Die Finanzkrise hat den Internetplattformen im Börsenhandel nur wenig anhaben können. Der Zuwachs an Neukunden verlangsamte sich zwar, kam aber nicht zum Erliegen oder kippte gar in einen Kundenabfluss. Nun, da sich die Märkte wieder erholen und das Vertrauen zurückkehrt, steigt der Kundenzufluss bei den wichtigsten Anbietern an und mit ihm auch das Handelsvolumen. So dürfte Marktführer Swissquote demnächst die Schwelle von 150  000 Kunden überschreiten, jene mit Sparkonten eingerechnet.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

An die 350  000 Anleger wickeln in der Schweiz inzwischen ihre Börsengeschäfte übers Internet ab. Ein wesentlicher Grund für die Krisenresistenz der Plattformen sind die Verfügbarkeit und die Liquidität, die in heissen Phasen für die Abwicklung von Aufträgen besonders wichtig ist.

Zuwächse verzeichnen vor allem die etablierten Plattformen, neben Swissquote jene der Post, die zusammen mit der Waadtländer Kantonalbank den Online-Handel auf PostFinance führt. Dann zählen die Berner Kantonalbank mit Trade-net, die Migros Bank und die Saxo Bank zu den führenden Anbietern. Die andern Plattformen kommen nicht über 10 000 Kunden hinaus (siehe Tabelle im Anhang).

Es sind nicht in erster Linie die Gebühren, die das Wachstum der Marktführer vorantreiben. Die Basiskosten sind weitgehend vergleichbar und seit Monaten stabil. Neben der Übersichtlichkeit und der Verständlichkeit dürfte vor allem das Angebot an Handelsmöglichkeiten und Informationen massgebend sein.

So bietet Swissquote inzwischen den Handel an 60 Börsenplätzen an wie auch eine Plattform für Währungshandel. Regelmässig werden Börsenseminare in der ganzen Schweiz veranstaltet. Kunden können jederzeit ihr Depot auf Risikokennzahlen analysieren. Und ab Mitte 2010 soll auch ein elektronischer Anlageberater zur Verfügung stehen, der das Risikoprofil der Kunden automatisch ermittelt und konkrete Depotvorschläge unterbreitet. So nutzen nicht nur Professor Thorsten Hens vom Swiss Banking Institute und Vermögensverwalter Hans Kaufmann, sondern auch Pierin Vincenz vom Konkurrenten Raiffeisen regelmässig diese Plattform, wie eine Umfrage unter einigen Schweizer Finanzprofis zeigt.

Persönlicher Berater. «Ich nutze primär die hauseigene Internetseite von PostFinance», bekennt dagegen Post-Chef Jürg Bucher. Auf dieser Plattform fällt insbesondere ein breites Angebot an Hintergrundinformationen und Analysen zum Wirtschaftsgeschehen auf. Punkto Online-Handel sind die Möglichkeiten – verglichen mit anderen Brokern – zwar beschränkt. Doch kann hier auch bei Internettransaktionen ein persönlicher Berater zu Hilfe gezogen werden. Das bietet insbesondere Anlegerneulingen Sicherheit.

Trade-net.ch, die Plattform der Berner Kantonalbank, fällt mit ihrem innovativen Fingerabdruck-Sicherheitscheck auf. Zudem deckt sie ein umfassendes Informationsangebot an Schweizer Nebenwerten und nichtkotierten Aktien an. Die dänische Saxo Bank ist vor allem auf den Derivatehandel spezialisiert. Ebenso Tradejet, eine Tochter der Stuttgarter Börse, die daneben im ETF-Handel günstig ist. Die belgische Keytrade wiederum will Swissquote punkto Service und Preis direkt konkurrenzieren.Als Ergänzung zum üblichen Bankangebot und teurer sind die Online-Plattformen der Grossbanken und der meisten andern Schweizer Retail-Banken.

Trotz der Informationsvielfalt, die Trading-Plattformen bieten, ist es Anlegern noch immer kaum möglich, Kennzahlen zu Aktien oder Finanzprodukten zu finden, um für Anlageentscheide eine Bewertung vornehmen zu können. Um die attraktivsten Anlagen zu finden und sich über das aktuelle Börsengeschehen sowie die Entwicklung an den Finanzmärkten zu informieren, sind die Anleger auf andere Plattformen angewiesen. Das meist kostenfreie Angebot wird immer umfassender und ermöglicht es auch Kleinanlegern, nicht nur wie Profis zu handeln, sondern auch Recherchen zu betreiben und Einschätzungen zu Märkten und einzelnen Titeln vorzunehmen.

