In den Tresoren der Zürcher Kantonalbank (ZKB) an der Bahnhofstrasse hat es wieder mehr Platz. Von Januar bis April sanken die Bestände aus den Gold Exchange Traded Funds (ETFs) der ZKB um beinahe 19 Tonnen. Im internationalen Vergleich hielten sich die Abflüsse der Fonds der Kantonalbank jedoch in Grenzen. Weltweit zogen Investoren in dem genanntem Zeitraum beinahe 340 Tonnen aus Gold-ETFs ab. Diese Verkaufswelle gilt als ein wichtiger Grund für den jüngsten Rückgang des Goldpreises.
Zuvor hatte das Edelmetall zwölf Jahre in Folge an Wert gewonnen, doch 2013 droht diese Serie zu reissen. Mitte April verlor Gold innert zweier Handelssitzungen mehr als zwölf Prozent – der grösste Zweitagesverlust seit mehr als 30 Jahren. Der Ausverkauf ging mit extrem hohen Volumen einher. Allein am 15. April wechselten an der US-Terminbörse Comex 689 000 Gold-Futures den Besitzer. Dieser Rekordwert entspricht insgesamt knapp 2143 Tonnen des Edelmetalls, was mehr als das Doppelte der von der Schweiz gehaltenen offiziellen Goldreserven ist.
Erklärungsversuche. Nach dem Kursrutsch war mitunter von gezielter Manipulation die Rede. Davon hält Dominic Schnider, Rohstoffanalyst bei UBS Wealth Management, wenig. Er sieht vielmehr Aussagen verschiedener Vertreter der US-Notenbank, wonach das Fed die Zügel anziehen könnte, als eine Ursache. «Damit würde bei Gold ein wichtiges Kaufargument wegfallen», sagt der Experte. Ausserdem habe das Edelmetall markante Stop-Loss-Marken durchbrochen, was eine Art Kettenreaktion auslöste. «Es gibt aber nach wie vor gute Gründe, Gold zu halten», so Schnider. Beispielsweise bezweifelt er einen Anstieg der Realzinsen in den positiven Bereich und verweist darauf, dass das Edelmetall in vielen Portfolios unterrepräsentiert sei: «Global entfallen weniger als zwei Prozent der Geldanlagen auf Gold.»
Ihren Kunden hatte die UBS bereits vor dem Sell-off eine kurzfristige Absicherung bestehender Positionen ans Herz gelegt. Möglich ist dies mit Hilfe von Optionen. Auch Privatanleger können durch den Kauf von Put-Warrants eine Versicherung konstruieren, beispielsweise für physisch gehaltenes Edelmetall. Allerdings ist das im Moment mit relativ hohen Kosten verbunden. Die heftigen Kursausschläge zogen einen Anstieg der impliziten Volatilität nach sich, was den Preis einer Option erhöht.
Fest steht, dass das gelbe Metall bereits deutlich Boden gutmachen konnte. Investoren nutzten die Korrektur, um neue Positionen aufzubauen. Rund um den Globus erlebten Edelmetallhändler einen regelrechten Ansturm. Beispielsweise lag der Absatz der American-Eagle-Goldmünze im April auf dem Zehnfachen des Vorjahresmonats-Niveaus. Trotz allen Turbulenzen geniesst das Edelmetall weiter den Status als Krisen- und Inflationsschutz sowie vor allem als «Währung der letzten Instanz».
Anlagemöglichkeiten. Der direkte Kauf von Barren und Münzen zieht einen Aufwand für die Lagerung nach sich. Eine Alternative bieten physisch hinterlegte Investmentprodukte wie der erwähnte ZKB-ETF. Exchange Traded Commodities (ETCs) funktionieren nach demselben Prinzip. Auch hier hortet die Bank eine dem Volumen des Produkts entsprechende Goldmenge. Rechtlich gesehen sind ETCs jedoch keine Fonds, sondern wie Zertifikate Inhaberschuldverschreibungen. Sie geniessen daher im Gegensatz zu ETFs nicht den besonderen Status gemäss dem Kollektivanlagengesetz.