Es bringt Kinderaugen zum Leuchten: Spielzeug jeglicher Couleur. Rund um den Globus haben Puppen, Teddys, Bauklötze, Blechautos, Modellfahrzeuge, Actionfiguren, Sammelbilder und Sammelkarten einen festen Platz im Kinderzimmer. Sie werden geliebt, bespielt, verschönert, getauscht und irgendwann meist ausgemistet oder verschenkt.
Rückblickend hat das womöglich schon mancher bereut, denn für einige Spielsachen bezahlen Sammlerinnen stattliche Summen. Sogar Beträge in Millionenhöhe sind möglich: Im August 2024 etwa versteigerte Goldin Auctions eine Boba-Fett-Actionfigur für 1,3 Millionen Dollar – ein stattlicher Preis für den berühmten Kopfgeldjäger der «Star Wars»-Saga. Noch höher lag das Gebot für eine DC-Comics-Erstausgabe aus dem Jahr 1938, in der Superman sein Debüt feierte: Im April 2024 wechselte diese für 6 Millionen Dollar den Besitzer. Und im August 2022 zahlte ein Bieter sogar 7,25 Millionen Dollar für eine Baseballspielerkarte von Honus Wagner.
Wachstumstrend für Kinderspielzeug zeigt nach oben
Natürlich sind solche Summen die Ausnahme und werden nur für sehr besondere, seltene und extrem gut erhaltene Spielzeuge gezahlt. Trotzdem wecken derartige Schlagzeilen Begehrlichkeiten und rufen Sammlerinnen und Sammler auf den Plan, die Spielsachen als Wertanlage kaufen. Die Käuferklientel ist gross und der Markt facettenreich und wachstumsstark, auch wenn nicht jede so emsig ist wie Bettina Dorfmann aus Düsseldorf, die mit ihrer 18'500 Puppen umfassenden Barbie-Sammlung im Guinness-Buch der Rekorde steht. «Spielsachen zählen zu den beliebtesten Sammlerobjekten weltweit, und der Wachstumstrend zeigt nach oben», sagt Barbara Bieshaar, Expertin für Kinderspielzeug beim Auktionshaus Catawiki. Hoch im Kurs stehen unter anderem historisches und mechanisches Spielzeug sowie bestimmte Lego-Bausätze und selten gewordenes Mainstream-Spielzeug.
Die Firmen Steiff, Lego, Schuco und Bing punkten
Wichtig ist, dass der Zustand gut ist und die Herstellermarke stimmt. «Etablierte Marken haben langfristig die stabilsten Renditen», weiss Bieshaar. Dabei finden sich in jeder Kategorie klare Favoriten: Bei den Plüschtieren ist dies Ware der Firma Steiff, bei Bauklötzen ist es Lego, und bei Blechspielzeug sind die Hersteller Schuco und Bing sehr gefragt. Unter den Miniatureisenbahnen erzielen Modelle von Märklin, Fleischmann und Wiking die besten Preise, während im Bereich der Modellautos vor allem Hot-Wheels-, KK-Scale-, Dinky-Toys- und Matchbox-Autos auf der Überholspur fahren. Dabei gilt: Die höchsten Preise erzielen seltene und exklusive Stücke, die im Idealfall noch originalverpackt sind.
Zwei weitere Kriterien, die bei der Nachfrage und Preisfindung eine zentrale Rolle spielen: Nostalgie und popkulturelle Bedeutung. «Beides kann die Popularität eines Spielzeugs und damit auch seinen Wert stark erhöhen», sagt Bieshaar. Bei «Star Wars»-Spielzeug geht diese Rechnung sehr gut auf: Die Charaktere der Sternen-Saga begeistern seit 1977 Jung und Alt und besitzen Kultstatus. Die Fangemeinde ist gross und international, was die Preise pusht. Dazu zählen seltene «Star Wars»-Minifiguren und Lego-«Star Wars»-Sets.
Erstausgaben und Prototypen sind gefragt
Auch Lego besitzt eine riesige Fangemeinde, die seit Jahrzehnten wächst. Entsprechend gut sind die Verkaufserlöse bei populärer Ware. Etliche Sets erzielen regelmässig vierstellige Franken-Beträge, wie die gelbe Lego-Ritterburg aus dem Jahr 1978, das Königsschloss von 1984, das Monorail-Transportsystem von 1987 und das Café-Corner-Set aus dem Jahr 2007, das die Modular-Buildings-Serie einläutete. Diese ist bei Sammlern sehr beliebt, weil sie sich mit anderen Sets kombinieren lässt. Da der Spielzeugmarkt stetig wächst, ist es schwierig, den Überblick zu behalten. «Wer sich für Spielsachen als Wertanlage interessiert, sollte recherchieren, was am Markt gefragt und gesucht ist», rät Catawiki-Expertin Bieshaar. Mit Investments in gut erhaltene, seltene Spielzeugklassiker mit grosser Fan-Base kann man wenig falsch machen. Ebenso wie mit populärer, limitierter Ware, auslaufenden Sets, Erstausgaben und Prototypen, die nie im Handel waren, weil sie nur für einen bestimmten Zweck oder eine bestimmte Gruppe produziert wurden. Ein Beispiel sind Bauklötze aus 14-karätigem Gold, die Lego an Mitarbeitende verschenkte, um sich für ihre lange Betriebszugehörigkeit zu bedanken. «2017 haben wir einen für 18'498 Euro versteigert», sagt Catawiki-Fachfrau Bieshaar.
Eine Orientierungshilfe bieten Auktionsergebnisse und Kataloge. Diese sind aber nur Momentaufnahmen und keine Garanten für zukünftige Preise. Daher sollte bei hochpreisigen Käufen am besten auch der emotionale oder dekorative Wert eine grössere Rolle spielen. Falls das Investmentkalkül nicht aufgeht, lässt sich das Spielzeug zudem gut weiterverschenken. Kinder sind am Ende sowieso der grössere Schatz.
Dieser Artikel ist im Millionär, dem Magazin der «Handelszeitung», erschienen (Dezember 2024).