Der Schweizer Aktienmarkt hat Ende September sogar die Juni-Tiefstände unterschritten. Trotz der jüngsten Bärenmarktrally steht der Swiss Performance Index (SPI) 20 Prozent tiefer als zum Jahresbeginn. In diesem volatilen Marktumfeld schauen Anlegerinnen und Anleger genau hin, wenn Verwaltungsräte oder Geschäftsleitungsmitglieder auf privater Basis Aktien der eigenen Firma kaufen oder abstossen.

Kauft die Teppichetage Aktien, drücken diese möglicherweise die eigene positive Sicht auf den aktuellen oder zukünftigen Geschäftsgang des Unternehmens aus. Es ist ein Vertrauensbeweis und kann als Hinweis darauf interpretiert werden, dass die Managerinnen der Aktie ein Aufwärtspotenzial zuschreiben. Verkäufe, obwohl vielfach als negatives Signal gedeutet, haben weniger Aussagekraft. Bei diesen können auch ausserbetriebliche, private Gründe eine Rolle spielen.

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In den letzten drei Wochen hat die Teppichetage von Schweizer Firmen mit Wertschriften im Wert von über 122 Millionen Franken gehandelt, wobei der Grossteil – gut 114 Millionen Franken – auf Käufe zurückgeht. Bei den Verkäufen fallen vor allem die Banque Cantonale Vaudoise (1,4 Millionen Franken) und Valora (4,9 Millionen Franken) ins Gewicht. Bei Letzterer hat die Teppichetage in zehn Tranchen Aktien im Rahmen des Übernahmeangebots von Femsa verkauft. Bei der welschen Kantonalbank dürfte es sich um Gewinnmitnahmen handeln, befindet sich die Aktie doch nahe dem Allzeithoch vom Februar 2021.

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Im Folgenden ein Überblick über die Aktien von kotierten Schweizer Firmen, bei denen Managerinnen und Manager in den letzten vier Wochen besonders auffällige Zukäufe getätigt haben: 

Richemont

Beim Genfer Schmuck- und Uhrenkonzern hat ein Geschäftsleitungsmitglied am 23. September 520’000 A-Aktien im Wert von knapp 50 Millionen Franken gekauft. Die A-Aktien sind die Papiere von Richemont, die an der Schweizer Börse gehandelt werden. Diese verfügen aber über deutlich weniger Stimmgewicht als die von der Besitzerfamilie Rupert gehaltenen B-Aktien.

Der Zukauf fand zu einem Zeitpunkt statt, als die Aktie wieder auf das Juni-Niveau zurückgefallen war. Das Kursminus des dem Konjunkturzyklus stark ausgesetzten Unternehmens beträgt seit Jahresbeginn 29 Prozent. Das Geschäftsleitungsmitglied sieht wohl trotz der wirtschaftlichen Gegenwinde mit Blick auf die Langzeitentwicklung gute Kaufgelegenheiten. Diesen Standpunkt wird auch von mehreren Analystinnen und Analysten geteilt, die den Titel angesichts des soliden Kerngeschäfts mit Schmuck und Uhren als zu tief bewertet ansehen.

Orascom Development Holding und Aevis Victoria

Ein Verwaltungsratsmitglied von Orascom hat Ende September Aktien im Wert von knapp 5 Millionen Franken gekauft. Beim Käufer könnte es sich wegen der Transaktionssumme gut um Naguib Sawiris handeln, der den Sitz als Verwaltungsratspräsident von seinem Vater und Mehrheitsaktionär Samih Sawiris «geerbt» hat. Die Aktie ist dieses Jahr 26 Prozent zurückgekommen, obwohl der Immobilienentwickler und Hotelbetreiber dank der Erholung im Tourismus wieder schwarze Zahlen schreibt.

Bezüglich des weiteren Geschäftsverlaufs hat die Gruppe mit den Halbjahreszahlen Mitte August aufgrund der grossen Unsicherheiten weiterhin auf konkrete Prognosen für das Gesamtjahr verzichtet. Es drängt sich die Vermutung auf, dass der Verwaltungsrat mit dem Aktienkauf den Geschäftsgang aber positiv beurteilt. Dies würde insofern nicht erstaunen, da der weltweite Tourismus 2022 nach dem Corona-Einbruch wieder starke Lebenszeichen zeigt.

Das könnte auch mit ein Grund dafür sein, warum ein Geschäftsleitungsmitglied von Aevis Victoria Call-Optionen im Wert von 1,2 Millionen Franken auf den Spital- und Luxushotelkonzern gekauft hat. Ein guter Geschäftsgang mit mehr Gewinn und Umsatz hat die Aktie dieses Jahr in noch nie erreichte Sphären befördert. Für das Gesamtjahr 2022 rechnet Aevis Victoria mit «signifikanten» Kapitalgewinnen. 

