An den Märkten ist derzeit Interessantes zu beobachten: Am Obligationenmarkt steigen die Renditen, doch die Zinsen für Hypotheken verändern sich praktisch kaum. Seit Anfang Januar sind die Renditen auf zehnjährige Bundesobligationen der Schweiz, die «Eidgenossen», kontinuierlich von –0,56 Prozent auf –0,43 Prozent gestiegen. Ähnliches lässt sich übrigens bei zehnjährigen US-Treasuries beobachten, deren Renditen im Januar erstmals seit Ausbruch der Corona-Pandemie auf über 1 Prozent anzogen.
Der «Eidgenoss» gilt in der Schweiz eigentlich als einer der Haupttreiber der Hypozinsen. Normalerweise führen steigende Renditen auf langfristige Bundesobligationen zu steigenden Zinsen auf Hypotheken mit langjähriger Laufzeit.
Doch ein Blick auf die Entwicklung der durchschnittlichen Hypozinsen mit zehnjähriger Laufzeit zeigt: Der Zinssatz hat sich gegenüber Anfang Januar lediglich leicht erhöht, von 1,05 auf 1,06 Prozent. Der übergeordnete Trend spricht eine recht klare Sprache: Seit Jahren sinken die Zinsen unvermindert weiter.
Einzig der Corona-Schock vermochte diesen Trend kurzzeitig zu stoppen, als die Zinsen für Hypotheken mit zehnjähriger Laufzeit durchschnittlich 1,15 Prozent erreichten. Doch das Vor-Kisenausbruch-Niveau von 0,98 Prozent scheint derzeit wieder in Griffweite.
Ein Grund, warum die Hypozinsen trotz steigenden Bond-Renditen nicht anziehen, dürfte den Erwartungen geschuldet sein, dass die Zinsen insgesamt auf Jahre hinaus tief bleiben. Gerade in der Corona-Krise müssen die Regierungen Milliardensummen zur Stützung der Konjunktur bereitstellen. Laut Experten dürften die Zinsen allein wegen der immer weiter steigenden Staatsverschuldung in absehbarer Zukunft kaum anziehen.
«Spürbare Zinserhöhungen für die nächsten Jahre auszuschliessen, dürfte zwar eine Wette mit guten Chancen sein, doch es bleibt eine Wette.»
Dennoch hat es bei den einzelnen Anbietern bei den Hypozinsen mit langer Laufzeit durchaus Anpassungen gegeben – wenn auch eher kleine. Daten der Finanzberatung Vermögenspartner zeigen, dass insgesamt die Anbieter mit eher höheren Hypozinsen weiter hochgingen, während Anbieter mit ohnehin eher niedrigeren Hypozinsen diese noch etwas weiter gesenkt haben.
Die günstigste Zehn-Jahres-Hypothek bietet laut Vermögenspartner derzeit der Online-Dienst Hypoclick an, eine Tochter der Bank BSU Genossenschaft. Der Zins beträgt hier aktuell 0,767 Prozent, gleich wie im Vormonat. Bei diesen Angeboten handelt es sich natürlich um «Schaufensterpreise», die eine gute Bonität voraussetzen. Allerdings lässt es sich bei Hypothekarzinsen auch immer individuell verhandeln.
Bei der Pensionskasse Bühler beträgt der Zins für eine zehnjährige Hypothek aktuell 0,79 Prozent, was minim weniger ist im Vergleich zu Anfang Januar. Dasselbe in grün lässt sich zur Pensionskasse Post sagen. Auch die BVK ging mit ihrem Zinssatz zuletzt leicht runter auf neu 0,8 Prozent. Die Zinsen für zehnjährige Hypotheken weiter leicht erhöht hat hingegen die Raiffeisen Bank. Mit einem Zinssatz von 1,35 Prozent ist sie die teuerste der von Vermögenspartner aufgelisteten Anbieterinnen.
Auch die Zuger Kantonalbank sowie die ZKB passten ihre Zinssätze leicht nach oben auf 1,29 beziehungsweise 1,3 Prozent an.
Insgesamt bleiben die Zinsen für Hypotheken tief. Angesichts des wohl auf Jahre hinaus bestehenden Tiefzinsniveaus sind Hypotheken mit kurzfristiger Laufzeit, die eine tiefere Verzinsung bieten, durchaus eine Option. Auch eine flexible Saron-Hypothek ist im derzeitigen Niedrigzinsumfeld lohnend. Die Frage ist nur, wie lange das noch gilt. Spürbare Zinserhöhungen für die nächsten Jahre auszuschliessen, dürfte zwar eine Wette mit guten Chancen sein, doch es bleibt eine Wette.
Auf Sicherheit bedachte Hypothekarnehmer sind mit einer langfristigen Hypothek aktuell mehr als gut bedient. Denn: Die Zinskurve ist extrem flach. Das heisst, der durchschnittliche Zinsunterschied zwischen Hypotheken mit zweijähriger Laufzeit (0,76 Prozent) und zehnjähriger Laufzeit (rund 1 Prozent) ist historisch gering.
Wer jetzt eine neue Hypothek abschliessen möchte und Planungssicherheit schätzt, ist mit einer zehnjährigen Laufzeit derzeit so gut bedient wie selten zuvor.
- Dieser Beitrag erschien erstmals auf «Cash.ch» unter dem Titel: «Langfristige Hypothekarzinsen: Die günstigsten Anbieter – und die teuersten».