Es war ein Traumstart. Im letzten Jahr gewann Larissa Kramer (22) als jüngste der neun Finalistinnen den «Prix Bolero» und damit den wichtigsten Modedesign-Wettbewerb der Schweiz. Knapp zuvor hatte die Aargauerin mit sechs Outfits am internationalen Riopele-Wettbewerb in Portugal teilgenommen und ebenfalls das höchste Treppchen erklommen. Auch ihr zweiter Auftritt am «Prix Bolero 2003», wo jeweils der Vorjahressieger ausser Konkurrenz seine Kollektion präsentieren darf, war viel beachtet. Mit einer Kollektion asymmetrischer Formen in schimmerndem Grau, dunkel und lasziv, ortete sie die Presse bereits «mitten im Haifischbecken» des knallharten Modebusiness.

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Kramer, die selbstbewusst auf das eigene Label Larika setzt, hat den nötigen Mumm: «Ich glaube daran, dass ich mich durchsetzen kann.» Es mangelt ihr weder an Ehrgeiz noch an Ideen für Frauen-, Männer- und Kindermode oder Unterwäsche. Nahziel ist eine erste Alltagskollektion im nächsten Frühjahr. Was sie an den Wettbewerben präsentierte, war Mode fürs Auge: Kreativ und verspielt, sozusagen die schöpferische Visitenkarte. Wobei sie nebenbei erwähnt, dass alle Röcke aus der letztjährigen Kollektion im Bekanntenkreis Abnehmerinnen gefunden haben und auch getragen werden. Sie glaubt auch nicht, dass ihre Preise zu früh gekommen sind. Das habe ihr Selbstvertrauen gestärkt und Mut gemacht.

Doch die eigentliche Arbeit beginnt jetzt. Die verwendeten Materialien für tragbare Alltagsmode müssen pflegeleicht und elastisch sein. Vertriebsstrukturen und die Administration sind aufzubauen, ein Fertigungsatelier und Absatzkanäle müssen erst noch gefunden werden. «Der Geschäftssinn geht mir noch völlig ab. Die Kreativität und das Gespür für die Trends liegen mir näher», sagt sie. Zurzeit lernt sie berufliche Selbstständigkeit: «Eine Tagesstruktur entwickeln, die Zeit selbst einteilen, das ist alles neu.» Sie will nun das Kursangebot für Jungunternehmerinnen evaluieren. Da komme sie wohl nicht drum herum.

Schon als Kind spielte sie mit Stoffen und entwarf Kleider für Theaterstücke. Larissa Kramer hat keine Lehre als Schneiderin absolviert, sondern sich das Rüstzeug über die Jahre geholt. Unter anderem in der Vorklasse für Mode am Academy of Art College in San Francisco. Vor allem aber durch viele Praktika in Paris, wo sie parallel dazu eine Modedesign-Schule besuchte. Ein Test fürs Durchhaltevermögen, denn ehe man Mode mitgestalten kann, sind Zubringerdienste zu leisten – eintönige Laufmädchenarbeit. Sie hat sich durchgebissen und arbeitet mittlerweile ein bis zwei Monate im Jahr als Freelancerin für Martine Sitbon. Sie ist dort für die Farbauswahl zuständig, sucht Materialien aus und färbt die Einzelstücke auch selbst ein. Ihre Tätigkeit am Modenabel der Welt ist nicht nur Kontaktbörse, sondern auch regelmässige Weiterbildung: «Die aktuellen Trends spüre ich in Paris. Zum Arbeiten brauche ich dann aber die ländliche Ruhe zu Hause in der Schweiz.»

Während sich für Kramer erst noch weisen muss, ob ihr Handwerksboden golden wird, verfügt Reto Spiegel (32) bereits über mehrjährige Erfahrung. Er ist Mitinhaber der Impress Spiegel AG in Egerkingen, eines Nischenplayers im Druckereibusiness. Spiegel musste gleich nach seiner Lehre als Schriftsetzer im elterlichen Betrieb einsteigen, weil der Vater schwer erkrankte und in der Folge starb. Im Handwerksboden ortet er unterschiedlich ertragreiche Schichten: «Es kommt sehr auf die Branche an. Wer es durch Know-how und Glück schafft, eine Marktnische zu finden, sich klar zu positionieren und langfristig die Nase vorne zu behalten, der verdient sicher sein gutes Geld. Wer in der breiten Masse des traditionellen KMU-Gewerbes mitmischt, dem reichts gerade zum Leben.»

