Der Internationale Währungsfonds hat im Januar die Konjunkturprognosen nochmals nach oben korrigiert. In den USA sind die Ängste vor einem Double Dip, das heisst einer Rezession mit zwei Tälern, wie vom Erdboden verschwunden. In Europa weitet sich das Wachstum von der Schweiz und Deutschland auf die Nachbarländer aus.
In der Tat gibt es derzeit nicht viele Indizien, die auf einen neuen Abschwung hindeuten. Ein Indikator, der aus der Reihe tanzt, ist der bekannte Baltic Dry Index. Er war in der Vergangenheit immer ein zuverlässiger Frühindikator der Entwicklung des Welthandels. Er misst die Frachtraten im globalen Schiffsverkehr. Wenn die Raten nach oben gehen, dann wird mehr transportiert. Das ist normalerweise ein Zeichen, dass Exporte und Importe in der Welt steigen.
Dieser Baltic Dry Index geht seit neun Monaten fast kontinuierlich nach unten. Nun kann man einige Sondereffekte anführen, die eine Rolle spielen. Das Angebot an Frachtern im Schiffsverkehr ist gestiegen. Mehr Schiffe heisst, dass die Frachtraten sinken müssen. Daneben ist die Menge an Rohstoffen wegen der Waldbrände in Russland, der Missernten in einigen Teilen der Welt und der Überschwemmungen in Australien zurückgegangen. Wenn weniger transportiert wird, dann sinken natürlich die Frachtraten. Aber reichen diese Faktoren zur Erklärung des Rückgangs im Baltic Dry Index aus? Zweifel bleiben.
Sie werden genährt durch eine Reihe von Schwachstellen in der Weltwirtschaft. Der Anstieg des Ölpreises in den letzten sechs Monaten kostet, wenn er anhält, einen viertel Prozentpunkt Wachstum. Die steigenden Zinsen in den Schwellenländern dämpfen die dortige Konjunktur. Die starken Kapitalzuflüsse machen die Schwellenländer für Schwankungen an den internationalen Finanzmärkten anfällig. Die Aktienkurse sind dort zuletzt nicht mehr gestiegen. Wenn das Vertrauen in die AAA-Qualität der Amerikaner wackeln würde, wäre es auch mit dem US-Wachstum nicht mehr so weit her.
Die Schlussfolgerung: Die Stimmung an den Märkten ist zu gut. Sie sollte mit Hinweis auf den Baltic Dry Index nicht kaputtgeredet werden. Aber es ist Zeit, etwas Wasser in den Wein zu giessen und die Risiken im Kopf zu behalten.
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