Henry Wegmann gibt einen optimistischen Ausblick. «2005 könnte ein gutes Aktienjahr werden», sagt er. Die Börsenindizes hätten das Potenzial für ein kräftiges Plus. Zwar gebe es durchaus ein paar Risikofaktoren: die Dollarschwäche, ein noch höherer Ölpreis oder die fragile Konjunktur, speziell in Europa. Doch gleichzeitig verweist Wegmann auf tiefe Bewertungen bei vielen Aktien. All die Negativszenarien seien weitgehend in den Kursen eingepreist, die Absturzgefahr gering: «Zu viele Marktteilnehmer suchen derzeit irgendwelche Haare in der Suppe – ich konzentriere mich lieber auf die Gewinnchancen.»
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Auf welche Kriterien achtet Wegmann bei der Titelselektion? Der Vollblutbanker nennt vier Kategorien. Erstens: Aktien mit einer hohen Dividendenrendite. Zu diesen Unternehmen mit einem beständig hohen Cashflow zählt er Altria (ehemals Philip Morris), E.ON oder Nestlé. «Diese Aktien geben dem Portfolio eine defensive Abstützung.» Zudem seien sie eine Alternative zu den Obligationen mit ihren mageren Renditen.
Zweitens setzt Wegmann auf die Sektoren Technologie und Telekom: Amazon, Ebay, Yahoo sowie Ericsson und Vodafone gefallen ihm als Marktführer auf ihren Gebieten.
Drittens: Gesellschaften in einer Restrukturierungssituation, zum Beispiel Allianz, die HypoVereinsbank, VW oder Fiat. Nach einem tiefen Fall hätten diese Aktien häufig ein grosses Aufholpotenzial, wenn die Massnahmen zu greifen begännen. Auch der deutschen Wirtschaft als Gesamtes traut Wegmann eine positive Überraschung zu. Von den Schweizer Firmen zählt er «Zürich» und Credit Suisse zu denen, die nach einer schwierigen Phase nun wieder gestärkt dastehen. Auf dem heimischen Aktienmarkt gefällt ihm auch Roche.
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Als vierte Kategorie nennt Henry Wegmann auf Grund der starken Nachfrage aus Asien den Konsumgüter- und Luxussektor: Richemont, Swatch Group oder LVMH. In diesem Bereich favorisiert er zudem eine ganze Reihe japanischer Titel wie Sharp, Toshiba, Canon oder auch Toyota. «Nachdem man die Börse Tokios lange Zeit hat meiden müssen, ist die Zeit für eine Rückkehr gekommen», sagt der Japan-Kenner. Auch dem Yen spricht er noch Potenzial zu.
Gleichzeitig betont Wegmann, dass er bei den genannten Aktien die Wechselkurssituation nicht berücksichtigt habe. Diese Risiken seien zu analysieren und allenfalls abzusichern – insbesondere für den Dollar, bei dem er eine weitere Abwertung zwischen 5 und 20 Prozent für möglich hält. Die Abschwächung sei indes auch eine Chance: «Dank dem tieferen Dollar kann man nun als Schweizer Investor viel günstiger US-Aktien kaufen, als dies noch vor kurzem möglich war.»