Griechische Staatsanleihen in Euros erbringen für eine Laufzeit von zehn Jahren eine Rendite von über sechs Prozent. Das ist fast doppelt so viel wie bei deutschen Bundesanleihen. Als Mitglied der Europäischen Währungsunion ist der Emittent nicht vergleichbar mit Schuldnern wie Argentinien. Er wird nicht pleitegehen, und er wird auch nicht aus der Eurozone ausscheiden. Der Europäische Rat hat versprochen zu helfen. Wenn alle Stricke reissen und es doch einmal zu temporären Verzögerungen beim Schuldendienst kommen sollte, wäre dies als «Schmerzensgeld» mit den hohen Coupons abgegolten.

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Die attraktive Rendite ist aber nur zum Preis von erhöhten Risiken zu haben. Griechenland blickt auf eine lange Geschichte mit Zahlungsproblemen zurück. In den letzten 200 Jahren musste der Staat fünfmal den Bankrott erklären oder eine Umschuldung vornehmen und hatte in der Hälfte der Zeit Zahlungsschwierigkeiten.

Ausserdem hat die Krise ihren Höhepunkt noch nicht erreicht – die Zinsen könnten noch weiter steigen. Auch sind sich die EU-Staaten noch nicht einig, wie sie Griechenland helfen wollen. Die griechische Gesellschaft hat den Ernst der Lage noch nicht erkannt. Es wird gestreikt und immer noch gegen die Sparpläne der Regierung demonstriert. Das, was beispielsweise in Irland geschieht, nämlich eine Kürzung der Beamtengehälter, ist in Griechenland (noch) nicht denkbar.

Die Konsolidierungspläne der Regierung in Athen sind zu ehrgeizig und in dieser Form unrealistisch. In vier Jahren soll das öffentliche Defizit von 12,7 auf unter 3 Prozent gesenkt werden. Das würde, bei einer linearen Entwicklung, bedeuten, dass die Regierung mit Sparmassnahmen jedes Jahr 2,5 Prozentpunkte des gesamtwirtschaftlichen Wachstums abschöpft. Das ist kaum vorstellbar.

Auch das Wechselkursrisiko ist zu bedenken: Der Euro könnte gegenüber dem Franken weiter an Wert verlieren.

Griechenland wird freilich nicht der einzige Schuldner bleiben, der im laufenden Jahr gute Renditen bietet. Die Zinsen von Staatsanleihen Spaniens, Portugals und Irlands sind in letzter Zeit gestiegen. In einer Welt der hohen Staatsschulden werden weitere Emittenten hinzukommen.

Martin Hüfner ist Publizist und Chefökonom der Aquila Gruppe.