Forbo Holding

In den letzten drei Wochen wurden von Forbo-Chefs in neun Tranchen Aktien im Wert von knapp 1 Million Franken dazugekauft. Dabei wurde als Käufer ein «exekutives Verwaltungsratsmitglied/Mitglied der Geschäftsleitung» angegeben. Mit den jüngsten Transaktionen beläuft sich die Summe der getätigten Käufe von der Teppichetage seit Jahresbeginn auf 5,7 Millionen Franken.

Die Aktie befindet sich mit einem Kursverlust von 42 Prozent seit Jahresbeginn auf dem Niveau vom März 2020. Verwaltungsrat und Hauptaktionär Michael Pieper, der mit einem Viertel am Industriekonzern beteiligt ist, war den Einträgen zufolge nicht der Käufer. Vermutlich ist es VR-Präsident This Schneider, der neben seiner Aufsichtsfunktion auch Führungsaufgaben beim Hersteller von Bodenbelägen und Förderbändern wahrnimmt.

Kühne + Nagel

Bei den Aktien des Logistikkonzerns Kühne + Nagel kaufen ein oder mehrere Verwaltungsräte weiter fleissig zu. In insgesamt sieben Transaktionen hat eine einem Verwaltungsrat nahestehende juristische Person Aktien im Wert von knapp 47 Millionen Franken erworben. Seit Juli haben Kühne-Manager 280 Millionen Franken in die eigene Firma investiert. Dem stehen Verkäufe von 4,9 Millionen Franken gegenüber. Gemessen am Vermögen liegt man wohl nicht falsch, die Aktienkäufe mehrheitlich dem Ehrenpräsidenten, Mehrheitsaktionär und Milliardär Klaus-Michael Kühne zuzuordnen – insbesondere da die Transaktionen von einer «juristischen Person» ausgeführt wurden. Kühne besitzt mittels der Kühne Holding knapp 53 Prozent am Unternehmen. Die grossen Aktienkäufe konnten aber nicht verhindern, dass die Aktie zuletzt auf das tiefste Niveau seit März 2021 zurückgefallen ist.

Partners Group

Eine nahestehende natürliche Person eines Geschäftsleitungsmitglieds hat in zwei Transaktionen Aktien im Wert von knapp 1 Million Franken erworben. Doch interessanter ist vielmehr eine andere Transaktion im Umfang von 12,5 Millionen Franken. Damit wird ein Geschäftsleitungsmitglied in fünfzig Transaktionen mittels einer Call-Option bis am 8. September 2023 Aktien zu einem Preis von 736 Franken (Strike-Level) kaufen, solange diese nicht über 938 Franken (Knock-out-Level) steigen. Oftmals sind solche Finanzinstrumente ein Lohnbestandteil, was aber in diesem Fall nicht so deklariert wurde. Das eingetrübte Marktumfeld hat die Erträge von Partners Group einbrechen lassen. Die Aktien des auf Privatmarktanlagen spezialisierten Vermögensverwalter sind mit einem Kursminus von 46 Prozent die zweitschlechteste Aktie im Swiss Market Index (SMI). Analysten gehen davon aus, dass die Margen auch in der zweiten Jahreshälfte unter Druck stehen. Einziger Lichtblick sei hingegen, dass die Aussichten zu den verwalteten Vermögen gut blieben.

SIG Combibloc

Nachdem es beim Verpackungshersteller SIG Combibloc bis Mitte September innerhalb eines Monats zu Aktienverkäufen im Wert von mehr als 14 Millionen Franken gekommen war, nutzte Ende September ein Verwaltungsratsmitglied den starken Kursrückgang für Zukäufe. Abgewickelt wurde die Transaktion mit einem Umfang von 4,3 Millionen Franken von einer juristischen Person.

Wie zuvor bei den Verkäufen könnte es sich dabei um die CLIL Holding handeln, die mit gut 9 Prozent die grösste Aktionärin des Verpackungsherstellers ist. Diese gehört dem Verwaltungsmitglied Laurens Last. Der Rückgang des Aktienkurses beinahe auf das Juni-Niveau wurde wohl als neue Kaufchance interpretiert, hat CEO Samuel Sigrist doch erst vor einem Monat einen optimistischen Ausblick auf das zweite Halbjahr kommuniziert.

Dieser Artikel erschien zuerst im Digitalangebot von «Cash» unter dem Titel «Bei diesen Firmen haben Schweizer Topmanager und Verwaltungsräte Aktien gekauft».

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