Chinesische Aktien haben eine historische Woche hinter sich. Der Start in die Woche war katastrophal, am Mittwoch und Donnerstag kam es zur grossen Gegenbewegung. China-Papiere haben so stark zugelegt wie seit 1998 nicht mehr.
Nun scheint die Rally aber vorerst zu Ende zu sein. Der Hang Seng China Enterprises Index verlor am Freitag über 3,5 Prozent und zog die Technologie- und Immobilienwerte nach unten.
Das betraf auch die beiden Tech-Schwergewichte Tencent und Alibaba. Sie verloren leicht, nachdem sie in den letzten Tagen um jeweils mindestens 30 Prozent zugenommen haben.
Unsicherheit wegen des Ukraine-Kriegs
Peking hatte es vor ein paar Tagen geschafft, das Vertrauen zu stärken, das führte zu einem sprunghaften Anstieg der Aktienkurse. Doch nun schalteten die Anleger einen Gang zurück und bekamen wegen drohenden Risiken kalte Füsse. Die grösste Belastung sind mögliche US-Sanktionen gegen China im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg.
Chinas zurückhaltende Reaktion auf Russlands Einmarsch in der Ukraine hat die Ansichten innerhalb der US-Regierung verhärtet, dass Xi sich möglicherweise der Unterstützung Moskaus annähert, während der Konflikt weitergeht.
Chinesische Beamte bestreiten, dass sie die Invasion stillschweigend unterstützt haben, und wiesen US-Berichte zurück, wonach Russland Peking kurz nach Ausbruch des Krieges um finanzielle und militärische Unterstützung gebeten habe, und bezeichneten diese als Desinformation.
Eine Entscheidung der USA, neue Sanktionen gegen China zu verhängen, könnten die jüngsten Aktiengewinne wieder zunichte machen, schreiben Marktbeobachter.
CS bullish bei China-Aktien
Trotzdem: China-Aktien sind aktuell ein heiss diskutiertes Thema. Die Credit Suisse setzt unter anderem darauf. Das Investment-Komitee der Grossbank ist bullish, wenn es um Schanghai und Peking geht. Es spricht von einem «attraktiven Aufwärtspotential». Als Grund nennen sie tiefe Bewertungen und ein vorteilhaftes regulatorisches Umfeld.
Vergangenes Jahr noch schwammen China-Aktien, vor allem im Technologiesektor, wegen stärkeren Drucks der Regierung im Verkaufsstrudel. Nun, nach dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs, löst Pekings relative Nähe zum Aggressor Russland Nervosität aus. Vor wenigen Tagen schreckten auch Corona-Ausbrüche in China und Lockdowns in wichtigen Städten wie dem Wirtschaftszentrum Shenzhen die Märkte auf.
Nichts davon stellt laut dem CS-Anlagekomitee um Michael Strobaek derzeit ein massives Risiko dar. Untermauert wird die Entscheidung durch deutlich veränderte Bewertungsdaten. Der Nasdaq Golden Dragon Index ist laut Bloomberg am Montag auf ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 13,6 zurückgefallen. Im Juni 2021 noch betrugen die Kurse das 41-fache der Gewinne. Dies war, bevor die Staatsführung anfing, gegen die ihrer Meinung nach zu einflussreiche Tech-Branche vorzugehen.
(tdr)