Stehen wir vor einem neuen Rohstoffzyklus? Oder hat die Hausse bereits den Zenit überschritten? Welche Rohstoffe sind besonders interessant? Und wie kann man überhaupt in Rohstoffe investieren? Rohstoffe sind vielschichtig, und sie werfen verschiedene Fragen auf. Es lohnt sich aber, die Anlagen in die verschiedenen Produkte gründlich zu prüfen. Häufig denken Anleger bei Rohstoffinvestments primär an Erdöl, Gold und Silber. Dabei bietet die Kategorie wesentlich mehr. Die erneuerbaren Rohstoffe wie Weizen, Kaffee, Zucker, Holz und Vieh gehören ebenso dazu wie die «nicht nachwachsenden» Rohstoffe Erdöl, Erdgas, Industrie- und Edelmetalle.
Die Angebotsentwicklung dieser beiden Hauptkategorien ist sehr unterschiedlich. Während bei erneuerbaren Rohstoffen klimatische Faktoren eine zentrale Rolle spielen, stehen bei nicht erneuerbaren Rohstoffen die natürlichen Vorkommen und deren Abbaufähigkeit im Zentrum. Obwohl der technologische Fortschritt in beiden Bereichen das Angebot steigern kann, ist die Knappheit der nicht erneuerbaren Rohstoffe wie Rohöl eine unausweichliche Tatsache. Die lange Frist führt jedoch dazu, dass andere Faktoren diesen Trend immer wieder überlappen oder gar überkompensieren. Dies war in den verschiedenen Phasen der siebziger, achtziger und neunziger Jahre der Fall.
Bei Rohstoffen und den damit verbundenen Anlageprodukten gilt erst recht: Es ist nicht alles Gold, was glänzt.
Entscheidend sind zwei Kategorien von Anlagen zu unterscheiden:
1. die Rohstoffaktien,
2. Investitionen in die Rohwaren mittels Warenkontrakten.
Typische Rohstoffaktien stammen von Minen- und Erdölgesellschaften wie Exxon Mobil, Rio Tinto oder Newton Mining. Daneben gibt es noch sehr viele Titel von Unternehmen, welche in der Produktion, Exploration, Förderung, Verarbeitung und Verteilung von Rohstoffen engagiert sind. Diese Firmen sind für Laien nur schwer einzuschätzen. Am einfachsten und sinnvollsten ist der Kauf eines entsprechenden Anlagefonds. Aber auch hier ist die Auswahl mittlerweile sehr gross, und eine weitere Unterteilung hilft. Rohstoffaktienfonds lassen sich grob in drei Gruppen unterteilen. Eine erste, recht homogene Gruppe umfasst Gold- oder Edelmetallfonds. Eine zweite Gruppe bilden Energiefonds und eine dritte umfasst Fonds, die in Industriemetalle und Ähnliches investieren oder einen Mix bilden. Die Tabellen «Rohstoffaktien» (rechts) zeigen die drei Kategorien und illustrieren auch die Performanceunterschiede. Dabei sollte man sich jedoch nicht von kurzfristigen Trends und der kurzfristigen Performance verleiten lassen.
Neben den Rohstoffaktien gibt es noch eine andere Anlagemöglichkeit: Warenkontrakte oder Commodity Futures. Mit diesen Produkten lässt sich eins zu eins von der Preisentwicklung eines Rohstoffs profitieren. Mit solchen Geschäften verpflichtet sich der Anleger, eine bestimmte Menge eines Rohstoffs bei Fälligkeit zu einem im Voraus definierten Preis zu handeln. Bei einer Preissteigerung streicht der Käufer Gewinne ein und der Verkäufer bei einem Preisrückgang. Damit lässt sich sowohl auf steigende wie auf fallende Preise setzen. Auf Grund der teilweise heftigen Schwankungen, der hohen Mindestvolumen und des möglichen Hebeleffekts ist diese Anlageform für den Privatanleger ungeeignet.
Findige Fondsanbieter haben allerdings auch hierzu interessante Lösungen kreiert. So genannte Commodity Funds investieren via die erwähnten Instrumente direkt in Erdöl, Erdgas, Industriemetalle, Getreide, Nutztiere, Edelmetalle sowie pflanzliche Öle. Diese Fondskategorie ist noch sehr jung, und zurzeit existieren bloss wenige für den Privatanleger zugängliche Fonds. Dazu gehören der Credit Suisse Commodity Fund Plus, der versucht, den Goldman Sachs Commodity Index nachzubilden, oder der UBS (CH) Commodity Fund, der sich am Dow Jones AIG Commodity Index orientiert. Einer der wesentlichen Unterschiede dieser beiden Fonds liegt in der Aufteilung der Investition auf die verschiedenen Rohstoffkategorien. Während beim Credit-Suisse-Fonds die Energie mit 80 Prozent klar dominiert, weist der UBS-Fonds einen Energieanteil von rund 40 Prozent aus und investiert relativ viel in erneuerbare landwirtschaftliche Rohstoffe. Beide Fonds sind in den Währungen Franken, Euro und Dollar erhältlich. Eine interessante Alternative, insbesondere zum Credit Suisse Commodity Fund Plus, ist der EasyETF GSCI. Dieser Fonds wird in Euro an der deutschen Börse und in US-Dollars an der Schweizer Börse gehandelt und bildet denselben Index nach. Mit einer jährlichen Verwaltungsgebühr von 0,45 Prozent ist der EasyETF jedoch deutlich günstiger und kann wie eine normale Aktie ohne Ausgabeaufschlag über die Schweizer Börse ge- und verkauft werden.
