Die Investmentbank Goldman Sachs hat eine Reihe von spezifischen Twitter-Nachrichten von US-Präsident Donald Trump ausgewertet. Ein Ergebnis: Wenn der Präsident zum Welthandel twittert, hat dies erheblichen Einfluss darauf, was die Märkte von der Fed-Politik erwarten. Wenn Trump hingegen die amerikanischen Zentralbank und deren Zinspolitik direkt kritisierte, hatten seine Tweets wenig Einfluss auf die Märkte. Die Auswertung von Goldman Sachs liegt dem Nachrichtenportal Bloomberg vor.
«Die Märkte glauben, dass der Präsident die Fed-Politik indirekt beeinflussen will, indem er einen makroökonomischen Ausblick vornimmt. Dabei wird die Rolle der Fed in den Tweets aber nur begrenzt wahrgenommen», erklärt Ronnie Walker, Ökonom bei Goldman Sachs, gegenüber «Bloomberg».
Wenn Trump in seinen Tweets auf eine Eskalation des Handelskriegs hindeutete, sanken die Renditen für Zinsfutures – konkreter: Fed Fund Futures – um etwa 60 Basispunkte, schätzt die Investmentbank. Fed-Fund-Futures sind Finanzinstrumente, welche die Erwartungen zu den Leitzinsen widerspiegeln. Die Futures-Kontrakte werden an der Chicago Mercantile Exchange (CME) gehandelt und am letzten Werktag eines jeden Monats bar abgerechnet.
Twitterte Trump nun zu Handelsthemen, und deutete dies auf eine Eskalation beziehungsweise eine Deeskalation des Handelskriegs mit den Chinesen, so sanken die Renditen um 40 Basispunkte. Fast keinen Effekt hatten hingegen all jene Tweets, in denen der Präsident die Institution der Fed und deren Präsidenten Jerome Powell direkt angriff. Genauer: Die Renditen sanken jeweils nur um rund 10 Prozent.
Und so kommt Goldman Sachs zum Schluss, dass der Markt seine Meinung kaum ändert, «wenn der Präsident mit seinen Tweets die Fed kritisiert», sagt Walker. Anders bei den Tweets über den Handelskrieg. «Dort gibt es klare Hinweise, dass eine Eskalation zu einem schwächeren Konjunkturausblick führen kann», sagt Walker – was wiederum die Notenbank dazu bewegen könnte, die Zinsen zu senken.
Gregg Lemkau, Co-Leiter Investmentbanking bei Goldman Sachs, auf «Bloomberg TV» über den Einfluss von Donald Trumps Twitter-Posts auf die Märkte:
5'000 Tweets seit Jahresbeginn
Apropos Tweets: Man könnte glauben, dass der amerikanische Präsident den ganzen Tag nichts anderes tut, als Tweets abzusetzen. Trump hat seit Monatsbeginn schon 275 Tweets gepostet. Dabei ist der Oktober erst eine Woche alt.
Eine Auswertung von Daten der Seite Trump Twitter Archive zeigt, dass der Präsident im laufenden Jahr seine Twitter-Aktivitäten stark ausgeweitet hat: Er hat bereits über 5'000 Tweets abgesetzt. Macht 18 pro Tag.
(tdr)