«Es befinden sich weltweit über 550 Millionen Schusswaffen im Umlauf. Das heisst, auf diesem Planeten besitzt jeder 12. Mensch eine Schusswaffe. Das führt zu der einen Frage: Wie bewaffnet man die anderen elf?» Diese Frage stellt US-Schauspieler Nicolas Cage alias Waffenhändler Yuri Orlov im Film «Lord of War». Was Waffenhändler oder die Bosse in den Rüstungskonzernen tatsächlich umtreibt, kann man nicht wissen. Eins ist aber sicher: Die Aktien des Sektors sind im Höhenflug.
So bringt Raytheon alleine seit Jahresstart einen Gewinn von fünf Prozent. Northrop Grumman konnte im Januar um zehn Prozent zulegen und Lockheed Martin brachte den Aktionären sogar ein Plus von 15 Prozent. Alle drei Valoren sind Rüstungstitel aus den USA. Aber nicht nur diese drei sind im Höhenflug, der gesamte Rüstungsmarkt kennt nur einen Weg: nach oben.
Rüstungsaktien – klare Outperformance zum breiten Aktienmarkt
So kletterte der U.S. Aerospace & Defense Index – er versammelt 33 US-Firmen aus dem Rüstungssektor – in diesem Jahr bereits um vier Prozent und hat dabei erst vor zwei Wochen ein neues Allzeithoch erreicht. In den letzten zehn Jahren haben sich die Rüstungsaktien im Index sogar verfünffacht – ein Gewinn von rund 400 Prozent!
Damit lief dieser Sektor weit besser als der breite Aktienmarkt mit dem S&P 500. Dieser Index brachte im selben Zeitraum nämlich «nur» ein Plus von rund 200 Prozent.
Besonders gut ist offensichtlich die Amtszeit von Donald Trump für den Sektor. Denn seit dem Wahlsieg des Milliardärs zum Präsidenten im November 2016 konnten US-Rüstungstitel bereits 80 Prozent zulegen und damit den breiten Aktienmarkt mit seinem Plus von 60 Prozent klar abhängen.
Hohe Nachfrage nach Waffen – die Länder rüsten auf
Diese Outperformance ist leicht erklärt: Donald Trump hat nach seinem Amtseintritt das Militärbudget des Landes stark erhöht. Waren es 2017 im letzten Jahr der Haushaltsplanung durch seinen Vorgänger Barrack Obama noch 605 Milliarden Dollar, die vom US-Staat in Verteidigung oder Rüstung gesteckt wurden, so schnellte das Budget 2018 um 7,0 Prozent auf 648 Milliarden Dollar nach oben. Für 2019 waren 716 Milliarden Dollar vorgesehen und in diesem Jahr sollen es bereits 750 Milliarden Dollar sein.
Aber nicht nur die USA rüsten auf. Chinas Verteidigungsbudget wächst so schnell wie die Wirtschaft des Landes und dabei also mit Raten von sechs bis acht Prozent pro Jahr. Oder die EU. Nicht nur, weil US-Präsident Trump von allen NATO-Verbündeten eine Erhöhung der Verteidigungsausgaben bis 2024 auf zwei Prozent des jeweiligen Bruttoinlandsprodukts fordert – grosse Länder wie Deutschland, Italien oder Spanien haben da noch deutliches Nachholpotential – die EU will sogar eine eigene Armee aufstellen.
1'800 Milliarden Dollar für Rüstung
Sind damit mittelfristig ohnehin weiter steigende Ausgaben für Rüstung angesagt, so sorgt auch das Kriegsgeschehen rund um den Globus für nachhaltige und beständige Nachfrage nach Waffen und Ausrüstung. So gab es nach Angaben des Heidelberger Instituts für Konfliktforschung 2018 16 Kriege und 173 gewalttätige Konflikte rund um den Globus. Im Jahr davor waren es 20 Kriege und 190 gewalttätige Konflikte und in den Jahren 2015 und 2016 mit 19 und 18 Kriegen sowie 183 und 188 Konflikten auch nicht weniger.
Die Nachfrage im Rüstungssektor dürfte damit gut gesichert sein. Nach Angaben des Stockholmer Friedensforschungsinstituts Sipri wurden 2018 weltweit 1'800 Milliarden Dollar für Rüstung ausgegeben. Nach Angaben der Friedensforscher stieg das Rüstungsbudget dabei seit 2007 um 35 Prozent und in den zehn Jahren davor um 45 Prozent. Das durchschnittliche Wachstum der Militärausgaben beträgt damit auf lange Sicht drei Prozent pro Jahr.
Lange Laufzeit der Aufträge bringt gut planbare Erträge
Den mit Abstand grössten Teil vom Rüstungskuchen schlucken dabei die USA. Das Budget der Staaten liegt wie erwähnt bei etwa 700 Milliarden Dollar jährlich. China steckt in Waffen 250 Milliarden Dollar jährlich, Saudi-Arabien, Indien und Frankreich verfügen über einen Militärhaushalt von jeweils etwa 65 Milliarden Dollar und Russland hat ein Budget von 60 Milliarden Dollar.
Der Vorteil der Rüstungs-Firmen: Die Aufträge haben in der Regel Laufzeiten über Jahrzehnte. So werden Panzer und Kampf- oder Transportflugzeuge nicht von heute auf morgen entwickelt und wenn sie einmal im Einsatz sind, bleiben sie lange im Dienst. Das bringt Rüstungskonzernen über viele Jahre gut planbare Einnahmen und für die Aktionäre nachhaltig hohe Gewinne.
Die Armee im Weltraum bringt zusätzliche Wachstumsphantasie
Während derzeit insbesondere die US-Rüstungskonzerne vom Konfliktpotential zwischen USA und dem Iran profitieren, kann Airbus die Schwäche von Boeing ausnutzen. Beide Firmen sind ja nicht nur im zivilen Luftfahrtsegment aktiv, sondern haben auch eine grosse Rüstungssparte. Die Airbus-Aktie ist übrigens wie die der US-Konkurrenten in den letzten zehn Jahren massiv gestiegen. Seit 2010 ist der Kurs auf das Siebenfach hochgeschossen.
Angesichts des langfristigen Wachstums und der Rüstungspläne vieler Länder dürfte sich am Schwung der Branche auch in Zukunft wenig ändern. Befeuert könnten Teilbereiche auch durch die Weltraumpläne von Donald Trump werden. Der US-Präsident will eine eigene Armee für den Weltraum aufstellen und Northrop Grumman beispielsweise dürfte sich als Hersteller von Motoren und Bauteilen für Raketen und Satelliten schon jetzt über schöne Aufträge freuen.
Anleger setzen auf den Rüstungs-Index
United Technologies, kurz UTX, ist ebenfalls eine zusehends spannende Rüstungsaktie. Denn durch die Übernahme des Flugzeugausrüster Rockwell Collins vor zwei Jahren entfallen auf den Luftfahrtbereich von UTX bereits 70 Prozent der Umsätze des Gesamtkonzerns.
Neben den Einzelwerten bietet sich ein Investment in ein ETF auf den Aerospace & Defense Index an. Damit sind Anleger breit gestreut beim weiteren Wachstum des Sektors mit dabei. Eine Anlage ganz klar nach dem Geschmack eines Yuri Orlov.