Dass die (Barrier) Reverse Convertibles zu den gefährlichsten Finanzprodukten in Europa gekürt wurden, ändert nichts daran, dass diese Struktur bei Schweizer Privatanlegern zu den beliebtesten überhaupt zählt. Das hängt unter anderem mit dem gut verständlichen Auszahlungsprofil zusammen.

Vereinfacht gesagt kaufen Investoren einen bedingten Kapitalschutz auf einen oder mehrere Basiswerte, dafür verzichten sie auf allfällige Kursgewinne und Dividendenzahlungen des Basiswerts oder der Basiswerte. Zusätzlich erhalten sie eine einmalige oder periodische Zinszahlung (Coupon). Im Fall eines Barrier Reverse Convertibles (BRC) auf einen oder mehrere Basiswerte gilt es also vor allem drei Grössen zu beachten.

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Rendite. Die Höhe des Coupons im Vergleich zur Höhe der Divdendenrendite des oder der Basiswerte. Sie gibt das Renditepotenzial gegenüber der Direktanlage an. Der Coupon wird in jedem Fall ausbezahlt. An Kursgewinnen des Basiswertes oder der Basiswerte partizipieren Anleger nicht.

Kapitalschutz. Die Höhe der Barriere gibt den Umfang des bedingten Kapitalschutzes an. Ein Beispiel: Im Fall eines BRC auf Nestlé mit einer Barriere von 80 Prozent darf der Basiswert Nestlé während der Laufzeit bis zu 20 Prozent sinken, ohne dass es zu einer Aktienlieferung kommt und die Investitionssumme zu 100 Prozent zurückbezahlt wird.

Kursentwicklung. Die Markterwartung des oder der Basiswerte ist zentral für die Wahl des geeigneten strukturierten Produkts. Wer von stark steigenden Kursen während der Laufzeit ausgeht, der kauft besser die Direktanlage oder spekuliert mit einem Hebel auf überproportionale Kursgewinne des oder der Basiswerte. Wer mit einer deutlichen Korrektur des Basiswerts oder der Basiswerte rechnet, kauft besser ein Kapitalschutzprodukt oder hält sein Pulver trocken. In Seitwärtsmärkten, wie es aktuell beim Swiss Market Index der Fall ist, spielen BRCs ihre Stärken aus.

In einer Studie hat die Bank Vontobel festgestellt, dass BRCs in mehr als 60 Prozent aller Fälle besser abschnitten als die ihnen zugrunde liegenden Basiswerte. In Phasen leicht negativer Kursentwicklung haben sogar 99 Prozent der BRC besser rentiert als die Basiswerte. Georg von Wattenwyl, Head of Financial Products, Advisory & Distribution bei der Bank Vontobel, kommentiert: «Aus Verlustrisiko-Sicht sind viele Barrier Reverse Convertibles attraktiver als die entsprechenden Basiswerte als Direktanlage.» Dieser Befund darf allerdings nicht zu dem Trugschluss verleiten, im persönlichen Portfolio alle gehaltenen Aktien durch BRCs auf die jeweiligen Titel zu ersetzen. Zwar ist im Einzelfall der BRC oftmals risikoärmer als die Direktanlage. Würde man allerdings das gesamte Portfolio austauschen, funktionierte diese Risikostreuung nicht mehr.

Der Grund ist rasch gefunden: Aktien mit sehr hohen Verlusten führen auch zu hohen Verlusten in den entsprechenden BRCs. Aktien mit hohen Gewinnen führen jedoch in BRCs nicht zu den gleich hohen Gewinnen, weil das Renditepotenzial durch die Höhe der Couponzahlung begrenzt ist. Damit verkehrt sich der positive Effekt eines diversifizierten Portfolios in sein Gegenteil.