Einer der berühmtesten Vergleiche von Warren Buffett dreht sich um Gold. In seinem Aktionärsbrief 2011 rechnete er vor, dass alles Gold der Erde einen Würfel ergäbe, dessen Kantenlänge etwa 20 Meter lang ist. Für den Gegenwert bekäme man 16 Konzerne von der Grösse von ExxonMobil, ferner gesamte Farmland der USA – und hätte am Ende immer noch 1000 Milliarden Dollar Cash auf der Seite.
Die 16 Exxons plus das Landwirtschaftsland würden dann jedes Jahr schöne Erträge abwerfen. Der Goldwürfel jedoch bliebe ein Goldwürfel.
Bemerkenswert also, was Freitagnacht über den legendären Investor bekannt wurde: Berkshire Hathaway hat im letzten Quartal 21 Millionen Aktien des Goldminen-Konzerns Barrick Gold erworben – im Wert von 563 Millionen Dollar. Auf der anderen Seite verkaufte Buffetts Holding massiv Aktien von Wells Fargo und JP Morgan; und bei Goldman Sachs stieg sie vollends aus.
«It's not a good sign»
Natürlich wurde der Schritt von den Analysten und Buffett-Auguren eifrig kommentiert. Eine häufige Deutung war dabei: Es könnte ein Kurswechsel sein. Ausgerechnet Warren Buffett, der bei jeder Gelegenheit die Wiederaufsteh-Power der USA und der amerikanischen Wirtschaft predigte, scheint das Vertrauen verloren zu haben.
«Das ist kein gutes Zeichen für die Märkte», kommentierte die Wirtschaftsagentur «Bloomberg». Und weiter: «Eine Wette auf Gold ist eine Tat der Angst und nicht etwas, was man von einem erfahrenen Investor erwartet, der zahlreiche Rückschläge ausgestanden hat.»
Dass das «Orakel von Omaha» sich zugunsten eines Gold-Schürfers von den Banken abwendet – «dem Rückgrat von Amerikas kreditgetriebener Volkswirtschaft» –, dies sei «betting against America», so der beliebte Marktblog «Zero Hedge».
Warren Buffett sei «ganz klar nicht so positiv für die US-Wirtschaft oder den Dollar wie seine jüngsten optimistischen Kommentare suggerierten», tweetete Investment Manager Peter Schiff von Europe Pacific Capital.
Klarer Fall für die Gold Bugs
Und natürlich schlossen sich auch die sogenannten «Gold Bugs» dieser Deutung an, also jene Investoren, die grundsätzlich aufs Gold setzen und kurz-, mittel- oder langfristig an einen Zusammenbruch des Währungssystems glauben. Die Bedeutung von Buffetts Schwenk «kann nicht überschätzt werden», so der Finanzanalyst Max Keiser: «Er sieht, dass die Zentralbanken die Kontrolle verloren haben».
Eine Wette gegen Amerika? Damit widerspräche Buffett sich selber. Denn derselbe Buffett erst gerade an der letzten Generalversammlung von Berkshire Hathaway gewarnt: Es lohne sich nie, gegen die Wirtschaftskraft der USA zu pokern. «Nichts kann Amerika stoppen.» Es fiel aber auch auf, dass Buffetts Comeback-Mantra diesmal – im Gegensatz zu anderen Krisenzeiten – ziemlich unkonkret blieb.
Und immerhin hatte sich Buffett zuvor von all seinen US-Airline-Aktien getrennt, was ebenfalls eine beträchtliche Skepsis über die Entwicklung der breiten Wirtschaft spüren lässt.
Apple bleibt Nummer 1
Es gäbe aber auch andere Deutungen. Zum Beispiel, dass Buffett einfach kühl die Erwartungen der Märkte einkalkuliere. Danach haben die Banken noch eine lange Trockenzeit vor sich, derweil ein Minenkonzern wie Barrick Gold immerhin eine hübsche Dividende bezahlt.
Und schliesslich ist die Beteiligung am kanadischen Konzern bescheiden – nicht zu vergleichen mit Berkshire Hathaways fünf wichtigsten Positionen: Apple (89 Milliarden Dollar), Bank of America (22 Milliarden), Coca-Cola (18 Milliarden), American Express (14 Milliarden) und Kraft Heinz (10 Milliarden). Also Positionen in der Good Old American Economy.
(rap)