Die Top-Aktie im Swiss Market Index (SMI) war im September – die UBS, dies mit einem Plus von fast 9 Prozent im Monat. Die Grossbank hatte im bisherigen Jahresverlauf schlecht performt und bildete im ersten Halbjahr gar das Schlusslicht im Schweizer Grosskonzernindex.
Ein Blick auf den Kursverlauf gibt etwas mehr Aufschluss: Mitte August erreichte die UBS-Aktie ihr Jahrestief bei 9,86 Franken. Dann ging es steil nach oben. Die Bank hatte mit ihren Zweitquartalszahlen, die Ende Juli bekannt gegeben wurden, grundsätzlich einen guten Eindruck gemacht. Indem die UBS für ihr Paradepferd Vermögensverwaltung den CS-Banker Iqbal Khan als Chef gewinnen konnte, wurden weitere Fantasien an den Märkten freigelegt.
Bekanntlich steht Khan mittlerweile im Zentrum einer Beschattungsaffäre, die bei seinem bisherigen Arbeitgeber Credit Suisse ziemlich Staub aufwirbelt. Als der Fall vor knapp eineinhalb Wochen publik wurde, lag die UBS-Aktie bei 11,65 Franken; inzwischen ist der Kurs leicht auf 11,35 Franken zurückgegangen. Dennoch die UBS-Aktie bleibt Platz 1 im SMI-Monatsranking.
Auch die CS ist mit einem Monatsplus von 5,3 Prozent «bei den Leuten»: Die Khan-Affäre hat der Aktie in den vergangenen Handelstagen aber zugesetzt.
Insgesamt verdeutlicht die Rangliste, wie unstet der Markt derzeit ist:
- Dass der auf Erfolgskurs segelnde Zurich-Versicherungskonzern mit einem Kurshöchststand seit der Finanzkrise im September weit oben ist, widerspricht der allgemeinen Markt-Meinung im September, wonach eine Sektorrotation stattgefunden habe – ein Wechsel von defensiven zu zyklischen Aktien.
- Auch das satte Plus von Swiss Re und Roche widerspricht dieser Auffassung.
- Dennoch finden sich Zykliker wie Geberit, LafargeHolcim und ABB in den SMI-September-Top-Ten.
Bei ABB zeigt sich seit Mitte September allerdings bereits wieder ein Kursrückgang. Der Zementkonzern LafargeHolcim wiederum erhielt im August eine prominente Kaufempfehlung durch Goldman Sachs. Geberit zeigt sich mit guten Margen robust gegen die mögliche Konjunkturverlangsamung.
Gewinnmitnahmen bei defensiven Titeln
Auf der Verliererseite wurde Richemont wegen kritischer Kommentare zu den Absatzchancen in China stark geprügelt. Mehr als der Luxuskonzern dürfte in der Tat Nestlé mit einem Kursrückgang von 3,5 Prozent im vergangenen Monat für Erklärungsbedarf sorgen. Mit dem Kurs ist es davor das ganze Jahr stetig nach oben gegangen, ein Plus von 40 Prozent ergab sich, befeuert von den als erfolgreich gesehenen Managementinitiativen und Neuausrichtungen von CEO Mark Schneider.
Am Markt erklärt man den Kursrückgaung im September mit starken Gewinnmitnahmen als Folge des hohen Kursanstiegs - und auch mit der Sektorrotation. Bereits zeigen sich bei Nestlé wieder Tendenzen nach oben: Defensive Werte wie der Nahrungsmitteltitel werden weiter gefragt sein. Fast das gleiche Bild zeigt sich übrigens bei Lonza. Gewinnmitnahmen unterbrachen Anfang September einen Kursanstieg, der im Jahresverlauf bis dahin 42 Prozent betragen hatte. Aber auch Lonza werden Aktienanleger kaum im grossen Stil fallen lassen.
Bei Novartis wiederum scheint die Phase der Gewinnmitnahmen noch nicht vorbei zu sein. Das Zurücksinken des Kurses von 94,40 Franken auf unter 85 Franken vor wenigen Tagen lässt aber vermuten, dass gute Nachrichten beispielsweise aus der Produktepipeline den Titel wieder steigen lassen werden.
Zwei Tourismus-Aktien laufen gut
Am breiten Markt fallen zwei Tourismus-Aktien auf: Die BVZ Holding erfreut sich weiter einer starken Auslastung ihrer Matterhorn-Gotthard-Bahn und der Gornergrat-Bahn, mit offensichtlichen positiven Folgen für den Aktienkurs. Der Onlinereiseanbeiter LM Group (ex-Lastminute.com, ex-Bravofly Rumbo) könnte vergangene Woche von der Pleite des britischen Thomas-Cook-Konzerns profitiert haben.
Im Swiss Performance Index (SPI) ist das Feld generell von stark volatilen Industrie- und Biotech-Aktien und Unternehmen in starker finanzieller Schieflage geprägt – sowohl bei den hauptsächlichen Gewinnern als auch den am stärksten verlierenden Titeln. Bei den guten Performern ist Gurit hervorzuheben, wo für einmal das Windenergiegeschäft gut läuft (cash berichtete).
Bei den Verlierern sorgt Arzyta immer wieder für Aufsehen. Vor wenigen Wochen erholte sich der Titel des angeschlagenen irisch-schweizerischen Backwarenherstellers. Allerdings enden Gerüchte nicht, dass das Unternehmen eine weitere Kapitalerhöhung brauche. Einen Dämpfer brachte vor wenigen Tagen eine Kurszielreduktion durch Vontobel von 1,12 Franken auf 75 Rappen, wo sich der Kurs aktuell auch in etwa befindet. Der nunmehrige "penny stock" Aryzta will am 8. Oktober Jahreszahlen vorlegen.
Dieser Artikel erschien zuerst bei cash.ch unter dem Titel: Top- und Flop-Aktien im September zeigen ungewöhnliche Muster.