So nutzt etwa Investor Adriano Agosti neben den Internetseiten von «Financial Times» und «Wall Street Journal» auch die Seiten der Nachrichtenagentur Bloomberg und des Fernsehsenders CNBC. Sites, die auch für Kleinanleger frei zugänglich sind – ebenso wie die Apps von Bloomberg für Smartphones, über die sich wie Agosti auch Fleur Platow, Gründerin der Frauen-Investment-Planung-Schule (FIPS), unterwegs informieren lässt (siehe «Mobile Finanzinfos» unter ' Weitere Artikel').

Bei den Schweizer Nachrichtenseiten bieten vor allem Cash.ch, Stocks.ch und FuW.ch ein breites Angebot an Finanzdaten und aktuellen Börseninformationen. Neben Kursen und Grafiken umfasst Cash.ch von Ringier auch Interviews mit Finanzexperten. An die 2500 Teilnehmer diskutieren in verschiedenen Börsenforen. Alles gebührenfrei.

Videos und Foren gibt es auch auf der Seite des Anlegermagazins «Stocks», das wie BILANZ zum Axel Springer Verlag gehört. Für Anleger besonders nützlich sind dort aber vor allem die Kennzahlen und Analysen zu einzelnen Aktien und Wertpapieren. Aktien können zudem mit Suchfiltern nach dem günstigsten Kurs-Gewinn-Verhältnis oder nach der höchsten Dividendenrendite gesucht werden.

Sowohl bei Cash.ch als auch bei Stocks.ch können Anleger direkt auf eine Tradingplattform wechseln, um Transaktionen zu tätigen; bei Cash.ch auf Trade-net der Berner Kantonalbank, bei Stocks.ch zu Swissquote. Das ist auf der Internetseite der Zeitung «Finanz und Wirtschaft» nicht möglich. Auch beschränkt sich das Angebot von FuW.ch auf Schweizer Aktien und ist Abonnenten mit Passwort vorbehalten. Allerdings erhalten Benutzer auf dieser Seite die Einschätzungen der Analysten zu Schweizer Aktien.

Ein sehr umfassendes Angebot an Informationen und Kennzahlen zu Schweizer Aktien bietet schliesslich die Schweizer Börse SIX. Mit einem kostenfreien Passwort erschliessen sich die Benutzer den Zugang zu Firmendaten einzelner Titel: zum Beispiel Verschuldung des Unternehmens, Managementtransaktionen oder Veränderungen im Aktionariat. Leider gibt es auf Six-swiss-exchange.com noch keine Möglichkeit, mit einem Filter nach bestimmten Kennzahlen zu suchen.

Blick über die Grenze. Sehr unterschiedlich ist das Informationsangebot bei den Banken. Die Zürcher Kantonalbank bietet nebst Kurskennzahlen auch Analysen und Markteinschätzungen.Ebenso die Credit Suisse, wo zudem Nichtkunden im Fund Lab eine umfassende Datenbank an Fonds geboten wird. Für Schweizer Anleger am komplettesten sind indes die Informationen der Fondsplattform Morningstar.ch. Diese Daten fliessen auch in zahlreiche andere Internetseiten ein. Kosten, Portfoliostruktur, Performance über verschiedene Zeiträume und sogar Angaben zum Fondsmanagement sind auf dieser Seite für alle in der Schweiz vertriebenen Fonds zu finden.

Für Investitionen über Derivate liefert die Website Payoff.ch von Derivative Partners nützliche Inputs. Das Portal gibt unter anderem eine vollständige Übersicht über die im Markt erhältlichen Produkte und deren Kategorisierung in Risikoklassen. Und das Glossar der Fachbegriffe ist fast unerschöpflich. Aktuelle und umfassende Daten zu strukturierten Produkten liefert zudem die Handelsplattform Scoach.ch, eine Tochterfirma der Schweizer und der Deutschen Börse.

Durchaus nützlich können für Anleger auch die Internetseiten von Verbänden und Behörden sein. So etwa die Seite des Fondsverbandes, der mit Swiss Fund Data über eine umfassende Fondsdatenbank verfügt. Der Verband für Strukturierte Produkte listet unter www.svsp-verband.ch Risikokennzahlen zu Emittenten von strukturierten Produkten auf. Und bei der Finanzmarktaufsicht werden unter Finma.ch schwarze Listen mit dubiosen Anbietern von Finanzprodukten geführt.

Mit einem Blick über die Grenze werden Anleger unter dem schier unüberblickbaren Informationsangebot bei Finanzen.net, ebenfalls einer Plattform von Axel Springer, umfassend mit Informationen zu einzelnen Wertpapieren versorgt. Vielfältige Analysetools bieten die Finanzseiten von Yahoo und Finanztreff.de, Letztere auch mit umfassenden Kennzahlen. Bei allen drei sind die Informationen weitgehend frei zugänglich.