Ende März 2012 treffen sich im niederländischen Utrecht die Liebhaber gemütlicher Ferien. An Europas grösster Ferienmesse für Zweitwohnungen, «Second Home», bietet auch die Bächer Immobilienfirma Orgnet ihre Objekte feil. Holländer hätten grosses Interesse an Ferienimmobilien in der Schweiz, schrieb Orgnet nach der letzten Messe Anfang Oktober. Ob der Run auch 2012 anhält, ist ungewiss – Ausländer haben zuletzt weniger Interesse bekundet.

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Im Ausland lebende Personen können in der Schweiz zwar Ferienwohnungen kaufen, brauchen aber eine Sonderbewilligung (Lex Koller). Ein Kontingent von 1500 Bewilligungen stellt der Bund aktuell zur Verfügung. Wurde vor drei Jahren das ganze Kontingent ausgeschöpft, waren es 2010 nur noch 76 Prozent (siehe Grafik «Nachfrageeinbruch»). So wenige Käufer gab es letztmals 1994. Das zeigen Zahlen des Bundesamtes für Justiz (BJ), die BILANZ vorliegen. In den Kantonen Schaffhausen, Neuenburg und Jura wurde kein Kauf bewilligt, in Luzern bloss einer (siehe Tabelle unter 'Downloads'). Ein Zusatzkontingent ging einzig an den Kanton Wallis.

Gross ist die Nachfrage auch in der Waadt und im Tessin, im Tourismuskanton Graubünden wurde knapp die Hälfte des Kontingents ausgeschöpft. Der Trend dürfte anhalten: Bis Ende Oktober haben die Kantone nur 537 Bewilligungen (36 Prozent) beansprucht – ein rekordtiefer Wert im Vergleich zu den Vorjahren, allerdings kein definitiver. Die nicht benötigten Kontingente können die Kantone bis Ende Oktober des Folgejahres ausschöpfen. Danach fallen sie in einen Topf, aus dem sich jene bedienen können, die sofort Bewilligungen benötigen. Zugegriffen hat in den letzten Jahren einzig das Wallis.

Verhaltene ausländische Käufer: ein Signal für einen überhitzten Schweizer Immobilienmarkt? Immobilienexperte Urs Hausmann von Wüest & Partner: «Das ist kein struktureller Wandel, sondern eine Frage des starken Frankens.» Kaufkraft gehe verloren, die Betriebskosten würden teurer in einem Land mit bereits hohem Preisniveau. «Die teilweise stark gestiegenen Preise diskriminieren viele Interessenten.» Ein weiterer Faktor für die rückläufige Nachfrage sei die politische Komponente. Peter Frigo, Chef des Maklerunternehmens Engel & Völkers: «Diskussionen, wonach in gewissen Regionen weniger gebaut werden darf, führten zu Baureduktionen.» Ausserdem konzentrierten sich Menschen in wirtschaftlich unsicheren Zeiten aufs Wesentliche. Dazu zählt eine Ferienwohnung in der Schweiz wohl nicht.