Der französische Luxusgigant LVMH schluckt die glamouröse amerikanische Schmuckfirma Tiffany. Der Deal sorgte weltweit für Schlagzeilen – und in der Schweiz bei Journalisten für lange Gesichter. Von einer verpassten Gelegenheit für den Genfer Luxusgüterhersteller Richemont, von neuer und erdrückender Konkurrenz im Schmuckgeschäft war die Rede. Klar, das Westschweizer Unternehmen wird seine bislang führende Stellung in diesem hochprofitablen Segment an LVMH verlieren. Doch ist das so schlimm?

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Und weshalb hätte sich Richemont auf einen Übernahmekrieg einlassen sollen? Die Franzosen bezahlen stolze 16,3 Milliarden Dollar, das Zwölffache des Richemont-Reingewinns. Verwaltungsratspräsident und Hauptaktionär Johann Rupert sah klar, dass diese Summe nur schwierig zu stemmen gewesen wäre. Zumal das Unternehmen des 69-Jährigen im Paradegeschäft Schmuck auch so bestens aufgestellt ist. Tiffany, das ist für Westler «Frühstück bei Tiffany» mit der unvergleichlichen Audrey Hepburn. In chinesischen Ohren dagegen hat Cartier aus dem Hause Richemont einen nobleren Klang. Flankiert wird diese Vorzeigemarke von Van Cleef & Arpels.

Richemont vertraut auf die eigenen Stärken und setzt, im Gegensatz zu LVMH, zunehmend auf die E-Commerce-Schiene. Der Aufbau der Onlineplattformen Yoox Net-a-Porter und Watchfinder ist zeit- wie auch kostenintensiv und belastet vorderhand die Gewinne. In dasselbe Kapitel schlägt das Joint Venture mit Alibaba.

Die mässigen Resultate für das erste Semester 2019/20 sind vor diesem Hintergrund zu sehen. Doch mittelfristig zahlen sich diese Aktivitäten aus. Es braucht Zeit, bis Richemont wieder auf einen kräftigen Wachstumskurs umschwenkt. Die Aktien sind mit einem geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnis von 21,9 vorderhand ausgereizt und nur für Anleger interessant, die langfristig disponieren. Versüsst wird die Warterei mit einer Dividendenrendite von 2,7 Prozent.