Im Prinzip ist Marc Faber für China ausgesprochen optimistisch. In den nächsten Jahren werde ein neuer Mittelstand von 300 Millionen Leuten heranwachsen. Doch fürs kommende Jahr prophezeit der Asienkenner dem Reich der Mitte eine harte Landung: «Die weltweit tiefen Zinsen haben in China zu einer Investitionsblase geführt.»

Zur Person
Marc Faber


Seine Warnungen vor den Asienkrisen 1987 und 1998 haben Marc Faber weltweit einen Namen verschafft. Als promovierter Ökonom der Uni Zürich wanderte er 1973 nach Hongkong aus, wo er zum Direktor bei Drexel Burnham Lambert aufstieg. 1990 machte er sich selbstständig. Der 58-jährige Faber gibt einen Börsenbrief heraus (www.gloomboomdoom.com) und ist Buchautor. Sein jüngstes Werk, «Zukunftsmarkt Asien», hat sich allein in den USA 50 000-mal verkauft und wurde in vier Sprachen übersetzt.

Faber beobachtet, dass im Land grosse industrielle Überkapazitäten entstehen, während das stürmische Nachfragewachstum bereits deutlich nachlässt. Bei den Mobiltelefonen sind die Umsätze in den letzten Monaten gar rückläufig.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Laut Faber unterschätzen die meisten Ökonomen die Auswirkungen eines Einbruchs in China auf die Weltwirtschaft: Zwischen 1990 und 2004 habe das Land 28 Prozent zum globalen Wachstum beigetragen, in den letzten Jahren sogar gegen 50 Prozent. Gleichzeitig sei auch in den USA eine schwächelnde Konjunktur zu erwarten. Negativ eingestellt ist Faber insbesondere gegenüber dem Dollar, dem US-Immobilienmarkt sowie den Aktien aus der Finanzbranche. «Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte in diesem Umfeld auf Gold setzen.» Beim Edelmetall liege in den nächsten Jahren eine Preisverdoppelung auf 1000 Dollar pro Unze im Bereich des Möglichen.

Fabers Tipps
Aktien Long (kaufen):


Singapur: SAT Services, Singapore Technology Engineering, Suntec REIT;


Malaysia: BAT Malaysia, Fraser & Neave, Malaysia Berhad



Aktien Short (leer verkaufen):


US-Kreditinstitute: Capital One, Accredited Home Lenders, Countrywide;


US-Immobilien: Lennar, Pulte Homes, Hovnanian Enterprises;


Tankerschiff-Sektor: Frontline, Teekay Shipping, Nordic American

2005 könnten nach Meinung Fabers auch die Euro-Obligationen positiv überraschen. Daneben zieht er Bonds aus den Emerging Markets denjenigen aus den USA klar vor: «Die heutige Renditedifferenz ist vielfach nicht gerechtfertigt. Singapur zum Beispiel hat eine deutlich bessere Bonität als Kalifornien.» Am interessantesten an den Schwellenländern seien jedoch die Immobilien, speziell in Thailand, Vietnam oder Indien. Für Kleinanleger seien solche Investitionen schwierig, gibt Faber zu: «Hingegen verstehe ich nicht, weshalb so viele grosse Investoren ihr Vermögen lieber in Hedge-Funds als in asiatische Immobilien investieren.»

Wer längerfristig auf den China-Boom setzen möchte, dem empfiehlt Faber den russischen Aktienmarkt. «Russland und China ergänzen sich: Die einen liefern die Rohstoffe, die andern billige Konsumgüter.» Empfehlenswert seien zudem Anlagen in Erdöl exportierenden Ländern wie Libyen, Angola oder Algerien. Unter den Rohstoffen bevorzugt er Orangensaft, Mais, Weizen, Kaffee und Zucker.

Zwar erwartet Faber in den kommenden Monaten eine deutliche Korrektur an den asiatischen Aktienmärkten. Doch dann sei der Zeitpunkt für neue Engagements gekommen: Von der weltweiten Börsenkapitalisierung entfallen 52 Prozent auf die USA, aber nur 13 Prozent auf Asien inklusive Japan. «Dieses Verhältnis wird sich radikal ändern», ist Faber überzeugt, «während im Westen die realen Einkommen stagnieren, entstehen dafür neue Zentren des Reichtums in Asien.»