmitteltechnologe gemacht und später Lebensmittelingenieur studiert. Als solcher habe ich nie gearbeitet. Beim Abschluss des Studiums hatte ich bereits ein Geschäft, den Handel mit PC. Ich habe mich bei Studienbeginn geweigert, an der Klassenbestellung für einen PC mitzumachen. Stattdessen liess ich mich beraten und habe mir dann einen besseren Computer gekauft. Damit hatte ich das Image des Computerfreaks. Ich habe das ausgenutzt und dem nächsten Jahrgang gleich Computer verkauft und den folgenden auch. Über die vier Jahre des Studiums hat dieses Geschäft zu blühen begonnen, und ich kannte mich aus. Drum habe ich einen Computerladen eröffnet. Als mir ein Kunde eines Tages erzählte, er habe eine Software programmiert, mit der man eine Nachricht auf einen Pager schicken könne, wusste ich zwar nicht, wovon er redete, tat mich aber mit ihm zusammen. Er programmierte weiter, ich machte das Marketing. Daraus entstanden ist «page-it», mit dem man auch SMS verschicken konnte. So rutschte ich in die Telekommunikation hinein. Das war 1996, als jeder mit Handy noch als Angeber galt.
Wir haben die Minick AG gegründet. Die New Economy lief langsam an, und als es losging, waren wir Teil eines riesigen Hypes. 1999 haben wir an Alexander Falk von Distefora verkauft. Wir wollten gross werden und glaubten, mit externem Geld und Management-Know-how kämen wir ans Ziel. Ein Trugschluss. Plötzlich hatte ich keine Lust mehr und kündigte. Ich bin nicht der Typ, der sich einem Management unterwerfen kann.
Als ich mit einem Kollegen in Korsika war, kam eine neue Idee: der Pocket-Grill. Wir liessen einen Prototyp designen und gründeten die Firma Airleed für die Produktion von Freizeitgeräten. Eine recht idealistische Sache, doch ich war nicht wirklich motiviert, wieder von ganz unten anzufangen. Da bot sich die Chance, meine einstige, inzwischen total heruntergewirtschaftete Firma wieder zu kaufen. Wir haben nun den Turnaround geschafft, Minick AG schreibt wieder schwarze Zahlen. Diese Aufgabe ist erledigt. Ich hätte Lust, einmal etwas ganz anderes zu machen.