Das Schweizer Startup Loanboox verhilft Gemeinden und Kantonen zu Liquidität und fungiert als Mittler zwischen den öffentlichen Körperschaften und Finanzinstituten. Wenn beispielsweise eine Schule für 10 Millionen Franken saniert werden muss, haben Gemeindevertreter früher zum Telefon gegriffen und bei Brokern oder Regionalbanken angerufen. Ein langwieriger und aufwändiger Prozess.
«Dabei wollen die Gemeinden das Geld, das schlussendlich von den Steuerzahlern kommt, möglichst günstig beschaffen. Deshalb können sie bei Loanboox mit ein paar wenigen Handgriffen zu Kapital kommen anstatt sich einem aufwändigen und kostspieligen Papierkrieg hinzugeben», sagt Gründer und Chef Stefan Mühlemann.
Möglichst günstig und einfach
Sein Zürcher Startup Loanboox ermöglicht Gemeinden, die einen Finanzierungsbedarf haben, ihre Anfrage auf der Plattform zu platzieren und dann einen entsprechenden institutionellen Anleger zu finden. Das Credo des 2015 gegründeten Startup: möglichst günstig, transparent und einfach.
Die Digitalisierung und Vereinfachung dieses Finanzierungsprozesses scheint im Markt gut aufgenommen worden zu sein. In der kurzen Zeit seit der Gründung hat das Startup bereits ein Anfragevolumen von über sieben Milliarden Franken abgewickelt. Aufgeteilt sind die sieben Milliarden Franken in über 500 Finanzierungsanfragen. Dabei bewegen sich rund 600 Städte und Kantone sowie über 200 Banken und institutionelle Anleger auf der Plattform.
Auch Mühlemann ist zufrieden: «Mit den rund 500 agierenden Städten, Kantonen und Gemeinden auf der Plattform kommen wir auf eine Marktabdeckung von über 50 Prozent in der Schweiz». Die Einfachheit und der Vergleichbarkeit der Verträge und Klauseln stosse bei den Kunden auf eine hohe Resonanz, sagt Mühlemann.
Auch einige Pensionskassen im Pool
Auch die Sicherheit der ganzen Plattform sei entscheidend für den Markterfolg: «Diesen Aspekt konnten wir als relativ neues Startup glaubwürdig an die Kunden weitergeben», sagt der Gründer. Die Kunden von Loanboox würden zu rund einem Drittel aus Banken bestehen, aber auch viele Pensionskassen seien im Pool. Die Kreditanfragen bewegen sich zwischen 500'000 Franken und über 150 Millionen Franken», sagt Mühlemann.
Weil die Idee in der Schweiz so gut angekommen ist, ist Loanboox seit Oktober 2017 auch in Deutschland aktiv. Mit einem Büro in Köln möchte das Zürcher Startup nun auch deutschen Gemeinden helfen. «Wir haben in Deutschland in den drei Monaten Anfragen von rund 600 Millionen Euro erhalten», sagt Mühlemann.
Im Gegensatz zur Schweiz ist Loanboox in Deutschland aber nicht der Platzhirsch. Die beiden Startups Firstwire und Commnex sind im gleichen Gebiet wie die Zürcher tätig. Das Potenzial ist aber viel grösser für Loanboox. Schliesslich ist der deutsche Markt rund neunmal grösser. Deshalb hat Mühlemann ein Team von rund zehn Mitarbeitern in Köln installiert. In Zürich-West sind nochmals zehn Mitarbeiter vor Ort, weitere zehn arbeiten mehrheitlich unterwegs.
Viel Arbeit
Trotz der Konkurrenz in Deutschland scheint der Bedarf beim nördlichen Nachbarn gross zu sein. «Das Interesse ist enorm. Wir müssen die Kommunen fast etwas zurückhalten, damit auch alle Anfragen finanziert werden können», sagt Mühlemann.
In den kommenden Monaten soll die Position auf dem deutschen Markt ausgebaut werden. Aber auch in anderen Ländern will das Unternehmen wachsen. «Die nächsten Monate werden extrem spannend. Zusätzliche Märkte und Produkte folgen», sagt Mühlemann.
Die Finanzierung der Expansion scheint zu klappen. Der Gründer gibt sich zwar bedeckt, sagt aber, das Startup hätte im Dezember eine Finanzierungsrunde abgeschlossen. Die meisten Investoren seien Business Angels und Einzelinvestoren. «Wir haben auch schon Angebote von Venture Funds oder Banken erhalten, wollen aber im Moment kein institutionelles Geld annehmen», sagt Mühlemann.