Die Kapriolen der Märkte und die Exzesse anlagehungriger Gelder sind um einen Fall reicher: Ein Digital-Kunstwerk, das weniger als einen Monat alt ist, wurde heute von Christie's versteigert – und erzielte dabei einen Auktionspreis von 60,25 Millionen Dollar. Mit den Prämien beläuft sich die zu zahlende Gesamtsumme auf 69,346 Millionen Dollar
Das versteigerte NFT namens «Everydays: The First 5000 Days» gelangt damit im Bereich von diversen hochpreisigen Picassos, Modiglianis, Munchs, Tizians und Cy Twomblys. Ein Beispiel: Vincent van Goghs «L’Allée des Alyscamps» erreichte im Mai 2015 bei Sotheby's einen Preis von 66 Millionen Dollar.
NFT? Das Bild wurde gemacht von Mike Winkelmann, Kunstname Beeple, und es stellt ein Mosaik von 5'000 Bildern dar, welche der Künstler seit 2013 täglich veröffentlicht hatte. Es ist mit einem Non-Fungible Token verknüpft, oder anders: Das Echtheits-Zertifikat funktioniert via Blockchain. Und so läuft das Werk nun unter «NFT-Kunst».
«Everydays» ist damit nicht nur erste vollständig digitale Kunstwerk, das bei einem der führenden Auktionshäuser versteigert wurde; sondern die Versteigerung dürfte wohl auch den Durchbruch der Kryptokunst darstellen. Zumindest fürs Erste.
Beepl hatte die einzelnen Bilder zuvor auf Instagram veröffentlicht, unter dem Namen «Beeple_Crap», wobei ihm bis heute 1,9 Millionen Abonnenten folgten.
Der Käufer der in den letzten Monaten erarbeiteten und nun versteigerten Collage erhält quasi ein Blockchain-gesichertes Bild, verschlüsselt und mit einer digitalen Signatur versehen – also auch fälschungssicher und definitiv einzigartig. Es ist quasi eine elektronische Rückkehr zum Original; was wiederum mit ein Grund ist, weshalb um die NTF-Kunst jüngst ein gewisser Hype entstanden ist.
Der Künstler selber äusserte ein gewisses Erstaunen:
In der Tat: Alleine in den letzten drei Stunden der Auktion war der Preis von 13 auf 65 Millionen Dollar hochgetrieben worden. Und der Gewinner des finanziellen Kräftemessens erhält für diese Summe nun nicht etwa ein physisches Bild – sondern einen Zugang.
Kryptoszene schafft sich Kunstmarkt
Der erste Tag der Versteigerung – der 25. Februar – sei «einer der magischsten Momente» seiner Karriere im Auktionsgeschäft gewesen, sagte Noah Davis zu «Bloomberg»; der Spezialist hatte die Versteigerung für Christie's organisiert. «Ich habe noch nie so etwas gesehen.» Alleine in den ersten acht Minuten, so Davis, hätten ungefähr zwanzig Interessenten den Preis auf 1 Million Dollar hochgedrückt.
Der Käufer ist nicht bekannt, aber laut Davis waren am Schluss eine Handvoll «wirklich verbissener, wirklich seriöser Kunden hinterher, und das waren hauptsächlich Leute, die tief im Krypto-Bereich stecken»: So der Christie's-Experte zu «Bloomberg».
«Teils sind das frühe Krypto-Investoren, teils führen sie Firmen führen, die nennenswerte Anlagen in der Krypto-Technologie haben. Es sind alles sehr versierte Online-Leute.»
(«Bloomberg», AWP – rap)
1 Kommentar
PR-Hype zur Lancierung digitaler Kunst.