Die Lust auf Reisen steigt und steigt. Und zwar weltweit. Schätzungen zufolge kletterte die Anzahl internationaler Reiseankünfte im vergangenen Jahr auf knapp 1,2 Milliarden. Damit hat sich weltweit das Tourismusaufkommen in den vergangenen 20 Jahren mehr als verdoppelt. Und ein Ende dieses Trends ist nicht in Sicht. Die Experten der Weltorganisation für Tourismus gehen davon aus, dass es im Jahr 2030 bereits 1,8 Milliarden Touristenankünfte geben wird.
Kein Wunder also, dass der Tourismus in vielen Regionen zu den wichtigsten wirtschaftlichen Wachstumsfaktoren zählt. Während die USA die weltweit höchsten Tourismus-Einnahmen verbuchen, geben die Chinesen am meisten für ihre Trips rund um den Globus aus. Als Reiseziel wird Europa immer beliebter, darunter auch die Schweiz. Hierzulande hat die Anzahl der Feriengäste in den vergangenen fünf Jahren um 6 Prozent zugenommen – trotz des starken Frankens –, und die Einnahmen kletterten sogar um nahezu einen Fünftel.
Kuoni und Starwoods – es kommt zur Konsolidierung
Dass eine derartige Wachstumsbranche viel Kapital anzieht, wundert nicht. Die einen engagieren sich in Aktien der Reisekonzerne, die anderen kaufen sie gleich auf. So geschehen bei Kuoni, Anfang Jahr. Die schwedische Beteiligungsgesellschaft EQT hat sich den heimischen Reisedienstleister vollständig einverleibt.
Auch für Privatanleger gibt es also mehr als genug Gründe, sich mit dem Sektor näher zu beschäftigen. Das Risiko der Branche durch negative Einflüsse von Kriegen, Terror oder auch wie zuletzt durch Flugzeugentführungen wie jene in Ägypten darf aber nicht vergessen werden. So spürt beispielsweise Thomas Cook die Zurückhaltung der Kunden nach den Anschlägen in vielen Reiseländern. Das Unternehmen teilte mit, dass die Buchungen für die Sommersaison derzeit um 5 Prozent unter jenen des Vorjahreswertes liegen. Der britische Touristikkonzern geht davon aus, dass die Kunden nicht generell fernbleiben werden, sondern sich erst später für einen Urlaub entscheiden, um dann aktuellere Informationen zur Sicherheitslage zu haben. Auch, wenn es also kurzfristig zu Schwankungen kommen kann, unter langfristigen Gesichtspunkten hat der Sektor derartige Bedrohungen bis dato stets bewältigen können.
Bei Wyndham übernachten Touristen gern, …
Während grosse Reisekonzerne wie Thomas Cook (ISIN GB00B1VYCH82) und TUI (ISIN DE000TUAG000) unter dieser aktuellen Unsicherheit leiden – die Kurse beider Titel liegen seit dem Jahresbeginn um rund einen Fünftel im Minus –, erfreuen sich beispielsweise Hotelketten weiterhin eines hohen Zulaufs. Der weltweit grösste Betreiber, Wyndham Worldwide (ISIN US98310W1080), konnte für das vergangene Jahr durchwegs passable Wachstumszahlen vorlegen. Vor allem im vierten Quartal zog das Geschäft an. So kletterte der Umsatz von Oktober bis Dezember im Hotelsegment um 18 Prozent, auf Konzernbasis waren es immerhin noch 6 Prozent.
Das operative Ergebnis kam mit einem Plus von 8 Prozent überproportional voran. An diesem Tempo möchte Wyndham auch 2016 festhalten und geht von einem Ebitda von bis zu 1,4 Milliarden Dollar aus. Das Ergebnis je Aktie soll bis auf 5,60 Dollar zulegen. Das wäre ein Plus von 9 Prozent. Damit bleibt der Wachstumskurs intakt, und die Aktie wird wohl ihren kurzfristigen Aufwärtstrend weiter fortsetzen. Ein milliardenschweres Aktienrückkaufprogramm des Konzerns bietet auf der Unterseite sogar noch einen gewissen Schutz.
… aber Starwood und Marriott könnten zur Nummer eins aufsteigen
Konkurrenz könnte Branchenprimus Wyndham schon bald von der Hotelkette Starwood bekommen. Diese hat sich nämlich bereits Mitte März auf eine Fusion mit dem Konkurrenten Marriott verständigt. Zusammen wären sie der grösste Hotel-Konzern der Welt. Das Marriott-Angebot für Starwood liegt bei 13,6 Milliarden Dollar. Der chinesische Versicherer Anbang hatte zwar ein höheres Angebot unterbreitet, hat seine Offerte aber wieder zurückgezogen.
Mit dem Tourismus eng verbunden, ist die Flugbranche. Besonders attraktiv zeigen sich die Valoren von Ryanair (ISIN IE00BYTBXV33). Europas grösste Billigfluglinie befindet sich auf einem dynamischen Wachstumskurs und ist infolgedessen mit einem 2017er-KGV von 12 günstig bewertet. Der Analystenkonsens geht für das vergangene Geschäftsjahr per 31. März von einem Anstieg des Gewinns je Aktie von mehr als 50 Prozent aus. 2016/2017 wird ein weiteres Plus von 18 Prozent erwartet. Die 2016er-Bilanz, zusammen mit einem Ausblick, werden die Iren am 23. Mai vorlegen.
Neuer Hotspot: Bologna
Als «Geheimtipp» in der Branche wird der Flughafen Bologna gehandelt. Das Unternehmen ist im vergangenen Jahr an die Börse gegangen. Die Aktie des Airport-Betreibers (ISIN IT0001006128) verhielt sich zuerst monatelang unauffällig, zog dann aber in diesem Jahr bereits um knapp 30 Prozent nach oben. Untermauert wird der Aufwärtsschub von einem starken 2015er-Ergebnis. Das Passagieraufkommen der Italiener nahm um knapp 5 Prozent zu, der operative Gewinn sogar um 11,8 Prozent. In die ersten beiden Monate des neuen Jahres ist Aeroporto di Bologna sogar noch dynamischer gestartet. Die Passagierzahlen kletterten nämlich um 16,9 Prozent. Risikobereite Anleger nutzen das positive Momentum der Aktie und steigen ein.
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