Seit Jahren beklagen wir uns über die hohen Leistungsbilanz-Ungleichgewichte in der Welt, die auch für das Entstehen der Wirtschafts- und Finanzkrise mitverantwortlich gemacht werden. Nun vollzieht sich hier aber eine Verbesserung, wie sie eindrücklicher kaum sein könnte. In den Vereinigten Staaten hat sich das Riesendefizit von 180 Milliarden Dollar im ersten Quartal 2008 auf 100 Milliarden Anfang dieses Jahres fast halbiert. Auch in anderen Defizitländern wie Spanien oder Italien gehen die Fehlbeträge deutlich zurück.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Umgekehrt verringern sich die Überschüsse. Deutschland hatte vor einem Jahr im ersten Quartal noch einen Positivsaldo von umgerechnet 70 Milliarden Dollar, der inzwischen auf 28 Milliarden geschrumpft ist. In Japan hat sich der Überschuss in dieser Zeit halbiert.

Das hat erhebliche Auswirkungen auf die weitere Entwicklung der Weltwirtschaft: Erstens sinkt der Bedarf an internationalen Kapitalbewegungen zum Ausgleich zwischen Überschuss- und Defizitländern. Kapitalbewegungen können sich wieder mehr an Renditeunterschieden statt an Leistungsbilanzsalden orientieren. Zweitens geht die Unsicherheit auf den Märkten zurück. Es gibt weniger Staaten, die von Kapitalimporten abhängig sind. Das gilt auch für die USA, die sich von ihrem wichtigsten Gläubiger, China, emanzipieren können. Drittens stehen die Devisenmärkte wieder auf solideren Füssen. Es bedarf keiner weiteren Wechselkursbewegungen mehr, um die Gleichgewichte im internationalen Handel herzustellen. Viertens findet ein beträchtlicher Wachstumstransfer von den Überschuss- zu den Defizitländern statt. Für die USA bedeutet dies einen konjunkturellen Impuls von 2 bis 2,5 Prozent, der nicht weniger wichtig ist als das Ankurbelungsprogramm von Präsident Obama. Andererseits erleiden die Überschussländer einen negativen Effekt.

Die Fortschritte im «global rebalancing» lösen natürlich nicht alle Probleme. Es wird aber wenigstens eine Quelle der Unsicherheit beseitigt. Das hilft bei der Überwindung der Krise. Die Verbesserung der Leistungsbilanz in den USA wird sich früher oder später auch positiv auf den Wert des US-Dollars auswirken und zu einer Aufwertung führen.

Martin Hüfner, Publizist und Chefökonom der Aquila Gruppe, Zürich.