Handelskrieg? Konjunkturangst? Kursflaute? Von wegen. Tech-Aktien sind im Höhenflug. Während wichtige Aktienindizes wie SMI, Dow Jones, Nikkei 225 oder DAX rund fünf Prozent unter ihren Hochs vom Jahresstart notieren und insbesondere Europas Börsen seit 15 Monaten per Saldo auf der Stelle treten, feiern Tech-Anleger einen Kursrekord nach dem anderen. 

Seit 2009 zieht es den Kurschart der wichtigsten Technologiebörse der Welt, der Nasdaq 100 in New York, wie an einer Schnur im 45 Grad-Winkel nach oben. Nur zweimal gab es eine Seitwärtsbewegung. in der Summe haben sich die Kurse versechsfacht. Der jüngste Rekord stammt vom letzten Dienstag.

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Hohe Outperformance bei relativ geringem Risiko 

Für Tech-Aktien besonders erstaunlich: Die Kursschwankungen, als Mass für das Risiko, sind auf tiefem Niveau. So beträgt die Volatilität im Nasdaq 100 derzeit 15 Prozent. Der Dow Jones, in dem zwar auch mehrere Tech-Aktien enthalten sind, überwiegend aber Titel aus der weniger riskanten Old Economy, schneidet mit einer Volatilität von 11 Prozent auch nicht viel besser ab. Dabei brachten die US-Standardwerte trotz ihres nicht sonderlich weniger grossen Risikos seit 2009 ein deutlich bescheideneres Kursplus von «nur» rund 200 Prozent. 

Der Tech-Boom ist ein internationales Phänomen. Auch europäische Technologie-Indizes eilen von einem Hoch zum nächsten. Der TecDAX in Deutschland hat sich seit 2009 versechsfacht und auch die zehn Werte im SPI Technology sind in Höchstform. Das Plus der letzten zehn Jahre beträgt dort 500 Prozent.

Von Blasenbildung weit entfernt 

Viele Anleger fragen sich: Ist da noch mehr drin, oder haben wir bereits eine Preis-Blase, die bald platzen könnte? Wiederholt sich jetzt möglicherweise sogar der Jahrtausendcrash seinerzeit mit den Dotcoms?

Die Bewertung der Aktien dürfte diese Frage weitgehend beantworten. Denn Ende 1999 wurden die Titel an der Nasdaq mit KGVs von über 50 bewertet. Anleger waren damals bereit, den Index oder vielmehr die Mitglieder im Durchschnitt mit ihrem 50fachen Jahresgewinn im Jahr 2000 zu bezahlen.

Damals notierte der Nasdaq 100 im Hoch bei knapp 4600 Punkten. Jetzt sind es zwar 7400 Punkte. Doch das aktuelle Kurs/Gewinn-Verhältnis des Index liegt nur bei 26,5 und im nächsten Jahr soll es sogar zurückgehen. Der Konsens der Analysten rechnet für 2019 mit der 20fachen Gewinnbewertung. Die Bewertung von US-Tech-Titeln war damit im Höhepunkt der Dotcom-Blase vor 20 Jahren rund 2,5 mal so hoch wie heute. 

Das KGV wird durch starkes Wachstum untermauert

Zum Vergleich: Der Dow Jones bringt es auf ein erwartetes KGV in 2019 von 16,3 und der S&P 500 wird mit dem 17,5fachen des erwarteten Gewinns im nächsten Jahr bewertet. Damit ist der Nasdaq zwar etwas höher bewertet als die beiden anderen Indizes, doch das Wachstum ist ebenfalls höher. So rechnen die Experten des Researchhauses FactSet für das zweite Quartal bei den Nasdaq-Titeln mit einem Wachstumsplus beim Umsatz von 13,4 Prozent. Die Gewinne sollen sogar um 24,6 Prozent zulegen.

Am schnellsten soll der Internet-Sektor expandieren. Der Umsatz von Internet-Software und -Services soll im zweiten Quartal um 26 Prozent steigen, die Gewinne sogar um 58 Prozent. Da nehmen sich die Zuwachsraten im breiten US-Aktienmarkt mit dem S&P 500 bescheiden aus. Die Schwergewichte im Index schafften nach Angaben von FactSet im zweiten Quartal «nur» ein Gewinnwachstum von 19,9 Prozent.

