2010 war das Jahr der Verschiebung vieler Probleme vom Finanzsektor hin zum Staat. Diese «Verstaatlichung der Probleme» sollte Stabilität bringen. Zum Teil gelang dies auch: Firmen sind wieder bereit zu investieren, und weltweit sind die Bürger etwas zuversichtlicher. Nun sind jedoch einige Staaten selber gefährdet. Die Finanzmärkte zweifeln an der Kreditwürdigkeit ihrer Retter und zwingen diese zum Sparen. Damit liesse sich ein Teil der Probleme angehen, nämlich die wirtschaftlichen Ungleichgewichte zwischen den Ländern. Lag die nationale Sparquote von Griechenland im letzten Jahrzehnt bei unter 10 Prozent, sparten die Deutschen über 20 Prozent ihres Einkommens. Verzeichneten die Chinesen in den letzten fünf Jahren eine Sparquote von deutlich über 50 Prozent, lag diese in den USA lediglich bei 10 bis 15 Prozent. Das, was die Deutschen und Chinesen zu viel sparten, floss in Länder wie Griechenland und die USA. Dort reichen die Ersparnisse nicht aus: Griechen und Amerikaner leben auf Pump. Um die Schulden zurückzuzahlen, müssen sie entweder wettbewerbsfähiger werden oder weniger konsumieren und investieren. Umgekehrt sollten die Deutschen und Chinesen ihren Konsum und die Investitionen ankurbeln. Doch ein rascher Wandel wird durch das heutige Währungsgefüge behindert. Die Wechselkurssysteme sind auf grosse Währungsräume fixiert und nicht auf die Bedürfnisse einzelner Länder zugeschnitten. Die Schwächeren können ihre Wettbewerbsfähigkeit nicht rasch genug steigern – eine Zweiklassengesellschaft in Europa und der Welt ist vorprogrammiert. Für eine strukturelle Gesundung der Weltwirtschaft werden die Länder mit Leistungsbilanzdefiziten eine längere Durststrecke durchlaufen müssen. Gleichzeitig sorgt der Abbau der Sparüberschüsse in den anderen Ländern für eine starke Binnenkonjunktur. Die Schweiz gehört nicht nur zur zweitgenannten Gruppe, sondern profitiert obendrein auch von den intensiven Handelsbeziehungen zu den andern Ländern dieser Gruppe. Wie die jüngste KOF-Umfrage zeigt, sind die Perspektiven für Schweizer Firmen und damit auch für deren Anleger trotz Frankenstärke äusserst positiv.
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