Nach dem Motto «Go for Gold!» erspurtete sich der Luzerner Läufer André Bucher Anfang August dieses Jahres im kanadischen Edmonton den Weltmeistertitel über 800 Meter. Nach den schrecklichen Ereignissen vom 11. September in den USA und den darauf folgenden Börsenturbulenzen fragt sich manch verunsicherter Anleger, ob diese Devise nicht auch für sein Portfolio eine valable Alternative zu Aktienanlagen darstellen könnte. Viele Jahre oder besser gesagt Jahrzehnte galt Gold als der sichere Hort in Krisenzeiten. Dementsprechend reagierte der Goldpreis nach den Terrorangriffen auch und stieg von 271.40 auf 290 Dollar. Am Tag darauf verlor er etwas an Wert, etablierte sich in den folgenden Tagen aber auf rund 290 Dollar. Die Frage, die sich ein Anleger nun stellen muss, ist, ob auf Grund der entstandenen Unsicherheit ein nachhaltiger Aufschwung des Goldpreises erwartet werden kann. Zieht man dabei das Verhalten des Golds anlässlich von früheren Krisen zu Rate, stellt man fest, dass sowohl während des Golfkriegs als auch während der Asienkrise zwar ein kurzfristiger Anstieg erfolgte, der bestehende Abwärtstrend aber nicht gebrochen wurde. Der Mythos des Golds als sicherer Hort in Krisenzeiten wurde in den vergangenen zwanzig Jahren also arg angeschlagen. Denn seit 1981 befindet sich der Goldpreis mehr oder weniger konstant auf Sinkflug.

Um die weitere Entwicklung des Goldpreises abschätzen zu können, darf man sich daher nicht mehr auf sein Verhalten in Krisenzeiten abstützen. Seine Blütezeit hatte das Gold in den Siebzigerjahren, als es von 35 auf 650 Dollar pro Unze stieg, was fast einer Verzwanzigfachung gleichkam. Danach folgte der grosse Kurssturz auf ein Tief von 252.50 Dollar im Sommer 1999. Vergleicht man die Entwicklung des Golds in den letzten dreissig Jahren mit derjenigen des MSCI World, der die Weltaktienmärkte repräsentiert, stellt man überrascht fest, dass der Weltaktienmarkt sich in dieser Zeit verzehnfacht und das Gold sich immerhin verachtfacht hat. Eine Leistung, die man dem heutzutage viel gescholtenen Metall, das ja, abgesehen von Kurssteigerungen, weder Zinsen noch Dividenden abwirft, gar nicht zugetraut hätte.

Seit Jahresbeginn befindet sich das Gold wieder in einem Aufwärtstrend. Grund dafür sind die wiederholten Leitzinssenkungen der US-Notenbank, die bei vielen Marktteilnehmern Inflationsängste ausgelöst haben, sowie Deckungskäufe von Spekulanten, die auf einen sinkenden Goldpreis gesetzt hatten und nun ihre Short-Positionen glattstellen müssen. Ferner werden zwar jährlich rund 2500 Tonnen Gold abgebaut, die Nachfrage am Markt beträgt aber rund 4000 Tonnen. Die Differenz wird durch die kontinuierlichen Verkäufe der europäischen Notenbanken abgedeckt, die gemäss einem koordinierten Verkaufsplan einen Teil ihrer Goldreserven abstossen. Dass sich die Beurteilung des Golds durch die Notenbanken aber nach den Ereignissen in den USA nicht geändert hat, zeigt das Verhalten der Bank of England, die einen Tag nach den Anschlägen eine seit längerem geplante Goldauktion durchführte. Dies ist kein gutes Zeichen für das Vertrauen in eine ehemals krisenresistente Anlage. Solange die Industrienationen die Inflation im Griff haben, was in den letzten Jahren der Fall war, wird sich daran auch nichts ändern. Gold ist kein volkswirtschaftlich relevanter Rohstoff mehr, da neue industrielle Technologien heutzutage kein Gold mehr in der Produktion verwenden. Im Bereich der Vermögensverwaltung stellt das gelbe Metall zudem seit geraumer Zeit keinen zwingenden Bestandteil der Vermögenszusammensetzung mehr dar.

Auf der anderen Seite hat das Gold eine Art Auffangnetz bei rund 250 Dollar. Dort liegen nämlich die Produktionskosten der Goldminengesellschaften pro Unze. Sollte diese Limite unterschritten werden, wäre die Schmerzgrenze für die «Goldschürfer» erreicht, und die Produktion würde gedrosselt oder gar eingestellt, was bei konstanter Nachfrage zu höheren Preisen führen würde. Anlegern, die vom Aufschwung des Golds überzeugt sind, empfehlen die Experten sowieso nicht den physischen Kauf des Edelmetalls, sondern das Engagement in Goldminengesellschaften. Diese profitieren beim Anstieg des Goldpreises von einem Hebeleffekt. Betragen die Produktionskosten wie erwähnt 250 Dollar pro Unze und der Goldpreis 290 Dollar, ergibt das für die Gesellschaft einen Gewinn von 40 Dollar. Steigt der Goldpreis nun um gut zehn Prozent auf 320 Dollar, erhöht sich der Gewinn der Gesellschaft pro Unze auf 70 Dollar, was einer Steigerung von 75 Prozent entspricht. Entscheidend ist es, die Gesellschaften zu finden, die ihre Produktionskosten im Griff haben. Für den Laien ist es jedoch äusserst schwierig, die guten Gesellschaften zu eruieren. Daher empfiehlt sich das Engagement in Fonds, die in Goldminenaktien investieren.

Sämtliche in der unten stehenden Tabelle aufgelisteten Fonds investieren in Minengesellschaften und nicht direkt in physisches Gold. Der Schwerpunkt liegt bei allen Fonds auf Goldminengesellschaften. Einige Fonds diversifizieren jedoch auch in Gesellschaften, die andere Edelmetalle oder Edelsteine abbauen. Der Fokus liegt dabei hauptsächlich auf Platin. Die Fonds von AIG, DWS und Sogelux haben einen Anteile von bis zu 25 Prozent, der nicht in Gold investiert ist. Andere Fonds wie derjenige der Credit Suisse beschränken sich klar auf Engagements in Goldminentiteln.

Bei der Länderaufteilung stehen Südafrika, wo mit Anglogold der weltgrösste Goldproduzent beheimatet ist, sowie die USA, Kanada und Australien im Vordergrund. Wegen des starken Rückgangs des Goldpreises in den letzten Jahren sind die Volumen der Goldminenfonds teilweise arg geschrumpft. So erreichen die Fonds von AIG, Investec, LGT und Sogelux nicht einmal mehr ein Volumen von 15 Millionen Franken, womit die Betriebskosten der Fondsanbieter wohl kaum mehr gedeckt sein dürften. Bevor man sein Geld in Goldminenfonds anlegt, muss man sich zudem bewusst sein, dass man in ein Segment investiert, das zwar immer noch ein wenig den Mythos der krisensicheren Anlage geniesst, jedoch effektiv Schwankungen aufweist, die jene von europäischen oder nordamerikanischen Aktienmärkten bei weitem übertreffen und ungefähr mit denjenigen von Schwellenländern vergleichbar sind.
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