Die 2015 vollzogene Heirat der Zementkonzerne Lafarge und Holcim, unter der wenig geistreichen Marke Lafarge-Holcim zur weltweiten Nummer eins aufgestiegen, stand bislang unter keinem allzu guten Stern. Im Führungsgremium geht es zu und her wie in einem Taubenschlag; zwei VR-Präsidenten, ein CEO sowie zwei Finanzchefs sind bereits ausgeschieden. Unerfreulich ist auch die Untersuchung gegen Ex-CEO Eric Olsen wegen Terrorismusfinanzierung in Syrien. Das betrifft den fusionierten Konzern zwar nur am Rande, ist dem Image aber kaum zuträglich.Ebenso wenig berauschend die Performance der Aktien: Seit der Fusion büssten sie ein Fünftel an Wert ein.

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Dennoch ist Lafarge-Holcim besser unterwegs, als es die Investoren wahrhaben wollen. So sind die zum Teil von der Kartellbehörde geforderten Devestitionen von mehr als zehn Milliarden Franken weitgehend abgeschlossen. Zuversichtlich stimmt mich auch der Führungswechsel. Dabei ist VR-Präsident Beat Hess (68) ein Coup gelungen: Er hat den bei Sika erfolgreich agierenden Jan Jenisch abgeworben.

Jan Jenisch: Der neue CEO will bei Lafarge-Holcim das Kostenbewusstsein stärken.

Der neue CEO sorgt beim Zementmulti für eine realistischere Optik. So korrigierte der 51-Jährige die zu optimistischen Ertragsziele seines Vorgängers Olsen nach unten. Zudem verpasst er dem Unternehmen eine schlankere Struktur. Jenisch will Lafarge-Holcim auf vermehrtes Wachstum trimmen und gleichzeitig das Kostenbewusstsein stärken. Konkrete Massnahmen und Ziele will er im März 2018 vorlegen.

Ungeachtet der gekürzten Prognosen schätzt die ZKB das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) für 2018 auf 16,6. Attraktiv ist die prognostizierte Dividendenrendite von 4,5 Prozent – zumal die Ausschüttung steuerbefreit ist. Dennoch sollte ein Einstieg nur auf lange Sicht erfolgen.

Wachstumsstark

Bis vor kurzem wollte ich an dieser Stelle die Aktien AMS zum Verkauf empfehlen. Nicht weil ich die Aussichten des österreichischen Sensorherstellers plötzlich negativ einschätzen würde. Doch von meiner Kaufempfehlung Ende September bis im November sind die Titel um über 60 Prozent in die Höhe geschossen. Das schreit nach Gewinnrealisation. Nur verloren die in der Schweiz kotierten Aktien seither beinahe wieder ein Fünftel an Wert.

Obwohl damit immer noch ein Kursgewinn von gut 30 Prozent resultiert, bleibe ich nun investiert in AMS. Zwar sind die Titel mit einem für 2018 je nach Analysten geschätzten KGV von 28 bis 34 stattlich bewertet. Nur ist das Unternehmen in einem Wachstumsmarkt par excellence aktiv. Vor allem im 3-D-Sensorgeschäft sind die Aussichten berauschend. Das Wachstum schlägt sich auch in der Ertragsentwicklung nieder; die Bank Vontobel prognostiziert für 2018 ein Gewinnplus von 268 Prozent, im Jahr danach soll der Fortschritt 48 Prozent betragen. Solche Prognosen sorgen für Kursfantasie. Doch ich kann meine Einschätzung nur wiederholen: AMS sind eine zwar attraktive, doch auch riskante Anlage. Vor allem die Abhängigkeit von den Grosskunden Apple und Samsung macht die Valoren verletzlich.

Rosige Zukunft

Der Absturz war heftig. Am Freitag, 21. Juli 2017, verloren die Aktien der Medizinaltechnikfirma Ypsomed 29 Prozent. Auslöser war die Meldung, wonach der Distributionsvertrag für die Insulinpumpe OmniPod des US-Unternehmens Insulet Mitte 2018 auslaufen werde. Die Aktien haben sich zwar wieder etwas erholt, notieren aber immer noch knapp ein Drittel unter den Höchstkursen. Klar, das Aus des Distributionsvertrags ist schmerzlich; OmniPod steuerte im ersten Semester 37 Prozent an den Umsatz und 52 Prozent an das Ebit bei.

Anderseits segelt der führende Hersteller von Injektionslösungen auf Wachstumskurs. Seit geraumer Zeit wird gross in die Zukunft investiert, werden Kapazitäten ausgebaut, neue Produkte angeschoben. Mittelfristig machen die selbst entwickelten Pen-Systeme, Autoinjektoren und Pen-Nadeln für die Diabetes-Selbstmedikation bei der innovativen Ypsomed die Ausfälle von OmniPod mehr als wett. Denn die Absatzchancen sind enorm – vor allem in China und Indien leiden immer mehr Menschen an Diabetes. Der im Vorjahr lancierten Insulinpumpe YpsoPump attestieren Analysten denn auch viel Potenzial.

Die Aktien sind mit einem für 2018 geschätzten KGV von 29 auf den ersten Blick teuer, für einen Titel mit einer derartigen Wachstumsstory aber fair bewertet. Vorderhand nimmt sich das Kurspotenzial bescheiden aus. Wer jedoch eine Langfristanlage sucht und das Risiko nicht scheut, ist mit Ypsomed gut beraten.

Risikoreich

Da ist der Chemie- und Life-Sciences-Konzern Bayer nur knapp an einer Katastrophe vorbeigeschrammt: Nach monatelanger Zitterpartie hat die EU die Zulassung für das Unkrautgift Glyphosat um fünf Jahre verlängert. Entwickelt wurde das weltweit meistversprühte Herbizid von Monsanto. Bayer will den US-Konzern bekanntlich für 66 Milliarden Dollar übernehmen. Um die Wettbewerbshüter milde zu stimmen, wurden Teile der Agrarchemie für 5,9 Milliarden Euro an BASF verkauft. Dennoch ist die Riesenakquisition noch nicht in trockenen Tüchern. Konzernchef Werner Baumann (55) demonstriert bei jeder Gelegenheit Optimismus und ist überzeugt, dass die Transaktion Anfang 2018 zum Abschluss kommt.

Werner Baumann

Werner Baumann: Der Bayer-Konzernchef bleibt trotz Glyphosat zuversichtlich.

Quelle: TF-Images/Getty Images

Das Seilziehen um die Zulassung von Glyphosat hat im Aktienkurs Spuren hinterlassen: Bayer gewannen zwar in diesem Jahr rund zehn Prozent, der Börsenindex DAX aber legte stärker zu. Viele Investoren stehen dem Monsanto-Deal respektive Glyphosat kritisch gegenüber. Das Pestizid, zwar billig und höchst wirksam, steht im Verdacht, krebserregend zu sein. Sollte sich dieser Verdacht eines Tages erhärten, könnte Bayer von Schadenersatzklagen überflutet werden. Monsanto sieht sich bereits heute zig Sammelklagen ausgesetzt. Ob der Glyphosat-Hysterie gehen gute Neuigkeiten unter. So hat die Börse vom Studienerfolg des Gerinnungshemmers Xarelto, des wichtigsten Bayer-Medikaments, keine Notiz genommen.

Die Analysten zeigen sich mehrheitlich positiv gegenüber den Aktien; von 20 Finanzinstituten raten 12 zum Kauf. Mir sind die Valoren zu heiss. Zuerst will ich abwarten, wie sich die Lage entwickelt.