Das Familienunternehmen – Reto Spiegel führt es gemeinsam mit seiner Mutter und dem Bruder – besteht seit 33 Jahren und beschäftigt zurzeit acht Mitarbeiter und drei Lehrlinge. Die innovative Kleinfirma verfügt über eine moderne Druckvorstufe, Digitaldruck- und Lettershopsysteme, mit denen Mailings von der Gestaltung bis zum Druck inhouse gefertigt werden können. Im Bereich Crossmedia werden zusammen mit Marketing- und IT-Partnerfirmen kundenspezifische Lösungen realisiert. Spiegel muss sich ständig Neues einfallen lassen, um zu bestehen. Die grafische Industrie macht eine harte Zeit durch. Der Preisdruck ist enorm. «Unsere Branche hat es verpasst, ihre Druckdienstleistungen zu realistischen Preisen zu verkaufen», kritisiert Spiegel.

Spiegels Vision ist die Konzeption, Produktion und Distribution von Informationsdaten mit modernsten Medien- und Printtechnologien. Kein leichtes Unterfangen: «Wegen der verschärften Preissituation wird es zunehmend schwieriger, die nötigen finanziellen Mittel für die teuren Betriebsmittel aus der eigenen Substanz aufzubringen.» Nur so könne man sich aber langfristig seinen Markt sichern. Zumal die direkte Konkurrenz nicht schlafe, fügt er an. Seine Firma arbeitet je nach Bereich mit externen Beratern zusammen, um nicht nur im eigenen Familiensaft zu schmoren. Es brauche immer wieder mal die objektive Ansicht eines Aussenstehenden. Ständig zu lernen, ist Reto Spiegel wichtig: «Ich bin von Natur aus wissensdurstig. Wegen des raschen Einstiegs in die Firma musste ich mir mein Wissen auf schulischem Weg erwerben.» Er absolvierte die Technikerschule und später eine Managementausbildung des grafischen Gewerbes. Was er dabei lernte, konnte er gleich dem Praxistest unterziehen. Die Erkenntnis daraus: «Nicht alles, was ein Lehrbuch sagt, ist für jeden zu jedem Zeitpunkt richtig. Aber meist wird die richtige Richtung aufgezeigt.» Bemerkenswert: Als ebenso wichtig wie den Lehrstoff wertet er den Erfahrungsaustausch unter den Studierenden und ihr Netzwerk.

Berufsmaturität
Handwerker aufgepasst: die Uni kommt in Reichweite


Im letzten Jahr haben 7787 Personen eine Berufsmatura abgeschlossen, zehn Prozent mehr noch als 2001. Die so genannte Berufsmaturität II nach der Lehre beendeten 2614 Personen. Mehrere Berufsschulen bieten heute auch Vollzeitstudiengänge für Erwachsene an. Für die bieten sich in Zukunft grosse Chancen. Macht der Bundesrat seine Zusagen wahr, wird die Berufsmatura in Zukunft zum Billett nicht nur für Fachhochschulen, sondern auch für Universitäten. Der Verordnungsentwurf sieht den Unizugang für Berufsmaturanden nach einer Ergänzungsprüfung vor.