Bei der Wahl des geeigneten Anlageinstruments gilt es, die Vor- und Nachteile abzuwägen. Es ist zudem wichtig, die Unterschiede der verschiedenen Anlagemöglichkeiten zu verstehen. Mit einem Fonds in Rohstoffaktien profitiert man nur indirekt von der Preisentwicklung der Rohstoffe. Andere unternehmensspezifische Einflussfaktoren wie Management, technologische Entwicklungen, Margenentwicklung, aber auch Währungsbewegungen sowie die generelle Verfassung des Aktienmarktes beeinflussen die Wertentwicklung ebenfalls.
Untersuchungen zeigten, dass sich bei einer Rohstoffaktie typischerweise bloss 40 Prozent der Preisbewegung direkt durch diejenige des Rohstoffs erklären lassen. Die restlichen 60 Prozent hängen von unternehmensspezifischen Faktoren und der allgemeinen Börsenentwicklung ab. Isoliert betrachtet, kümmert dies einen Anleger wohl nur am Rande, kann er doch bei guter Titelauswahl von einem erfolgreichen Unternehmen zusätzlich profitieren. Berücksichtigt man hingegen nicht bloss den Ertragseffekt eines solchen Anlagefonds auf ein normales bestehendes Portfolio, sondern achtet auch auf das Risiko, sind die erwähnten 60 Prozent übriger Einflussfaktoren kritisch. Optimal sind nämlich Anlagen, die möglichst wenig von allgemeinen Zins- und Konjunkturtrends beeinflusst werden und damit die Diversifikation verbessern.
Genau in diesem Bereich liegen die Vorteile der Commodity Funds, deren Wertentwicklung direkt durch die Preise der berücksichtigten Rohstoffe bestimmt wird. Die Abhängigkeit von internationalen Aktien- und Obligationenmärkten ist gering. Zumindest geringer, als dies bei einem Rohstoffaktienfonds der Fall ist. Zudem können positive Performancebeiträge resultieren, wenn traditionelle Aktien und Obligationen im Zuge von wirtschaftlichen oder politischen Krisen schlecht abschneiden. Inflationsabsicherung und der damit verbundene Schutz vor Kaufkraftverlust sind weitere potenzielle Vorteile. Dies sind sicherlich Eigenschaften, die bei einem Fonds, der als Beimischung gedacht ist, besonders geschätzt werden.
Die Anlageinstrumente sind reichlich vorhanden; es bleibt die Grundfrage: Wie geht es mit den wichtigsten Rohstoffen weiter? Ist der richtige Zeitpunkt zum Einsteigen schon vorüber?
Hier lohnt es sich, genauer auf Angebot und Nachfrage der einzelnen Märkte zu schauen. Der Rohstoffhunger aufstrebender Volkswirtschaften wie Indien und China ist markant gewachsen und dürfte auch in den nächsten Jahren weiter zunehmen. China absorbiert bereits heute 40 Prozent der weltweiten Nachfrage nach Eisenerz; bei Stahl, Zink und Kupfer sind es inzwischen 20 bis 30 Prozent. Die Industrialisierung schreitet rasant voran. Länder wie Indien China, Russland, aber auch Brasilien, die südostasiatischen Staaten oder die Reformländer Osteuropas weisen reale Zuwachsraten des Sozialproduktes von bis zu neun Prozent auf.
Die Nachfrage nach nicht erneuerbaren Rohstoffen aller Art wird also zweifellos zunehmen. Was dies bedeutet, kann eindrücklich am Beispiel Erdöl gezeigt werden. Die Menschheit verbraucht nämlich bereits heute jedes Jahr so viel Öl, wie erdgeschichtlich in einer Million Jahre gebildet wurde. Was passiert erst, wenn für die Chinesen ein Auto einmal so selbstverständlich sein sollte wie für uns?
Für die Preisentwicklung ist jedoch das Angebot ebenso wichtig. Nach dem Rohstoffboom in den siebziger Jahren und dem anschliessenden heftigen Preiszerfall auf den meisten Märkten vegetierte der gesamte Sektor lange Jahre vor sich hin. Zahlreiche Unternehmen kämpften ums Überleben, und als in den neunziger Jahren das Geld fast nur noch in die New Economy floss, spitzte sich die Lage für viele Rohstofffirmen weiter zu. Dass eine solche Konstellation von Angebot und Nachfrage Auswirkungen auf die Preise hat, erstaunt nicht. Bis neue Minenfelder entdeckt und ausgebeutet werden können, dauert es viele Jahre.
Beim nach wie vor wichtigsten Energieträger, dem Erdöl, heizte die Angst vor dem Versiegen der Ölquellen und vor politischen Konflikten in den Förderländern – rund zwei Drittel der bekannten Erdölreserven befinden sich im Nahen und Mittleren Osten – die Preise zusätzlich an. Hinzu kommt das Bewusstsein, dass Wetterkapriolen zu Engpässen bei den Förder- und Raffineriekapazitäten führen können und dadurch die kurzfristigen Preisschwankungen noch akzentuiert werden. Mit dem Ende der Wirbelsturmsaison im Golf von Mexiko hat sich denn auch die Situation etwas beruhigt.
Verschiedene Rohstoffanalysten gehen trotz mittel- und längerfristigem Nachfrageanstieg von einem vorübergehenden Preisrückgang oder zumindest einer Stabilisierung auf dem derzeitigen Niveau aus. Eine gute Gelegenheit für Anleger. Preisrückgänge könnten Einstiegschancen sein, um von einem längerfristigen Aufwärtstrend zu profitieren.