In Zeiten der Krise fliehen Anleger ins Gold. Es überrascht daher kaum, dass auch in dieser Krise der Goldkurs auf ein neues Allzeithoch gestiegen ist. Doch aktuell glänzt nicht nur Gold. Auch im Technologiesektor ist eine Goldgräberstimmung ausgebrochen, die es in dieser Form seit der Dotcom-Blase nicht mehr gegeben hat.

Christos Maloussis ist Market Analyst und Premium Client Manager bei der IG Bank.

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Während durchaus Gemeinsamkeiten der Übertreibung mit damals zu erkennen sind, gibt es einen grossen Unterschied. Die Digitalisierung der Welt ist keine Zukunftsvision mehr, sondern, von der Coronakrise erzwungen, immer mehr die Realität. Entsprechend stieg auch der Nasdaq 100 – genau wie Gold – auf ein neues Allzeithoch. Schaut man sich jedoch den Index im Detail an, ist Vorsicht geboten.

Big-Four dominieren

Wie trügerisch dieser Höhenflug im Nasdaq 100 ist, zeigt ein Blick auf die Indexgewichtung. Während die vier grössten Unternehmen im Index – Apple, Amazon, Microsoft und Alphabet – nahezu 47 Prozent der Marktkapitalisierung im Index ausmachen, entfallen die restlichen 53 Prozent auf die verbliebenen 96 Unternehmen.

Entsprechend hoch ist demzufolge die Abhängigkeit des Index von den vier Mega-Caps. Bis auf Alphabet (+17 Prozent), welche während der Corona-Pandemie mit sinkenden Werbeeinnahmen zu kämpfen hat, konnten Amazon (+80 Prozent), Apple (+57 Prozent) und Microsoft (+35 Prozent) deutlich zulegen und den Index mitziehen. Während in Zeiten des Lockdowns der Onlinehandel von Amazon floriert, schaffte es Apple in dieser Woche sogar als erstes Unternehmen überhaupt die Marke von 2 Billionen Dollar Marktkapitalisierung zu überschreiten.

Tesla ist der Top-Performer

Obwohl deutlich kleiner als die Big-Four, steuert Tesla dieses Jahr einen Grossteil der Index-Performance bei. Mit einer sagenhaften Performance von mehr als 350 Prozent schlägt Tesla alle anderen Unternehmen im Index. Mit dieser Rallye überholte Tesla sogar Toyota als wertvollsten Autobauer der Welt. Seitdem wir Tesla im Juni als den grossen Krisengewinner vorgestellt hatten, verdoppelte sich der Kurs nochmals und handelt aktuell nur noch knapp unter der psychologisch wichtigen Marke von 2000 Dollar.

Und trotzdem liegen alle Augen aktuell auf dem Biotechnologiesektor. Allen voran auf dem Hoffnungsträger Moderna, der verspricht, einen Impfstoff gegen das Corona-Virus zu finden. Wer jedoch glaubt, dass dieser Sektor im Index eine entscheidende Rolle spielt, der täuscht sich. Obwohl insgesamt 10 Biotech-Unternehmen im Nasdaq 100 vertreten sind, macht die aktuelle Marktkapitalisierung nur 4 Prozent des Index aus. Auch wenn Moderna bereits mehr als 240 Prozent zulegen konnte, spielt der gesamte Biotechnologiesektor nur eine untergeordnete Rolle im Index.

Aufwärtstrend mit Risiken

Charttechnisch befindet sich der Nasdaq 100 seit dem Jahrestief Ende März in einem intakten Aufwärtstrend und konnte Anfang dieser Woche ein neues Allzeithoch erreichen. Die Marktbreite zeigt, dass dieser Aufwärtstrend von der Mehrzahl der Unternehmen im Index gestützt wird, da aktuell 76 der 100 Aktien oberhalb des 200-Tage gleitenden Durchschnitts handeln.

Jedoch steigen die Kurse aktuell deutlich schneller als der gleitende Durchschnitt nachziehen kann, sodass ein erhöhtes Risiko einer Rückkehr zum 200-Tage gleitenden Durchschnitt (Mean-Reversion) besteht. Dies könnte für eine bevorstehende Korrektur sprechen. Ein weiterer Grund für eine bevorstehende Korrektur dürfte die Saisonalität in Wahljahren sein. Diese deutet darauf hin dass für den Aktienmarkt im Zeitraum von September bis Oktober nicht viel zu holen ist. Will man trotzdem auf eine Fortsetzung des Aufwärtstrends setzen, so könnte einem der aktuelle Chartverlauf Unterstützung bieten.

Wie auf dem Chart ersichtlich, prallten die Korrekturen seit der Etablierung des Aufwärtstrends zuverlässig in einem Bereich zwischen dem 20-Tage gleitenden Durchschnitt (rot-gestrichelte Linie) und dem 50-Tage gleitenden Durchschnitt (blaue Linie) ab, was ein mögliches Stop-Level darstellen könnte. Handelt man den Nasdaq 100, darf man die Big-Four jedoch nicht aus den Augen verlieren, denn jedes Einzelne dieser Unternehmen hat das Zeug, den Index eigenständig zu bewegen.

Nasdaq

Nasdaq-100-Chart: Wie lange geht es noch aufwärts?

Quelle: ZVG