Zeeshan Feroz ist Chef von Coinbase in Grossbritannien. Coinbase ist eine der grössten Kryptohandelsplattformen der Welt und wurde 2012 in San Francisco gegründet. Im Rahmen des Worldwebforum 2019 in Zürich sprach der gebürtige Pakistani über die Zukunft des digitalen Geldes. 

Zeeshan Feroz, wie beeinflusst die Brexit-Diskussion die Kryptoplattform Coinbase, die auch in London beheimatet ist?
Wir operieren mit einer europäischen Banklizenz von London aus. Im Zuge der Brexit-Diskussion bauen wir nun auch ein Büro in Dublin auf. Von dort aus können wir im europäischen Markt tätig sein.

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Warum ziehen Sie als Blockchain-Unternehmen nicht ins «Crypto Valley» nach Zug?
Das ist ein spannender Ort, aber wir benötigen eine europäische Banklizenz.

Stehen Sie in Verbindung mit dem Crypto Valley?
Wir haben Partner in Zug, deren Geschäftsmodelle wir verfolgen. Wir haben dort Kunden vor Ort, sind aber auch selbst Kunden von Firmen im Crypto Valley

Kryptowährungen sind nach dem Kurssturz doch vorbei. Wer interessiert sich noch dafür?
Das würde ich nicht behaupten. Das Thema «Reich werden mit Kryptowährungen» ist vorbei. Das war 2017, jetzt ist 2019. Diese Betrachtungsweise von Kryptowährungen hat sich zum Glück geändert. Während des ganzen Hypes ging es nur um Geld verdienen und kaum um das Potenzial von Kryptowährungen. Wir werden in Zukunft damit bezahlen. Bitcoin, Ether, Riffle – das sind Währungen und keine Anlageobjekte.

Sie sind also froh, dass es mit den Kryptowährungen bachab ging?
Die Bewertung von Bitcoin ging durch die Decke, und ist dann umso tiefer gefallen. Das Gute daran ist, dass die Leute nun nicht mehr über Investments reden, sondern über die Technologie dahinter. Blockchain verspricht eine grosse Zukunft. Es geht aber nicht darum, Geld zu verdienen, sondern wie man künftig zahlen kann. Kryptowährungen sollen Mainstream werden. Das ist unser Fokus. Nicht das Investment. Menschen investieren ja auch in Schweizer Franken. Sie sehen den Franken als stabile Währung und nicht in erster Linie als Investment. 

Natürlich investieren Leute in Schweizer Franken. Er ist nicht so volatil und besser reguliert als Kryptowährungen.
Ja, weil die Zentralbank die Währung kontrolliert. Ich bin auf jeden Fall für mehr Regulierungen im Bereich der Kryptowährungen. In Zukunft werden die Menschen selbst entscheiden, wo sie investieren. Ob in Schweizer Franken oder Pfund, in Gold oder in Kryptowährungen. Sie entscheiden, was ihre Wert-Anlage sein soll. All diese Märkte werden dann gleichermassen reguliert sein. Christine Lagarde hat vor drei Monaten in Singapur gesagt, dass Zentralbanken die Ausgabe von digitalem Geld in Betracht ziehen sollten. Das wäre vor zwei Jahren unvorstellbar gewesen!

Blockchain ist ein dezentralisiertes System. Dezentralisierung ist aber nicht gut für ihr Geschäft als Plattform?
Wir haben eine Nutzer-kontrolliertes Wallet und wir arbeiten ebenfalls dezentralisiert. Aber es braucht auch in naher Zukunft eine «Rampe» zwischen herkömmlichen Währungen und Kryptowährungen. Diese Funktion nehmen wir wahr und setzen die dafür vorgesehenen Regulierungen um.

Zeeshan Feroz

Zeeshan Feroz ist Chef von Coinbase in Grossbritannien.

Quelle: ZVG

Aber wenn Kryptowährungen wie normale Währungen funktionieren, sind sie doch nicht mehr interessant für die Leute.
Für Investoren wird es vielleicht langweilig. Dafür werden Kryptowährungen als Zahlungsmittel breiter akzeptiert werden, weil sie nicht mehr so volatil sind. In Zukunft werden Menschen gar nicht mehr merken, dass sie mit Kryptowährungen bezahlen, weil das automatisch ablaufen wird. Dann sind Kryptowährungen erfolgreich. Weil sie einfach funktionieren und transparent sind. 

Coinbase hat aber viel Geld mit Kryptowährungen verdient. Was ist denn Ihr Businessmodell in Zukunft?
Wir haben natürlich auch neue Bereiche für unser Geschäftsmodell entwickelt. Es ist nicht vorbei. Kryptowährungen sind relevanter als vor drei Jahren. Mehr Menschen besitzen Kryptowährungen, das Volumen ist zwar runter, aber immer noch höher als vor drei Jahren. Die Aktivitäten bei Kryptowährungen werden weiter zunehmen, aber nicht mehr für so viel Aufsehen sorgen.

Coinbase war als Kryptowährungsplattform ein Pionier. Jetzt bieten auch klassische Banken solche Plattformen an. Warum sollte ich meine Kryptogeschäfte nicht bei einer herkömmlichen Bank abwickeln?
Diese Entwicklung ist positiv. Wenn eine Bank mit fünf Millionen Kunden Kryptowährungen anbietet, ist das gut für das Ökosystem. Konkurrenz belebt das Geschäft. Der Unterschied von uns zu den klassischen Banken ist, dass wir uns seit einem halben Jahrzehnt mit Kryptowährungen beschäftigen – und uns nur damit beschäftigen. Wir haben eine grosse Expertise beim Thema Blockchain und in der Infrastruktur. Wir konzentrieren uns nur auf Kryptowährungen. Bei Grossbanken sind Kryptowährungen nur ein Teil des Geschäfts. Das macht den Unterschied aus. 

Worldwebforum 2019: «Master or Servant?»

Das Worldwebforum findet jährlich in Zürich statt und versammelt fast 2000 Gäste. Die meisten davon sind Führungskräfte. Das diesjährige Forum steht unter dem Motto: «Master or Servant?». Es ist bereits die siebte Ausgabe dieser Veranstaltung. Die Besucher tauschen sich über neuste Entwicklungen in Technologie und Wissenschaft aus, um den Wandel in der Schweiz und im europäischen Ausland voranzutreiben. 

Stanford-Professor William Barnett ist einer der Redner, die am Worldwebforum in Zürich am 17. und 18. Januar 2019 in der Stage One in Zürich-Oerlikon auftreten. Unter den Referenten sind unter anderen auch Bundesrat Ueli Maurer sowie Bill Wyman, Co-Gründer und ehemaliger Bassist der Rolling Stones.

Alle Infos zu den Talks und Panels finden Sie unter www.worldwebforum.com/livestream