Ashton Kutcher ist einer der prominentesten Startup-Investoren: Der Hollywood-Schauspieler investiert in das Insurtech Wefox, wie Anfang Februar bekannt wurde. Das Startup mit Zürcher Wurzeln will mit seinen Apps und der rein digitalen Versicherung One den Versicherungsmarkt aufmischen. Um welche Summe es sich bei dem Investment handelt, ist nicht bekannt, wohl aber, dass inzwischen gut 55 Millionen Euro in Wefox geflossen sind.
«Herr Kutcher hatte bereits vor seinem Einstieg bei Wefox den Ruf, ein gewiefter Investor zu sein. Der erste Kontakt kam dann via Speedinvest zustande, einem Venture Capital Fund für Tech Start-ups», so Wefox-Mitgründer Teodoro Martino.
Aktiver Investor
In der Tat macht der Schauspieler bereits seit Jahren als Investor von sich reden. Er gilt als einer der aktivsten Promi-Investoren, der vor allem im Silicon Valley für Furore sorgt.
Mit seinen Fonds «A-Grade Investments» und «Sound Ventures» steckte der Schauspieler sein Geld in Firmen wie Airbnb, Uber, Skype oder Spotify. Auch deutsche (weniger erfolgreiche) Startups wie GoButler, Amen oder Gidsy fanden sich bereits auf der Gönnerliste Kutchers wieder.
Prominente entdecken das Unternehmertum
Mit seiner Investoren-Tätigkeit befindet sich Kutcher in prominenter Gesellschaft. Denn immer mehr Persönlichkeiten von Weltruhm haben das Unternehmertum für sich entdeckt.
Da wäre etwa Schauspielkollege Will Smith, der in das Health-Care-Start-up Biobeats und die Männerbekleidungsfirma Vastrm investiert hat. Oder Jared Leto, der den Spezialisten für digitale Signaturen Docusign sowie die Meditations-App Headspace unterstützt.
Justin Timberlake beteiligte sich einst an der Social-Media-Plattform Myspace sowie an der Plattform Stipple, Pop-Ikone Justin Bieber an Spotify und der Selfie-App Shots, und das frühere Victoria’s Secret Model Tyra Banks steckte ihr Kapital in die Karriere-Website The Muse.
Und dann gibt es noch U2-Sänger Bono, der dank seiner frühen Beteiligung an Facebook mehr Geld verdient haben soll, als in seiner kompletten Laufbahn als Musiker. Oder Jessica Alba, die mit The honest company gleich ihr eigenes Unternehmen gründete.
Auch Philipp Lahm schraubte bereits an seiner Investoren-Karriere, als er noch im Dress des FC-Bayerns auflief: Die Start-ups Fanmiles und Danova gehören zu den ersten Beteiligungen im Porfolio des Ex-Nationalspielers.
Hohes Risiko und grosse Chancen
Dass immer mehr Prominente ihr Kapital in junge Firmen stecken, scheint in Zeiten der niedrigen Zinsen und des Anlagenotstandes plausibel, schliesslich muss das viele Geld irgendwohin. Start-ups als neue Renditequelle kommen da gerade recht – auch um der Diversifikation willen. Zwar ist das Risiko bei Startups nicht unerheblich – eine Faustregel besagt, dass nur einss von zehn Startups erfolgreich ist – dafür kann man mit etwas Glück aber auch richtig absahnen.
Zudem lastet auf Prominenten ohne rechtschaffenen Beruf oftmals der Druck zu beweisen, dass sie ihr Geld tatsächlich verdient haben. Als Venture Capitalist können sie ihre Klugheit und Geschick beweisen, obendrein viel Geld machen und das Ganze noch medienwirksam inszenieren – vor allem wenn sie Themen unterstützen, die dem Gemeinwohl dienen.
Trend auch in der Schweiz
Auch unter Schweizern macht sich der Trend bemerkbar: Fussball-Nationalgoalie Yann Sommer investierte in die Zügel-Plattform Movu und Stan Wawrinka engagiert sich als Mitglied des Advisory Boards der Swiss Startup Factory für Schweizer Startups.
Das am höchsten bewertete Startup der Schweiz, Mindmaze, konnte als Geldgeber einen besonders dicken Fisch an Land ziehen: Im vergangenem Jahr ist Leonardo DiCaprio beim Lausanner Unternehmen als Investor eingestiegen.
Grosse Publicity für Jungunternehmen
Für Jungunternehmen sind die Promi-Investoren wegen der grossen Publicity, die sie erzeugen, gleich doppelt wertvoll, sagt Start-up-Experte und Startups.ch-Gründer Michele Blasucci. «Für die Unternehmen geht es in erster Linie darum, möglichst schnell bekannt zu werden, um die Finanzierung zu sichern. Ein prominenter Investor kommt da wie gerufen und ist zugleich auch ein Signal an andere potentielle Investoren.»
Doch Blasucci warnt auch: «Für das Unternehmen wird ein bekannter Investor dann problematisch, wenn er in Skandale verwickelt ist. So wie es positiv von seiner Bekanntheit profitieren kann, kann die Firma auch im negativen Fall, zum Beispiel wenn der Investor in einem Skandal verwickelt ist, darunter leiden. Das kann dann aufs Firmenimage abfärben.»
Kein Vorzugspreis für Kutcher
Wefox dürfte vorerst von seinem neuen Star-Investor profitieren. Dennoch verwundert es, dass ein Investor wie Kutcher wegen seiner Beteiligung – wenn er sie denn als Geldanlage sieht – so medienwirksam in Erscheinung tritt. Bekam er für seinen Promistatus etwa einen Vorzugspreis?
Wefox-Mitgründer Martino widerspricht: «Wir behandeln alle Investoren gleich.» Was also bleibt, ist die Frage, ob am Ende tatsächlich das Produkt oder doch nur der Investor in Erinnerung bleibt. Und wie glaubwürdig Ashton Kutcher als Versicherungsmakler ist.