Die wirtschaftliche Situation der Schweiz ist im Vergleich mit andern Ländern so gut wie schon lange nicht mehr. Das reale Bruttoinlandprodukt (BIP) ist gegenüber dem Vorquartal um 0,7 Prozent gewachsen. In Euroland gab es dagegen nur Stagnation. Der Geschäftsklimaindex der Konjunkturforschungsstelle KOF ETH liegt wieder deutlich über dem Vorkrisenniveau – weit besser als der deutsche Ifo-Index. Die Investitionen erhöhten sich im vierten Quartal um real 3,9 Prozent gegenüber dem Vorquartal. In Euroland gehen sie insgesamt zurück, in Deutschland halten sie sich auf niedrigem Niveau.

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Während sich die Notenbank-Geldmenge (das Geld, das die Zentralbank den Banken zur Verfügung stellt) verringert, steigt die Geldmenge bei Wirtschaft und Privaten wieder an (M3: plus 6,1 Prozent). Damit haben sich die monetären Verhältnisse, anders als in der EU, einigermassen normalisiert.

Verglichen mit anderen Ländern in Europa, ist die Schweizer Staatsverschuldung lächerlich niedrig. Die gesamte Schuldenlast beträgt 40 Prozent des BIP, etwas mehr als halb so viel wie in Deutschland oder in den USA. Die Haushalte von Bund, Kantonen und Gemeinden weisen in diesem Jahr sogar einen Überschuss aus. Die Folge: Unabhängig vom Streit über Bankgeheimnis und Steuerfragen fliesst Geld in die Schweiz. Der Franken wertet sich auf, und zwar stärker, als das der Nationalbank lieb ist. Der Kapitalmarkt verspricht Gewinne. Die Aktienkurse sind, gemessen am SMI, seit Jahresbeginn um drei Prozent gestiegen, der Euro Stoxx 50 ist gesunken. Die Zinsen für zehnjährige Staatspapiere haben sich seit Mitte 2009 um 50 Basispunkte reduziert – die Kurse haben sich also entsprechend erhöht. So konnten Anleger auch mit Obligationen eine bessere Rendite erzielen als anderswo.

Die Schweiz war schon immer attraktiv aufgrund ihrer politischen Unabhängigkeit, der gesellschaftlichen Stabilität und natürlich auch der Expertise, des Langfristdenkens und der geringen Spekulation durch die hiesigen Vermögensverwalter. Jetzt kommen noch gute wirtschaftliche Rahmenbedingungen dazu. Im Englischen nennt man so etwas «goldilocks» (Goldlöckchen).

Martin Hüfner ist Publizist und Chefökonom der Aquila Gruppe.