An der Börse sieht René Braginsky derzeit mehr Risiken als Chancen. Sorge bereitet ihm vor allem die grosse Abhängigkeit der USA von ausländischem Kapital: 80 Prozent der weltweiten Ersparnisse fliessen derzeit nach Amerika. Dies lasse sich auf Dauer nicht halten. Deshalb zeichne sich eine weitere Schwächung des Dollars ab, was auch den Schweizer Aktienmarkt belaste: «Der Swiss Market Index wird in den kommenden Monaten eher sinken als nach oben springen.» Insbesondere von den Schweizer Blue Chips seien keine grossen Kursavancen zu erwarten. Doch habe der SMI ohnehin an Relevanz für den Anleger verloren, weil er überproportional stark die Entwicklung von fünf Grosskonzernen reflektiere.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 
Zur Person
René Braginsky


Mit sicherem Instinkt hat der gebürtige Basler René Braginsky mehrmals unterbewertete Schweizer Traditionsfirmen aufgespürt, wie etwa den Georg-Fischer-Konzern in den Achtzigerjahren, die Versicherung Bâloise in den Neunzigern oder zuletzt Sulzer Medica (Centerpulse). Der 55-jährige Braginsky begann seine Karriere bei der damaligen Bankgesellschaft. Nach zahlreichen Stationen im Ausland sowie einer Anstellung bei der Bank Vontobel stieg er bei Sal. Oppenheim zum Börsenchef auf. Parallel dazu bündelte er seine eigenen Aktivitäten in der bereits 1985 gegründeten Gesellschaft InCentive Investment. Heute betreut Braginsky über die InCentive Asset Management den erfolgreichen Small- und Mid-Caps-Fonds Asselsa. Daneben ist er in verschiedenen karitativen Stiftungen tätig.

Die interessantesten Aktien dagegen ortet Braginsky in der zweiten Reihe, bei den «Junior-Blue-Chips». Schon in diesem Jahr haben Small und Mid Caps die gross kapitalisierten Aktien klar übertroffen. Dieser Trend werde auch im kommenden Jahr anhalten. Doch welche Titel wecken das Interesse des gewieften Investors? René Braginsky nennt zwei Faktoren: Erstens sollte die Unternehmung auf ein klar definiertes Geschäftsfeld fokussiert sein. Konglomerate dagegen meidet er – ausser sie sind massiv unterbewertet. Zweitens gefallen ihm Gesellschaften, bei denen der Gründer oder der Präsident mit eigenem Kapital beteiligt ist.

Auf seinem Radar hat Braginsky Firmen wie Schweiter, Phonak, Leica oder Interroll. Mit Produktrisiken behaftet sind die Aktien des Zürcher Biotech-Unternehmens Cytos, umgekehrt könne der Kurs im positiven Fall um ein Vielfaches zulegen. Trotz vorsichtiger Grundhaltung kann Braginsky also immer noch einige solide Werte ausmachen. Insgesamt jedoch wünschte er sich mehr frischen Wind auf dem hiesigen Aktienmarkt. Attraktive Börsengänge seien rar geworden. Stattdessen habe eine Verlagerung in den Private-Equity-Bereich stattgefunden, in dem er ebenfalls aktiv ist. Für den Privatanleger gibt es auf diesem Feld indes nur wenige Investitionsmöglichkeiten.

Daneben empfiehlt René Braginsky einen Blick auf die Börsenplätze von Osteuropa und Asien; dort sieht er noch Potenzial. Gegenüber Obligationen hingegen ist er zurückhaltend eingestellt. Die Zinsen könnten im kommenden Jahr nun doch wieder steigen. Als sein derzeitiges Steckenpferd bezeichnet er dafür Goldanlagen. Mit der Dollarschwäche könne der Goldpreis nochmals deutlich ansteigen.

Braginskys Tipps
  • Schweiter Maschinenbau
  • Phonak Hörgeräte
  • Leica Geosystems Vermessungstechnik
  • Interroll Logistik
  • Gurit-Heberlein Kunststofftechnologie
  • Saia-Burgess Elektronik
  • Belimo Heizungs- und Klimatechnik
  • Inficon Vakuummessgeräte
  • Micronas Halbleiter
  • Kaba Sicherheitstechnik
  • Feintool Feinschneidetechnik