Die Schweiz ist die zentrale Drehscheibe im globalen Goldmarkt. Laut Schätzungen werden zwei Drittel des global gewonnen Goldes hierzulande veredelt. Um Abbau und Handel von Gold fairer zu machen, wurde 2013 die Swiss Better Gold Initiative (SBGI) ins Leben gerufen. Diese wird von Peru auf Kolumbien und Bolivien ausgeweitet.
Die Position der Schweiz im Goldhandel bedeute eine grosse Verantwortung der Schweiz für die gesamte Lieferkette, so Staatssekretärin Marie-Gabrielle Ineichen-Fleisch, Direktorin des Seco. Mit der Initiative solle «die Nachhaltigkeit entlang der Wertschöpfungskette von der kleinen Mine in Lateinamerika bis hin zum Markt in der Schweiz gestärkt werden».
Von der Armut getrieben
Die Better Gold Initiative setzt sich zum Ziel, das Leben der Mineure und ihrer Familien im Kleinbergbau zu verbessern. Etwa 10 bis 20 Prozent der weltweiten Goldproduktion stammen aus kleinen Bergwerken, wo das wertvolle Metall mit einfachsten Methoden geschürft wird. Trotz der geringen Menge des geförderten Goldes sind rund 90 Prozent der Mineure in diesem Bereich tätig.
Etwa 100 Millionen Menschen leben heute vom Kleinbergbau. Dieser sei meistens armutsgetrieben, sagt Projektberater Thomas Hentschel. «In vielen armen Ländern ist der Kleinbergbau volkswirtschaftlich ein wichtiger Faktor.» In Bolivien, einem der drei Länder des Pilotprojektes, lebten bei zehn Millionen Einwohnern fast eine Million Menschen von dieser Industrie.
Geld unter Beobachtung
Nicht nur der industrielle Grossbergbau, sondern auch der Kleinbergbau bringt grosse soziale Probleme und Umweltzerstörungen mit sich. So wird bei dieser Art des Bergbaus beispielsweise häufig hochgiftiges Quecksilber eingesetzt, um das Gold zu lösen. Die Arbeitsbedingungen im tropischen Regenwald oder in bis zu 6000 Metern Höhe in den Anden sind zudem äusserst hart.
Zu den spezifischen Problemen des Kleinbergbaus gehöre der immer schwierigere Marktzugang für die Produzenten, sagt Hentschel. «Die Better Gold Initiative sorgt dafür, dass das Geld nicht in den Lieferketten verschwindet, sondern den Mineuren zugute kommt.»
Erfolg in erster Phase
Das Projekt des Seco und der Swiss Better Gold Association der Goldindustrie hat drei Komponenten. Erstens werden kleine Minen und die Arbeiter technisch und organisatorisch unterstützt und für eine verantwortliche Produktion fit gemacht. Zweitens gibt es einen politischen Dialog mit den Behörden der drei Länder, um den Kleinbergbau zu formalisieren. Und drittens werden Abnehmer gesucht, die das nachhaltig produzierte Gold kaufen.
Die erste Phase in Peru sei erfolgreich gewesen, so Hentschel. 1500 Bergarbeiter und insgesamt 4000 Personen hätten vom Projekt profitieren können. «Für diese Menschen haben wir eine verbesserte Umwelt- und Sozialsituation erreicht.» Insgesamt habe man rund eine Tonne Rohgold aus den zertifizierten Minen von Peru in die Schweiz eingeführt.
Ein Tropfen auf den heissen Stein
Hentschel schätzt, dass mittelfristig fünf bis zehn Tonnen des fair gehandelten Goldes in die Schweiz eingeführt werden können. Zum Vergleich: 2016 wurden gesamthaft über 2700 Tonnen zur Weiterverarbeitung importiert. Der überwiegende Anteil stammte dabei indes nicht aus Kleinbergwerken, bekräftigen Industrievertreter.
Für Nichtregierungsorganisationen (NGO) wie die Gesellschaft für bedrohte Völker ist die Better Gold Initiative deshalb kein Instrument, um die Produktion und den Handel von Gold aus schmutziger Quelle zu bekämpfen. Alleine aus Peru seien 147 Tonnen Gold importiert worden, schreibt die NGO in einer Mitteilung.
Rigorose und transparente Prüfung gefordert
«Die Schweiz darf sich nicht mit einem Tröpfchen auf einen sehr heissen Stein zufrieden geben», so die Gesellschaft für bedrohte Völker. Die Better Gold Initiative verhindere nämlich nicht den Import von Gold aus illegalen Quellen und von Produzenten, die in Menschenrechtsverletzungen oder grossen Umweltschäden involviert sind.
Die Unterstützung von Kooperativen, die das Gold in einer verantwortungsvollen Weise abbauen möchten, sei zwar gut. Doch die Forderung ist klar: Die Schweizer Raffinerien, die zu den grössten der Welt zählen, müssten verpflichtet werden, ihre Quellen offen zu legen und beim Goldbezug eine rigorose und transparente Sorgfaltsprüfung anzuwenden.
Angst vor Verlust der Marktstellung
Eine Studie der Schweizer Hilfswerke Brot für alle und Fastenopfer von 2016 zeigt, wie dreckig das Geschäft mit dem Gold ist. So sind für den Abbau des gelben Edelmetalls im afrikanischen Burkina Faso ganze Dörfer umgesiedelt worden – mit teils brutalen Folgen für die Bevölkerung.
Die Forderung nach einer Transparenzpflicht für Goldschmelzereien wies Staatssekretärin Ineichen-Fleisch schon damals zurück: «Wir könnten schon Pioniere sein und strenge Auflagen machen. Das Problem ist dann aber, dass das Gold über andere Länder wie zum Beispiel Dubai gehen würde.»
Schmelzereien in der Verantwortung
An dieser Haltung der offiziellen Schweiz hat sich nichts geändert. Für die Behörden sei die Sorgfaltsprüfung gegenüber Menschenrechten und Umweltschutz gar nicht machbar, so Ineichen-Fleisch. «Das können nur die Schmelzereien selbst übernehmen.»