Wer sich als Frau am Bau behaupten will, darf nicht empfindlich sein. Frauke Alper (38), Architektin im Ressort Stadtbauten in Bern, schildert eine kürzlich erlebte Szene. Bei der Kontrolle eines Umbaus reklamierte sie eine schlampige Silikonfuge. Der Verantwortliche reagierte betupft und sagte: «Machs doch selber besser.» Als Alper konterte, sie zeige ihm gerne, wie man eine ordentliche Silikonfuge lege, besann sich der Aufmüpfige eines Besseren und versprach sorgfältigere Arbeit. Selber habe sie bisher wenig Akzeptanzprobleme gehabt. Sie könne sich wehren. Alper weiss um die Schwierigkeiten von Frauen im Bausektor aber genau Bescheid. Denn während dreier Jahre war die diplomierte Architektin die Leiterin des Gleichstellungsprojekts «Frau am Bau», finanziert vom Eidgenössischen Büro für Gleichstellung. Anfang 2003 wurde das Projekt wegen Geldmangels jedoch beendet. «Von einer tatsächlichen Gleichstellung sind wir immer noch weit entfernt. Es fehlt an qualifizierten Teilzeitangeboten, was viele Frauen immer noch in die berufliche Bedeutungslosigkeit stürzt», sagt Alper. Immerhin wurde während des Projekts ein Netzwerk aufgebaut, das rund 70 Firmen umfasst. Sie ortet eine langsame Veränderung im Bewusstsein. Immerhin. Und: «Es gibt Frauen und Männer mit technischem Flair und handwerklichem Geschick. Genauso gibt es in beiden Geschlechtern das Gegenteil.»

Alper ist Mutter von zwei Kindern. Sie arbeitet 60 Prozent Teilzeit und übernimmt Bauleitungen für Schulen und Friedhöfe. Ausschliesslich am Zeichentisch oder CAD-Bildschirm möchte sie unter keinen Umständen tätig sein: «Der Kontakt draussen mit den Leuten am Bau ist mir wichtig.» Sie hat ursprünglich in Deutschland eine Fachhochschule für Architektur absolviert und sich die Erfahrungen mit Maurerkelle und Hobel in Praktika geholt. Eine Zeit lang liebäugelte sie mit dem Beruf der Schreinerin. Sie ging für ein Ingenieurprojekt nach Indonesien, studierte in Rom Architekturgeschichte und arbeitete dann in verschiedenen Architekturbüros. Der Aufgabenbereich reichte vom Entwurf bis zur Bauleitung sowohl bei öffentlichen Bauten wie auch bei Wohnhäusern. Es war «genau die richtige Berufswahl», stellt sie heute fest. In die Schweiz zog sie vor neun Jahren – der Liebe wegen.

Trotz der Mehrfachbelastung als Mutter und Berufsfrau investiert sie regelmässig in ihre Weiterbildung. Alper belegte CAD- und Webdesign-Kurse sowie den Fernlehrgang am Schweizerischen Institut für Baubiologie (SIB). Sie will genau wissen, welche Materialien sie verbaut. Da verlaufe die Entwicklung rasant. Und, so sagt sie: «Ohne Weiterbidung und Impulse von aussen verliert man rasch den Anschluss.»

Weiterbildung
Das Web öffnet die Türen zu hilfreichen Informationen


Den umfassendsten Überblick zum Weiterbildungsangebot in der Schweiz – speziell auch für das Handwerk – liefert die Weiterbildungs-Angebots-Börse (WAB) über das Internet: www.w-a-b.ch. Dies ist das Infoportal verschiedener staatlicher Ämter, wie des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) sowie des Verbands Schweizerischer Berufsberatung. Die Datenbank enthält über 24000 Kurse und Lehrgänge von der beruflichen Weiterbildung bis zur allgemeinen Erwachsenenbildung. Die Website gibt es in deutscher, französischer und italienischer Sprache.


Wer die Adressen der Berufsinformationszentren (BIZ) oder der Berufsberatungsstellen sucht und/oder einen Termin für ein persönliches Gespräch in Sachen Weiterbildung wünscht, wird ebenfalls im Internet fündig: Schweizerischer Verband für Berufsberatung: www.svb-asosp.ch.


Weiterhelfen können auch die Berufsorganisationen und Berufsverbände. Unter www.berufsberatung.ch gibt es die Links dazu. Wer sich beispielsweise für Frauen am Bau interessiert, wählt www.frauambau.ch, für ökologisch Interessierte bietet der WWF unter www.umwelt-berufe.ch Infos.