Zartes Aufatmen ist spürbar – seit Anfang Jahr legen viele Tech-Aktien wieder zu. Dennoch bleibt die zweite Jahreshälfte 2018 im Hinterkopf, als gerade die Riesen, die zuvor beständig ihre eigenen Rekorde jagten, drastisch verloren. Amazon, Alphabet, Facebook – allesamt im Sinkflug. Und allen voran Apple, das Anfang Januar mit einer Umsatzwarnung den Absturz noch befeuerte und schliesslich die Position als wertvollstes Unternehmen der Welt an Microsoft übergeben musste.

Den Einbrüchen zum Trotz: Wie sehen die langfristigen Perspektiven der Tech-Titel aus? Fondsmanager Andreas Dagasan von der Bantleon Bank ist optimistisch. Auch wenn die Abwärtsbewegungen vor allem im vierten Quartal des Vorjahres beachtlich waren, sieht er vergleichbare Muster wie zu manchen Zeiten in den Vorjahren. «Ende 2015 bis Anfang 2016 war die Situation zum Beispiel sehr ähnlich wie Ende 2018: Konjunkturelle Sorgen in China belasteten die Aktienmärkte und zogen die Kurse in die Tiefe», sagt Dagasan. Das zeige:  «Kursrückgänge von 10 bis 15 Prozent kamen in den vergangenen Jahren immer wieder vor. Sie gehören fast schon zur Normalität.»

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Minus bei Apple von fast 40 Prozent

Die Kursrückgänge Ende 2018 überstiegen die 15 Prozent an mancher Stelle allerdings deutlich. Apple verlor innert drei Monaten 39 Prozent seines Aktienwertes. Ähnlich sah es bei Amazon aus, auch wenn der Titel im Februar 2018 noch deutlich tiefer gelegen ist. Facebook dagegen hatte seit dem Höchststand im Juli 2018 seinen Wert fast halbiert. Seit Weihnachten hat der Aktienkurs nun wieder Auftrieb (siehe Bildergalerie).

«Aktuell werden viele Tech-Aktien schon wieder interessant», sagt Andreas Dagasan. Investments im ersten Quartal könnten langfristig vielversprechend sein. Die Betonung liegt dabei auf langfristig – Dagasan geht von einem Anlagehorizont von mindestens fünf Jahren aus und empfiehlt angesichts der derzeitigen Volatilität einen schrittweisen Einstieg.

Dagasan vertraut dabei besonders auf Apple und Amazon. Bei Apple hält er zwar ebenfalls die starke Abhängigkeit vom iPhone für problematisch. Doch sieht er mehrere Faktoren, die mittelfristig für erneutes Wachstum und Kursgewinne sprechen. «Apple verdient nach wie vor viel Geld, kann gute Margen erzielen. Der Konzern verfügt weiterhin über eine starke Community und das Service-Geschäft als Zukunftssparte wächst stark.» Darüber hinaus sei die Bilanz grundsolide. «Apple könnte üppige Aktienrückkäufe stemmen.»

ABB erntet ab 2020 die Früchte des Umbaus

Amazon zählt Dagasan gar zu den «Top-Titeln». Einen Ausblick, den nicht alle Analysten teilen. Tom Hancock, Fondsmanager bei GMO, ist skeptisch: «Wer derzeit Amazon kauft, muss sehr viele positive Annahmen glauben.» Dagasan erkennt dagegen zwei Argumente für den Titel:  «Der Konzern behauptet seine starke Marktstellung und ist wenig konjunktursensitiv.»

 Auch einen Schweizer Titel beobachtet der Analyst genau: «ABB ist eines der Kernunternehmen, die wir im Fokus haben.» Das ist angesichts der Aktienkursentwicklung durchaus eine interessante Aussage: Auch wenn der Titel im Langfristvergleich noch zugelegt hat, hält der Sinkflug der Aktie schon mehr als ein Jahr an. Zum Höchststand am 16. Januar 2018 mit 27,24 Franken hat der Titel mehr als 30 Prozent verloren. Der Verkauf der Stromnetzsparte hat das Vertrauen der Anleger nicht eben bestärkt – nach der Bekanntgabe des Deals am 18. Dezember verlor das Papier nochmals deutlich. Immerhin, in den vergangenen Wochen auch hier ein Aufwind.

Für Beobachter stellt sich die Frage, ob Konzernchef Ulrich Spiesshofer der tiefgreifende Konzernumbau gelingt. Dagasan setzt darauf. «Sicher, ein Investment wird sich nicht adhoc lohnen», sagt er. «Aber ABB geht konsequent den Weg zum Technologieführer und wir rechnen damit, dass die Strategie ab 2020 Früchte tragen wird.»