Weihnachten beginnt in den USA traditionell schon an Thanksgiving, dem wichtigsten amerikanischen Familienfest. Dann überbieten sich die Einzelhändler gegenseitig mit Rabatten, was die Käufer jedes Mal in Scharen anlockt. Dieses Jahr schwappte der Trend auch mit Wucht in die Schweiz. Am 24. November meldeten die lokalen Radiostationen den Ausnahmezustand in Zürich. Dank zahlreichen Rabattaktionen stömten die Massen in die City und verstopften die Strassen und Einkaufspassagen.

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Die Umsätze aus dem Thanksgiving-Wochenende gelten in der westlichen Welt als wichtiger Impuls für die Unternehmen im Konsumgütersektor. Angesichts des rekordhohen Konsumentenvertrauens in den USA und Europa und gleichzeitig tiefer Arbeitslosenzahlen könnten sie dieses Jahr ganz besonders von der guten Vorweihnachtsstimmung profitieren. Das Momentum dürfte auch darüber hinaus anhalten. Denn nicht nur das Weihnachtsfest steht vor der Tür. Bald werden auch das chinesische Neujahr, das russische Neujahr und der Karneval in Brasilien gefeiert. «Angesichts des robusten wirtschaftlichen Hintergrunds und der positiven Aussichten rechnen wir mit einer besonders guten Feiertagssaison», schreiben dazu die Analysten von UBS Wealth Management in einer Studie.

Logitech, Lindt&Sprüngli, Apple – Produkte haben Hochsaison

Für Anleger lohnt es sich, jetzt typische Weihnachts-Aktien wie Logitech, Lindt & Sprüngli und Apple zu beobachten. Die Produkte dieser Unternehmen gelten als beliebte Weihnachtsgeschenke. Vor allem Lindt & Sprüngli verdient einen Grossteil des Jahresumsatzes in der Weihnachtszeit. Die Titel hatten nach enttäuschenden Halbjahreszahlen im August heftig an Wert verloren, nahmen zuletzt aber wieder an Fahrt auf. Schwierig gestaltete sich offenbar das Geschäft im wichtigen US-Markt. Die Holiday Season bietet Gelegenheit, dort wieder Boden gutzumachen. Die Partizipationsscheine eignen sich vor allem für langfristig orientierte Anleger.

Brauereien und Spirituosenhersteller wiederum dürften von den Familienfeiern und der guten Stimmung an den Neujahrsfesten sowie der anstehenden Karnevalssaison profitieren. Hier sind bei Titeln wie Diageo, Pernod Ricard, Rémy Cointreau und Anheuser-Busch InBev in den nächsten Wochen Kurssteigerungen durchaus möglich. Die Aktien sind zwar mit Kurs-Gewinn-Verhältnissen von je über 20 für 2018 nicht mehr günstig bewertet, doch das zu erwartende Gewinnwachstum könnte über den Marktschätzungen liegen, was dann für einen Schub an der Börse sorgen dürfte.

Deutlich differenzierter zeigt sich dagegen das Bild im Luxusgütersektor und Detailhandel, die ebenfalls stark von der Weihnachtszeit profitieren. Für den Bereich Luxusgüter ist zudem die aufsteigende Mittelschicht in Asien die treibende Kraft. In diesem Jahr dürfte der gesamte Sektor dank der kaufkräftigeren Bevölkerung organisch sogar zweistellig wachsen. Wichtigster Markt ist China. Die meisten Chinesen haben heute mehr Geld zur Verfügung, die Einkommen steigen im Schnitt pro Jahr immer noch um 6,3 Prozent.

Adventszeit:  Jeden Tag ein Päckchen.
Quelle: cp

Chinesen entdecken einheimische Produke

Das zur Verfügung stehende Geld geben die Chinesen gerade in der Feiertagszeit zwar für qualitativ hochwertige Produkte aus. Doch lokale Anbieter werden mehr und mehr bevorzugt, wie eine Untersuchung des Beratungsunternehmens McKinsey ergeben hat. Ein gutes Beispiel dafür sei der Smartphone-Hersteller Huawei. «Viele Konsumenten sind stolz, ein Smartphone eines chinesischen Herstellers zu besitzen», so die Autoren der Studie. Gleiches gilt für den Textilmarkt. Luxus-Accessoires sind von diesem Trend noch nicht voll erfasst. Da setzten die meisten chinesischen Konsumenten noch auf teure ausländische Marken. Doch eine leichte Verschiebung der Präferenzen zu inländischen Produkten sei bereits zu erkennen, so die McKinsey-Analysten.

Von daher ist trotz aller Weihnachtseuphorie Vorsicht geboten. Der Luxusgütersektor kann sich auf lange Sicht nicht automatisch auf Wachstum in China verlassen. Das gilt auch für Unternehmen wie LVMH und Uhrenhersteller Swatch Group und Richemont, die zuletzt an der Börse einen guten Lauf hatten. Ihre Bewertungen sind mittlerweile nahe an historischen Höchstwerten, was durch das in diesem Jahr beschleunigte Umsatzwachstum in den ersten beiden Quartalen gestützt wurde.

