Vor einem Jahr sah Kenneth Fisher keine Wolken am Börsenhimmel. 2007 werde besser als 2006, lautete seine Prognose. «Nein, ganz so gut wie erwartet sei 2007 nicht ausgefallen», gesteht Fisher im Gespräch mit BILANZ nun ein. Er habe die jetzige Korrektur auch nicht erwartet. Sie ist nach seiner Einschätzung allerdings nicht der Anfang eines Bärenmarktes. «Die Situation wird schlimmer dargestellt, als sie tatsächlich ist.» Während überall von einer Kreditkrise die Rede sei, hätten die Ausleihungen der Unternehmen zugenommen, und die Ausfallraten lägen immer noch unter einem Prozent. Das seien keine Anzeichen einer Kreditkrise, betont Fisher.
Dennoch hat der als Privatperson weltweit grösste Vermögensverwalter, Buchautor («Super Stocks») und langjährige «Forbes»-Kolumnist seine Aktienpositionen weg von kleineren und hin zu den ganz grossen Titeln verlagert. Damit hat er im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben auf dem von ihm verwalteten Vermögen von über 40 Milliarden Dollar eine Performance von 17 Prozent erzielt. Die fetten Jahre der kleineren Aktien seien vorbei. Die grössten Blue Chips könnten derzeit dank ihrer Finanzkraft offensiv agieren, wie die geplante Übernahme von Yahoo durch Microsoft zeige. Derweil müssten kleinere Werte höhere Risikoaufschläge zahlen und stünden deshalb unter Druck.
Die Situation ist nach Fishers Dafürhalten ähnlich wie vor zehn Jahren. Deshalb ist er für 2008 trotz dem schlechten Börsenstart zuversichtlich. «Wir haben den Tiefpunkt am 22. Januar gesehen.» Anleger sollten auf die Branchen Energie, Rohstoffe, Industrie, nicht dienstleistungsorientierte Technologiewerte und Konsumgüter setzen, Anleger in der Schweiz auf Aktien wie Nestlé, UBS, Roche oder Novartis und in Deutschland auf Siemens, Allianz, Daimler oder Deutsche Telekom. Eine interessante Aktie sei UBS. Die Gelegenheit für eine Übernahme wäre jetzt günstig. Und zu Merrill Lynch könnte ein solcher Kauf auch gut passen. Doch die neuen Chefs wollten sich nach diesen turbulenten Wochen wohl keine neuen Probleme aufhalsen. «Wer weiss schon, was in ein paar Monaten sein wird?»
Düsterer sieht der Kalifornier die globalen Aktienmärkte frühestens ab 2009. Die derzeitige Krise habe ja ganz gut gemeistert werden können, und die Börse habe neue Rekordhochs erklommen. Erst ab 2009 dürfte tatsächlich ein neuer Bärenmarkt mit einer scharfen Korrektur
anbrechen, meint Fisher warnend.
Anlagetipps
• Allianz (Val.-Nr. 322 646; KGV 6,6; P/B 1,2)
• Nestlé (Val.-Nr. 1 205 604; KGV 16,4; P/B 3,6)
• UBS (Val.-Nr. 2 489 948; KGV 8,2; P/B 2)