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Apple: Der Kurs wird wohl bald die 200-Dollar-Marke knacken.

Quelle: T3 Magazine/Getty

Apropos S&P 500: Der Index und damit die gesamte US-Wirtschaft scheinen gut in Schuss zu sein. Laut FacSet ist die aktuelle Wachstumsrate im Quartal die zweithöchste seit fast acht Jahren. Positiv ist auch zu werten, dass im abgelaufenen Quartal 85 Prozent der S&P 500-Mitglieder die Konsenschätzungen der Analysten beim Umsatz übertreffen konnten. Beim Gewinn lagen sogar 89 Prozent – also neun von zehn – über den Erwartungen der Experten. 

Der Tech-Boom wird weitergehen 

Aber zurück zu den besonders wachstumsstarken Tech-Titeln. Der Sektor wird bekanntermassen von einer Reihe von Wachstumstreibern beflügelt. Das sind nicht nur die zunehmende Internet-Sicherheit oder das Thema Digitalisierung, sondern auch künstliche Intelligenz und die rasant steigende Vernetzung von Geräten aller Art. In vielen Produkten ist heute ein Computer verbaut und dieser kommuniziert eben mit zahllosen anderen Geräten oder Zentralen. Entsprechend hoch ist die Nachfrage nach IT. 

Diese Trends werden die Welt sicher noch lange prägen und ein Investment in die Nasdaq dürfte da von Vorteil sein. Anleger setzen auf ein Indexzertifikat (ISIN: CH0210890460, Laufzeit endlos) oder ein Hebelprodukt mit konstantem, nicht zu hohen 4er-Hebel (ISIN: CH0238252065, Laufzeit endlos) und sind damit bei weiter steigenden Tech-Kursen breit gestreut mit von der Partie. 

Apple im Hoch

Unter den Einzelwerten scheint Lam Research (ISIN: US5128071082) vielversprechend. Die Aktie des Zulieferers der Halbleiterindustrie hat in den letzten vier Monaten fast 20 Prozent an Wert verloren. Den Analysten von UBS scheint der Rückgang überzogen. Lam wurde von den Experten Ende Juni auf «Kaufen» gestellt. Mit einem 10er-KGV auf Basis 2019 ist der Titel mehr als günstig.  

Eine positive Einschätzung der Analysten gibt es auch zu Apple (ISIN: US0378331005). Nachdem das Unternehmen seit vielen Jahren mit seinen iPhones oder Computern schönes Wachstum generiert hat, halten viele Experten nun die Dienstleistungsangebote rund um Apple Music, Apple Pay und das Geschäft mit Apps für zunehmend zukunftsträchtig. Die Aktie klebt gerade am Widerstand bei 190 Dollar. Bei einer nicht zu hohen 14er-KGV-Bewertung in 2019 scheint es nur eine Frage der Zeit, bis die 200er-Kursmarke durchbrochen wird.  

AMS als Chance

An der Schweizerischen Börse im SPI scheint derzeit unter anderem AMS interessant. Das Unternehmen kam mit dem gesamten Sektor der Halbleiterindustrie unter die Räder, die zu den Zulieferern von Apple zählen. Die Befürchtung: Der Produzent der iPhones könnte möglicherweise weniger Komponenten für sein neues iPhone abrufen. Nach dem Kursrückgang um 35 Prozent seit März sollte da aber schon sehr viel Negatives eingepreist sein.   

Ein klarer Turnaround-Kandidat ist auch Kudelski (ISIN: CH0012268360). Der Anbieter von digitalen Sicherheitssystemen und Lösungen für digitale und interaktive Medien richtet sich neu aus und die laufende Restrukturierung brachte im ersten Halbjahr rote Zahlen. Durch den Umbau werden künftig aber nicht nur die Kosten gesenkt, sondern es rücken auch neue Wachstumsfelder wie Internetsicherheit und Internet der Dinge mehr in den Fokus. In den letzten zwei Jahren hat die Aktie 60 Prozent an Wert verloren. Risikofreudige steigen jetzt ein.