Die nächste satte Milliardenbewertung für eine Internetfirma ist da. Das Online-Radio Pandora hat seinen Aktienpreis zum Schluss noch einmal hochgeschraubt und kommt nun mit einem Wert von 2,6 Milliarden Dollar an die Börse.
Das Preisschild wirkt wie eine Ohrfeige für die alte Musikindustrie: Die Plattenfirma Warner Music, das Zuhause von Künstlern wie Phil Collins oder Eric Clapton, wurde jüngst für nur 1,3 Milliarden Dollar verkauft. Allerdings musste der Käufer, ein russischstämmiger Geschäftsmann, bei Warner Music auch noch fast 2 Milliarden Dollar Schulden übernehmen.
Das Unternehmen surft damit auf der Welle der Milliarden-IPOs in der Internetindustrie. Pandora setzte den Ausgabepreis für die Aktien am Dienstag auf 16 Dollar fest. Sie sind damit immer teurer geworden: Im April noch sollten die Anteile 7 bis neun Dollar kosten, vergangene Woche ging die Firma auf 10 bis 12 Dollar hoch. Pandora und die Altaktionäre erlösen damit rund 235 Millionen Dollar - mehr als das Doppelte der ursprünglich angepeilten 100 Millionen.
Nach wie vor Verlust
Der Dienst ist eine Art Internet-Radio, dass sich auf den Musikgeschmack seiner Nutzer einstellt. Das Erstaunliche an der Milliarden-Bewertung ist: Pandora schreibt nach wie vor rote Zahlen und konnte bisher mit der Musikbranche nur US-Lizenzen aushandeln. Dort ist die kalifornische Firma aber stark. Laut Marktforschern hält Pandora etwa die Hälfte des Marktes für Internet-Radio in den USA.
Wegen eines Gebührenstreits mit der Musikindustrie stand Pandora 2007 schon kurz vor dem Aus. Der Erfolg der App für Apples iPhone brachte die Firma aber zurück ins Spiel.
Mit den Einnahmen aus dem Börsengang könnte Pandora auch andere Länder ins Visier nehmen sowie versuchen, etwa auf Autoradios vorzustossen. Die Lizenzgebühren für die Musikstücke sind die schwerste Last, die Pandora schultern muss. Geld bringt vor allem Werbung herein.
Im April hatte Pandora nach eigenen Angaben 90 Millionen registrierte Nutzer. Jede Sekunde komme ein neuer hinzu, hiess es. Im ersten Geschäftsquartal von Februar bis April verdoppelte sich der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 51 Millionen Dollar. Noch schreibt Pandora aber Verluste, zuletzt mehr als neun Millionen Dollar.
Rote Zahlen hat Pandora mit vielen Internetfirmen gemein, die Investoren setzen aber auf ein weiterhin rapides Wachstum und klingelnde Kassen in der Zukunft. Mancher Beobachter fühlt sich derzeit an die Blase zu Zeiten der New Economy erinnert. Als das berufliche Online-Netzwerk LinkedIn Mitte Mai an die Börse ging, schoss die Aktie von 45 auf bis zu 122,70 Dollar hoch. Inzwischen sackte das Papier aber ab und stand zuletzt bei rund 76 Dollar.
(laf/tno/awp)