Gegen Ende des Jahres könnten Titel wie Richemont unter Druck geraten, falls sich das Umsatzwachstum wegen der ungünstigen Vergleichsbasis aus dem Vorjahr abflachen würde. Der schweizerischsüdafrikanische Luxusgüterkonzern hatte von Oktober bis Dezember 2016 Waren im Wert von 3,1 Milliarden Euro verkauft, was einem Anstieg von plus 5 Prozent entsprach. Umsatztreiber war das Schmuckgeschäft. Ein solches positives Weihnachtsgeschäft war für viele Investoren überraschend und dürfte jetzt schwer zu schlagen sein. Für die Weihnachtssaison 2017 sind die meisten Analysten daher eher vorsichtig und sehen nur wenig Aufwärtspotenzial in den Titeln.

Gläubigerschutz bei Toys'R'US

Der Detailhandel wiederum hat weniger Probleme mit regionalen Abhängigkeiten. Vielmehr ist es das Online-Geschäft und dessen dominierende Anbieter wie Amazon, die den angestammten Unternehmen auch in der Weihnachtszeit das Leben schwer machen. In den USA zeigt sich ein besonders trostloses Bild. Gemäss einer Analyse von Bloomberg haben in diesem Jahr knapp 7000 Detailhandelsgeschäfte ihre Pforten geschlossen.

Mehr als ein Dutzend namhafter Ketten mussten Gläubigerschutz beantragen. Darunter der Spielzeughändler Toys’R’Us, der Schuhdiscounter Payless, die Kindermodekette Gymboree sowie Sports Authority. Sie alle leiden darunter, dass Konsumenten nicht mehr in die Shoppingmall fahren, sondern bequem per Online-Klick von zu Hause aus die Ware bestellen. Amazon gilt daher schon lange als der grosse E-Commerce-Gewinner. Die Aktien haben sich allein in den letzten drei Jahren knapp vervierfacht.

Da sich das Unternehmen geschickt in vielen Bereichen des täglichen Bedarfs und darüber hinaus positioniert und strategisch zukauft, dürfte die Dominanz noch zunehmen. Anleger sollten Rückschläge an der Börse nutzen, wie zuletzt Ende November, als eine Sektorrotation einsetzte. Der einzige, der Amazon in den USA die Stirn bietet, ist die Grosshandelskette Walmart. «Das Unternehmen investiert ganz gezielt, um gegen Amazon bestehen zu können», loben die Analysten von Bloomberg.

Wal Mart gegen Amazon

Walmart finde den richtigen Mix aus Kosteneinsparungen, Investitionen in neue Technologien und Preissenkungen. Gerade erst hat das Management seine Jahresprognose für den Gewinn pro Aktie 2017 leicht angehoben. Verglichen mit den Titeln anderer Grosshandelsketten wie Target sind die Aktien mit einem KGV 21 für 2018 zwar anspruchsvoll bewertet. Doch Walmart sollte in der Lage sein, die vielen Unsicherheiten im US-Einzelhandel auszuhalten. Für Anleger könnte sich das langfristig auszahlen.

Neben den Weihnachts-Klassikern dürften in diesem Jahr Gamehersteller und Produzenten von Grafikkarten vorne dabei sein. Ein guter Griff sind die Titel Nvidia. Der Chiphersteller und Gaming-Experte macht im Moment vieles richtig. Im dritten Quartal konnte die Gesellschaft die Erwartungen der Analysten deutlich übertreffen. Mehr als 1200 Unternehmen, darunter alle grossen Cloudanbieter und Serverhersteller, nutzen mittlerweile Nvidias Inference-Plattform. Für Einsteiger in Blockchain-Phänomene wie Bitcoin- oder Ether-Mining gelten die leistungsstarken Grafikkarten von Nvidia als unverzichtbar. Auf dem aktuellen Niveau sind die Aktien allerdings kein Schnäppchen mehr (KGV von 37 für 2018). Investierte Anleger bleiben an Bord, risikofähige Investoren können den Einstieg aber immer noch wagen.

Samsung Vorzug vor Apple

Im Technologiesektor wiederum sollten Anleger Samsung den Vorzug gegenüber Apple geben. Die Südkoreaner haben im Smartphone-Geschäft die Nase vorn und sind in der wichtigen Chipherstellung der zweitgrösste Anbieter weltweit. Nur Intel ist grösser. Am meisten profitieren dürfte Samsung aber von der Umstellung von LED-Bildschirmen auf Oled-Bildschirme (organische Leuchtdioden). Sogar das iPhone ist mit diesen Samsung-Oberflächen ausgerüstet.