Ray Ban, Armani, Chanel, Prada – wer den Modemarkt kennt, kennt auch diese Marken. Brillen der Marke Ray Ban tragen seit Jahren auch Menschen mit grosser Begeisterung, deren Sehvermögen nicht im Mindesten eingeschränkt ist. Armani, Chanel und Prada wiederum punkten bei Freunden luxuriöser Mode mit teuren Handtaschen und edlen Kleidungsstücken, bieten aber als Lizenzmarken auch Brillen an. Der Name Luxottica dagegen ist weniger bekannt. Dahinter verbirgt sich der weltgrösste Brillenhersteller, der unter anderem Produkte der Eigenmarke Ray Ban produziert – sowie Brillengestelle für Nobelfirmen wie Armani, Chanel und Prada. Der italienische Konzern erzielte im Jahr 2015 einen Umsatz von 8,83 Milliarden Euro.
Anfang der Woche rückte Luxottica in den Fokus von Medien weltweit. Der Konzern ist Teil eines Zusammenschlusses, der für grosse Umwälzungen in der Brillenbranche sorgen dürfte: Luxottica fusioniert mit dem französischen Brillenglas-Spezialisten Essilor. Zusammen kommen die beiden Unternehmen auf einen Börsenwert von rund 50 Milliarden Euro. Der neu entstandene Konzern wird einen Jahresumsatz von mehr als 15 Milliarden Euro erzielen, 140'000 Angestellte in rund 150 Ländern werden für ihn tätig sein.
Ein Gigant entsteht
Durch den Zusammenschluss von Essilor und Luxottica entsteht ein neuer Gigant im Brillenmarkt. Das Unternehmen werde «von der Herstellung bis zum Verkauf von Brillengläsern und -gestellen alles anbieten», sagt David Cerdan von Kepler Chevreux. Die beiden Firmen würden sich hervorragend ergänzen, bestätigt Catherine Lim, Analystin bei Bloomberg Intelligence.
Auch Anleger zeigten sich begeistert, als die Fusion von Luxottica und Essilor bekannt wurde. Am Montag schoss der Aktienkurs von Essilor gleich zum Handelsbeginn um 16 Prozent in die Höhe, die Valoren von Luxottica stiegen um 14 Prozent. Seither halten sich die Kurse auf wesentlich höherem Niveau als in den Monaten zuvor. Besonders Essilor erhielt mit Verkündung der Fusion neuen Schwung. In den vergangenen Monaten war der Kurs der Aktie wegen des schwierigen Geschäftsumfelds in den USA um fast ein Fünftel gefallen.
Fusion muss noch zugestimmt werden
Noch kann die Zusammenarbeit von EssilorLuxottica nicht beginnen: Zunächst müssen die Wettbewerbsbehörden der Fusion zustimmen. Danach aber soll Luxottica-Gründer Leonardo Del Vecchio Chef des Unternehmens werden. Grösste Anteilseignerin wird mit 31 bis 38 Prozent die von ihm kontrollierte Holding Delfin. Die Transaktion soll im zweiten Halbjahr über die Bühne gehen.
Bis es soweit ist, sollten Anleger sich vor allem die Essilor-Aktie genauer anschauen: Der Brillenglas-Spezialist könnte von dem Deal mit Luxottica besonders profitieren und weiter wachsen: «Essilor dürfte vom Trend zu neuartigen Produkten wie etwa seinen Brillengläsern Eyezen für multimediales Sehen profitieren», sagt Alexander Kleban, Analyst der britischen Investmentbank Barclays. Dazu kämen langfristige Wachstumschancen in Schwellenländern.
Luxottica schlechter als Essilor bewertet
«Die Essilor-Aktie ist weiterhin ein Kauf», sagt Nicolas Langlet, Analyst der UBS. Er bescheinigt dem Aktienkurs ein Aufwärtspotenzial von 27,3 Prozent, sein Kursziel liegt bei 130 Franken. Etwas weniger euphorisch, nämlich mit «Neutral», bewertet die UBS den Valor von Luxottica: Der Kurs dürfte nach dem steilen Anstieg zu Wochenbeginn in den nächsten Wochen eher leicht sinken als noch einmal steigen, sagt Analyst Fred Speirs.
Der Fusion von Essilor und Luxottica gingen vierjährige Gespräche voraus. Nun dürfte der Deal für beide Firmen zur richtigen Zeit kommen. Im Jahr 2016 ist der Brillenmarkt stark gewachsen und hat sich gleichzeitig verändert. Die alternde Bevölkerung in vielen Ländern, ein besserer Zugang zum Gesundheitssystem, eine stärkere Nachfrage nach Brillengläsern mit UV-Schutz sowie aus der wachsenden Mittelschicht in Schwellenländern haben neue Chancen für die Player im Markt eröffnet. Das Wachstum des Markts erhöht aber auch den Konkurrenzdruck. Für diesen dürften Essilor und Luxottica durch ihren Zusammenschluss künftig besser gewappnet sein. Die Konzerne wollen Synergien nutzen, um das Geschäft zu stärken. Wie stark der neue Riese noch wächst, wird sich zeigen.
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